Rotary Aktuell
Rotary ist nicht gleich Rotary
Unter dem Dach von Rotary International sind Rotarier weltweit vereint. Doch wo liegt der feine Unterschied? Rotarier aus sieben Regionen der Erde erzählen, was Rotary-Kultur bei ihnen vor Ort ausmacht.
Das neue Gesicht von Rotary „down under“
Rotary in Australien ist wie das Land selbst – groß und vielfältig. Australien ist die erfolgreichste multikulturelle Gesellschaft der Welt. Fast die Hälfte der heutigen Bevölkerung wurde entweder im Ausland geboren oder hat mindestens einen im Ausland geborenen Elternteil. Auch die meisten australischen Rotary Clubs haben die Politik von RI in Bezug auf Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion mit Begeisterung übernommen und heißen die vielen unterschiedlichen Menschen in ihren Gemeinwesen willkommen.
Während Australiens älteste Clubs, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiern, immer noch als elitär gelten könnten – wohlhabend und an traditionellen Lunch-Meetings mit einem traditionellen Meeting-Format festhaltend –, versammeln sich Clubs von kleinen Landstädten bis hin zu Küstengemeinden in einer Vielzahl unterschiedlicher Formen.
In der Hauptstadt von Queensland, Brisbane, ist der RC Woolloongabba der erste RC der Welt, der einen Pride Club zur Unterstützung der LGBTIQ-Gemeinde des Staates sponsert. Bereits seit mehreren Jahren unterstützt der RC Woolloongabba LGBTIQ-Organisationen wie den Queensland Council for LGBTI Health und Open Doors Youth Service. Letztes Jahr gründeten die Clubmitglieder den ersten Rotaract Pride Club – eine Premiere für RI.
Der Distrikt 9640 ist der Distrikt mit den besten Ergebnissen bei Mitgliederwachstum und -bindung in Zone 8 und hat die Grenzen der Clubentwicklung neu definiert. Der damalige Governor Andy Rajapakse und sein Team gründeten fünf neue Rotary Clubs, zwei Rotary-Satellitenclubs, drei Rotaract Clubs, einen Interact Club und einen Rotex Club. „Wir haben in 365 Tagen eine Rekordzahl von 383 neuen Mitgliedern in unsere 58 Rotary Clubs aufgenommen“, sagte Andy Rajapakse. „63 Prozent davon waren weiblich und 24 Prozent waren unter 40. Der Gold Coast Passport Rotary Club und der Gold Coast Corporate Rotary Club gehören zu den besten Innovationen des Distrikts.“
Auf nationaler Ebene haben sich zur Feier des 100-jährigen Bestehens von Rotary „down under“ (Australien, Neuseeland und Südwestpazifik) Clubs und Distrikte aus der gesamten Zone zusammengeschlossen, um die Initiative Rotary100downunder, Rotary Give Every Child a Future, zu unterstützen.
Das Projekt feiert 100 Jahre Dienst und wird in Zusammenarbeit mit Unicef über drei Jahre hinweg 100.000 Kinder in neun südpazifischen Inselländern gegen Rotavirus, Pneumokokken und Gebärmutterhalskrebs impfen. In Zusammenarbeit mit Unicef wird Rotary mit lokalen Regierungen zusammenarbeiten, um Impfprogramme zu entwickeln und umzusetzen, die die Impfstoffe verabreichen. Durch die Stärkung der Gesundheitssysteme im Pazifik wird die nachhaltige Bereitstellung dieser Impfstoffe auch in Zukunft gewährleistet.
Auch wenn es in diesem Jahr viele Hundertjahrfeier-Projekte in der gesamten Zone gibt, ist Rotary Give Every Child a Future das Projekt, das ganz Australasien einbezieht und zeigt, dass Rotary auch in der heutigen Welt stark bleibt.
Meagan Martin
(Gold Coast Passport Rotary Club) ist seit 2019 Redakteurin von Rotary Down Under
Jeder 300. Norweger ein „Rotarianer“
Bereits sechs Jahre bevor Altkanzler und Hapag-Chef Wilhelm Cuno mit dem RC Hamburg den ersten Rotary Club im Deutschen Reich ins Leben rief, war am 13. Oktober 1921 der erste Club in Skandinavien gegründet worden. Olaf M. Oleson, norwegisch-amerikanischer Senator aus Idaho und Mitglied des RC Fort Dodge, hatte im Juni 1921 an der RI Convention in Edinburgh teilgenommen, anschließend sein Geburtsland besucht und seinem Neffen dort von Rotary erzählt. Ola Five, Hauptmann der Königlichen Garde, versammelte acht Freunde und gründete mit ihnen den RC Kristiania. 1924 änderte der Club wie die Stadt den Namen und heißt seither Oslo Rotary Klubb. Zu den Ehrenmitgliedern zählt Kronprinz Haakon Magnus, sein Vater König Harald V. ist Ehrengouverneur der sieben norwegischen Rotary-Distrikte. Der Oslo Rotary Klubb hat nicht nur 19 Clubs in Norwegen gegründet, er stand mit dem København Rotary Klubb auch Pate an der Wiege des Stockholm Rotary Klubb. Heute zählt Norwegen mit 335 Clubs und rund 14.000 Mitgliedern zu den rotarischen Hochburgen – jeder 300. Norweger ist „Rotarianer“.
Ihre Begegnungen eröffnen die Clubs mit einer „Gladmelding“, einer persönlichen frohen Botschaft. Währenddessen geht ein Mitglied von Tisch zu Tisch und verkauft Lose; dem Gewinner winkt ein Wein, das Siegerlos zieht der Referent des Tages. Die Erlöse kommen der Clubkasse zugute. In einem Drei-Minuten-Vortrag kommentiert ein Mitglied ein aktuelles Thema, ehe bei Mittagstreffen ein kalter „lunsj“ und abends ein warmes „middag“ gereicht wird.
Dank der hervorragenden digitalen Infrastruktur setzen die Clubs vielfältige webbasierte Initiativen um. Eine von ihnen ist der „digitale Schmelztiegel“; in regelmäßigen Netzwerktreffen stimmen die Clubs auf regionaler und nationaler Ebene bestehende und geplante Projekte miteinander ab, bündeln Ressourcen und steigern damit den Nutzen rotarischer Projektarbeit. Auf die akademische Jugend setzt der RC Færder: Er bietet seinen heimgekehrten Austauschstudenten eine kostenlose Mitgliedschaft an. Bjørn Rismyhr (RC Karmøy-Vest) ließ seinen Mercedes mit dem Wunschkennzeichen „Rotary“ versehen. „Rotary, ist das ein Tanzclub?“, lautete eine der Fragen, die er zu hören bekam. „Was auch immer die Leute fragen, es ist eine gute Gelegenheit, Rotary vorzustellen“, sagt Rismyhr.
Kai-Axel Aanderud (RC Hamburg-Deichtor) ist der Sohn eines norwegischen Vaters und einer deutschen Mutter. Er gewann den Uranienborg Rotary Klubb (Oslo) als Partnerclub seines RC Hamburg-Deichtor.
Ungleichheit und viele Bedürfnisse
Es gibt drei Distrikte (9350, 9370 und 9400), die sich über Südafrika erstrecken und geografisch sechs Nachbarländer umfassen, nämlich Angola, Botswana, das Königreich Eswatini, Lesotho, Süd-Mosambik und Namibia. Der Besuch eines Stadtclubs kann sich von dem eines Clubs auf dem Lande stark unterscheiden. Die Mitglieder von Stadtclubs sind traditionell Führungskräfte aus der Industrie und eher formell. Die Clubs auf dem Lande zogen in der Vergangenheit vor allem Mitglieder mittlerer und kleiner Unternehmen an, die sehr gesellig und weniger formell sind. Beide Formen von Clubs verändern sich allerdings ständig, da sie Vielfalt und Gleichberechtigung der Geschlechter anstreben. Frauen wurden zwar erst 1991 bei Rotary aufgenommen, aber wir können einen Anteil von 32 Prozent weiblicher Rotarier vorweisen.
Die meisten Clubs im südlichen Afrika basieren auf dem historischen, traditionellen Clubmodell. Das Konzept und die Flexibilität von E-Clubs und Satellitenclubs gewinnen langsam an Zugkraft. Die Clubs engagieren sich leidenschaftlich für ihre Projekte. Es ist immer eine sehr demütige Erfahrung, zu sehen, was die Clubs tun und welchen Unterschied sie machen.
Da das südliche Afrika eine Region ist, in dem so viel Ungleichheit und Armut herrscht, gibt es viele Bedürfnisse. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass alle sieben Schwerpunktbereiche für das südliche Afrika sehr relevant sind. Wenn ich gezwungen wäre, die Bedürfnisse nach Prioritäten zu ordnen, würde ich die folgenden Bereiche in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit auflisten: Wasser und sanitäre Einrichtungen, Unterernährung und frühkindliche Entwicklung, wirtschaftliche Möglichkeiten, Frieden und Konfliktverhütung. Die Region des südlichen Afrikas ist sehr empfänglich für Vereinbarungen im Rahmen von Inter-Country Committees. Bislang bestehen gute Beziehungen zu Distrikten in Deutschland, Kanada, Indien und dem Vereinigten Königreich. Diese Beziehungen werden nicht nur für Projekte, sondern auch für Freundschaftsaustausch, Jugendaustausch, Kulturaustausch, Konferenzen oder Webinare aufgebaut.
Grant Daly
ist Past-Governor im Distrikt 9400.
Viel weniger traditionell als in Deutschland
Großbritannien hat sich in der Vergangenheit immer wie ein widerspenstiger Teenager verhalten – stolz, aber stur und sehr unabhängig. Immerhin sind wir ein Inselstaat, der an der schmalsten Stelle nur 20 Meilen vom europäischen Festland entfernt ist. Doch im Kontext von Rotary in Großbritannien und Irland sind die Nationen England, Schottland, Wales, Nordirland und die Republik Irland fünf Länder und zwei sehr unterschiedliche Inseln, was ihre Eigenschaften und Kulturen angeht. Dennoch sind wir alle durch das gemeinsame Band von Rotary verbunden. Es gibt etwa 40.000 Rotarier in Großbritannien und Irland, was einen kontinuierlichen Rückgang der Mitgliederzahlen in den letzten Jahrzehnten widerspiegelt. Davon sind 22 Prozent weiblich, und das Durchschnittsalter liegt bei 71 Jahren. Aber dies sind keine typischen Zeiten. Covid-19 hat die Form und das Wesen von Rotary weltweit verändert. Mit Clubs, die sich online treffen, sind die Möglichkeiten, Spendengelder zu sammeln, extrem begrenzt.
Rund 12,4 Millionen Briten engagierten sich während der Pandemie freiwillig in ihren Gemeinden, hinzu kamen Zehntausende in der Republik Irland. Die Herausforderung nach der Pandemie wird darin bestehen, diese zukünftigen Rotarier in unsere Clubs aufzunehmen, nachdem sie nun auf den Geschmack der Freiwilligenarbeit gekommen sind.
In den vergangenen 16 Monaten haben sich die Rotary Clubs in ihren Gemeinden engagiert, um Bedürftigen und isolierten Menschen beim Einkaufen und Abholen von Medikamenten zu helfen. Sie haben Lebensmittelbanken unterstützt, die durch die steigende Arbeitslosigkeit unter unerträglichen Bedingungen existieren. Clubs haben in Teams zusammengearbeitet, um persönliche Schutzausrüstungen wie Kittel und Gesichtsmasken für Arbeiter an vorderster Front bereitzustellen – viele von ihnen sind selbst Rotarier. Und im letzten Jahr haben Rotarier, mich eingeschlossen, bei den Massenimpfungen mitgeholfen.
Dieser Wunsch, sich ehrenamtlich zu engagieren und sich im Gemeinwesen einzubringen, wurde im vergangenen Mai deutlich, als Rotary bei der UK Volunteer Expo, einer zweitägigen digitalen Leistungsschau, ganz vorn mit dabei war. Mehr als 5500 Menschen meldeten sich für die Expo an – 40 Prozent davon Rotarier – und erfuhren, wie sich das ganze Wesen und die Form der Freiwilligenarbeit verändert. Die Botschaft der Volunteer Expo war, dass wir die Freiwilligenarbeit für die nächste Generation relevanter machen müssen, indem wir Möglichkeiten anbieten, die für jüngere Menschen mit ihrem geschäftigen Arbeitsleben vereinbar sind. Wir müssen flexibler sein, und das gilt auch für die Art und Weise, wie wir Rotary betreiben.
Rotary auf diesen Inseln ist viel weniger traditionell als in Deutschland. Diese Flexibilität hat zur Entwicklung von Satellitenclubs, Passportclubs und Clubs geführt, die sich nicht mehr formell zum Essen treffen, sondern vielleicht am Sonntagmorgen mit Kindern im Schlepptau in einem Café.
Dave King (RC of Gosport in Hampshire/ England) ist seit vier Jahren Redakteur des Rotary-Magazins für Großbritannien und Irland. Seit 2010 ist er Rotarier und war bereits Mitglied in verschiedenen Clubs.
Service als Lebensart
Wenn Rotarys Motto „Einheit in der Vielfalt“ lautet, welches bessere Beispiel könnte es dafür geben als Rotary in einem so vielfältigen Land wie Indien? In einem Land mit 22 Hauptsprachen und mehreren Tausend Dialekten, bleibt die Sprache von Rotary eine – die des selbstlosen Dienens.
Der RC of Queen’s Necklace, Mumbai, ist ein Club in Indiens Finanzhauptstadt. Die Mitglieder kommen aus einem breiten Querschnitt von Berufen und Unternehmen. In dem 181 Mitglieder starken Club ist eine gesunde Anzahl von Frauen. Und das Alter reicht von 40 bis 70 Jahren. Es werden ständig Anstrengungen unternommen, jüngere Mitglieder zu gewinnen.
Soziale Initiativen und die Gemeinschaft bilden jene Kultur, die den Club verbindet. Mit großzügigen Spenden der Mitglieder ist der Club in der Lage, sehr große Projekte durchzuführen. Ein typischer Spendenaufruf auf Whatsapp sammelt innerhalb weniger Stunden Zusagen in Höhe von 50.000 Dollar. Letztes Jahr, während der ersten Welle der Pandemie, führte der Club ein Projekt im Wert von fast zwei Millionen Dollar durch, um zehn Millionen Mahlzeiten an die hungernden und obdachlosen Menschen zu verteilen, die aufgrund der langen Abriegelung des Landes stark betroffen waren. Die Hälfte dieser Mittel wurde von den Mitgliedern, ihren Familien und Freunden gespendet. Die Mitglieder setzen sich leidenschaftlich dafür ein, der örtlichen Gemeinde in den Bereichen Bildung, Unterprivilegierte, subventionierte Gesundheitseinrichtungen für die Armen und Verbesserung der Lebensbedingungen für die Landbevölkerung zu helfen.
Die Kameradschaft ist ein sehr wichtiges Merkmal. Die Mitglieder kamen vor der Pandemie jeden Monat zu zwei Treffen und mindestens einer Gemeinschaftsveranstaltung zusammen. Alle indischen Feste, und davon gibt es einige, werden normalerweise jedes Jahr mit großer Freude gefeiert. Während Diwali, dem Fest der Lichter, kommt der gesamte Club zu einer Galanacht zusammen. Aufgrund der anhaltenden Pandemie finden keine physischen Treffen statt, aber die Zoom-Meetings sind gut besucht, um den Rednern aus aller Welt zuzuhören. Außerdem haben die Mitglieder virtuelle Veranstaltungen abgehalten, wie zum Beispiel eine Illusionsshow, eine Talentshow und Workshops. Inder sind große Feinschmecker. So machten sich jeden Monat leckere Essenskörbe auf den Weg zu den Häusern aller Mitglieder.
Wenn ich das Wesen des RC Queen’s Necklace, Mumbai, beschreiben sollte, wäre es, dass es ein Club ist, der Service als Lebensart verkörpert.
Sneha Pathak
(RC Queen’s Necklace, Mumbai)
Traditionsbewusst und stets pünktlich
Rotary Japan hat 88.310 Mitglieder in 2237 Clubs in 34 Distrikten (April 2021). Davon sind 6265 Mitglieder weiblich, etwa sieben Prozent. Der Grund für die geringe Anzahl könnte darin liegen, dass es in Japan nur wenige weibliche Führungskräfte gibt. Japanische Rotarier sind in der Regel leitende Angestellte oder Manager. Das Durchschnittsalter liegt bei 60 Jahren. Und wenn sie einmal in Rotary eingetreten sind, treten nur wenige wieder aus. Viele haben eine lange Rotary-Geschichte.
Zahlreiche Clubs halten ein regelmäßiges einstündiges Treffen ab, bei dem sie zu Mittag essen und einer Tischrede zuhören. Und typisch japanisch: Die Mitglieder sind immer sehr pünktlich! Sie halten die Gemeinschaft für wichtig und halten daher auch manchmal Abendtreffen ab, bei denen sie mehr Zeit haben.
Ich denke, dass viele japanische Mitglieder gut darin sind, Traditionen beizubehalten, aber sie sind nicht gut darin, sich zu verändern beziehungsweise sie sind mit der aktuellen Situation zufrieden. Ich denke, sie verstehen, dass die Mitgliederzahl erhöht werden muss, aber es ist für sie wichtiger, jemanden aufzunehmen, der die Philosophie und die Gemeinschaft von Rotary versteht, als nur die Zahl der Mitglieder zu erhöhen.
Der RC Yokohama (rund 200 Mitglieder) hält regelmäßige Treffen in einem angesehenen Hotel ab. Vor Covid-19 trafen sich die Mitglieder am runden Tisch und genossen eine Mahlzeit im Hotel. Jetzt halten sie ihre Treffen im Schulstil ab, um Infektionen zu vermeiden. Es werden keine Mahlzeiten angeboten. Stattdessen werden nach dem regulären Treffen Lunchpakete verteilt. Am besten isst man, während man sich am selben Tisch unterhält.
Eines der Projekte, die wir in Japan durchführen, ist das Yoneyama-Gedächtnisstipendium. Yoneyama ist der Name der Person, die den Rotary Club in Japan eingeführt hat. Dieses Projekt wird von allen japanischen Rotariern finanziert und vergibt jedes Jahr Stipendien an etwa 900 ausländische Studenten, die in Japan studieren. Ziel ist es, exzellente internationale Studenten zu fördern, die in Zukunft eine aktive Rolle in der internationalen Gemeinschaft spielen und eine Brücke zwischen ihren Heimatländern und Japan bilden werden. Bis heute haben wir etwa 22.000 Studenten aus 129 Ländern und Gebieten in aller Welt unterstützt. Aus regionalen Gründen sind die meisten von ihnen asiatische Studierende, aber auch 44 deutsche Studierende wurden bisher gefördert.
Kyoko Nozaki
ist seit 2016 Redakteurin des japanischen Rotary-Magazins Rotary no Tomo.
Einsame Spitze in Polio-Initiativen
Die Geschichte von Rotary in Brasilien begann 1923 mit der Gründung des RC Rio de Janeiro. Heute gibt es in dem Land mit 31 Rotary-Distrikten 2426 Rotary Clubs und 51.945 Rotarier. Seitdem hat Brasilien drei RI Conventions ausgerichtet: in den Städten Rio de Janeiro (1948) und São Paulo (1981 und 2015). RI hatte bisher drei brasilianische Präsidenten: Armando de Arruda Pereira (1940/41), Ernesto Imbassahy de Mello (1975/76) und Paulo Viriato Corrêa da Costa (1990/91), dessen „Preserve Planet Earth“-Programm die Entstehung des neuen Foundation-Schwerpunkts Umwelt inspirierte.
Entsprechend der territorialen Ausdehnung Brasiliens und seiner vielfältigen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Merkmale weisen die Clubs des Landes eine große Vielfalt an Profilen auf: Geschäftsleute, Freiberufler, Lehrer und Rentner.
Die Zahl der Mitglieder in Brasilien wächst zunehmend mit der Zahl der Frauen, die heute etwa 30 Prozent der brasilianischen Rotarier ausmachen. Eines der Markenzeichen von Rotary in Brasilien sind die Jugendclubs, mit 754 Rotaract Clubs und 649 Interact Clubs, die 9029 beziehungsweise 16.120 Mitglieder haben.
Die Rotary-Familie in Brasilien entwickelt wichtige Initiativen, die den brasilianischen Gemeinden helfen, die starken sozialen Ungleichheiten, die das Land immer noch prägen, zu überwinden. Viele dieser Projekte, einschließlich der durch Global Grants finanzierten, konzentrieren sich auf die Prävention und Behandlung von Krankheiten. Zu diesen Projekten gehören Ausrüstungsspenden für öffentliche Krankenhäuser, Blutspende-Kampagnen und das Ausleihen von Rollstühlen an Menschen, die sich diese nicht leisten können. Weitere typische Projekte sind Kampagnen zur Leseförderung mit Bücherspenden, Baumpflanzaktionen, Strand- und Flusssäuberungen und die Rotary Youth Leadership Awards (RYLA). Seit Beginn der Pandemie arbeiten brasilianische Clubs hart daran, Masken zu verteilen, kostenlose Tests in Pflegeheimen durchzuführen und Ausrüstung an Intensivstationen zu liefern – zusätzlich zur Bereitstellung von Lebensmitteln und Hygieneartikeln für Menschen in Not.
Der Kampf gegen Polio ist ein besonderes Kapitel in dieser Geschichte. Seit den 1980er Jahren ist Rotary ein Partner des brasilianischen Gesundheitsministeriums im Kampf gegen die Kinderlähmung. In der Vergangenheit wurden unter anderem Mittel für den Kauf von Impfstoffen gespendet. Der letzte Poliofall in Brasilien ereignete sich 1989, doch Rotarier engagieren sich weiterhin ehrenamtlich bei den jährlichen Nationalen Impftagen. Dieses Engagement spiegelt sich in den World Polio Days (WPD) wider, die von RI veranstaltet werden. Seit 2016 führt Brasilien die globale Rangliste der WPD-Initiativen an.
Nuno Virgílio Neto (Ehrenmitglied im RC Rio de Janeiro) ist Journalist und seit 2016 Herausgeber des Magazins Rotary Brasil.
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