Rotarische Friedensradler
Vom Chiemsee an die Adria: In fünf Tagen über 500 km durch drei Länder
In unruhigen Zeiten länderverbindend durch vier Distrikte radeln, das wollte der Länderausschuss Österreich-Deutschland-Italien. Dabei wurden elf Meetings mit Freunden aus 27 Clubs abgehalten, mit drei Governors, einem incoming Governor und drei Assistant Governors und viele Spenden für die Ukraine gesammelt.
Eine beachtliche Statistik der rotarischen Friedensradler, die am 26. Mai 2022 in Chieming starteten und bis 31.Mai 2022 in Grado radelten.
Als im Jänner 2022 die Idee des Länderausschusses Austria-Germany-Italia inklusive Malta and San Marino geboren wurde, die Länder radelnd zu verbinden, stand zuerst "Genussradeln" als Arbeitstitel im Raum. Dann war plötzlich ganz in der Nähe Krieg und die Menschen aus der Ukraine benötigten Hilfe. Ukrainische Freunde berichteten darüber regelmäßig im Zoom-Austausch. Auf einmal schien es falsch, an ein "Genussradeln" zu denken, wo doch Gewalt und Elend plötzlich so präsent vor der Türe stehen.
Im ersten Moment dachten die Organisatoren daran, die Veranstaltung abzusagen, aber dannen sie sich auf einen wichtigen Satz, der in den Statuten der Länderausschüsse niedergeschrieben steht: "Die Länderausschüsse sollen zum Frieden zwischen den Ländern beitragen." - Und so war der "Friedensradler" geboren.
Der Alpe-Adria-Radweg von Salzburg nach Grado diente als Grundlage. Um auch Deutschland miteinzubeziehen und vor allem auch Freunden aus dem Münchner Raum die Möglichkeit der Teilnahme zu erleichtern, wurde der Startpunkt kurzerhand noch etwas weiter nördlich an den Chiemsee verlegt.
Reiseführer geben für die Strecke Salzburg-Grado einen Zeitraum von acht Tagen vor, die Friedensradler hatten es sich zum Ziel gesetzt, die vollen 500 km in fünf Tagen zu schaffen.
Es ging also los: Am Start waren Rennräder, Mountain-Bikes, Gravel-Bikes, E-Bikes und zwei Begleitfahrzeuge. Mit dem Wechsel zwischen Rad und Begleitfahrzeug war die Strecke für jedermann zu schaffen, so konnte, wer wollte, auch eine Pause einlegen oder Etappen überspringen. Manche radelten auch nur einzelne Etappen beziehungsweise kamen dann dazu, wenn die Gruppe den Club passierte.
Der Radweg führte über herrliche Landschaften, Wiesen, Täler, Berge, Seen, und ... Er führte auch an elf Rotary Clubs vorbei. Die Clubs bereiteten zu den Pausen jeweils Mittags- oder Abendmeetings vor und so wurde jede einzelne Pause zu einem rotarischen Highlight, bei dem man neue Clubs, neue Bräuche und natürlich neue Freunde kennenlernte. Haben Sie zum Beispiel schon einmal von einer Meetingkerze gehört? Beim RC Paternion werden diese beispielsweise von den Gästen beim Meeting entzündet.
Am einfachsten fuhr sich die Strecke mit einem "local guide" und so begleiteten Freunde aus den Clubs die Friedensradler über ein Stück der Etappe, auch so manche Präsidenten führten die Gruppe selbst an, um dann an den Präsidenten des nächsten Clubs zu übergeben.
Stationen waren beim RC Traunstein, beim RC Berchtesgaden-Bad Reichenhall, beim RC Golling, beim RC Bischofshofen, beim RC Gastein, beim RC Unteres Drautal–Paternion, beim RC Klagenfurt-Lindwurm, beim RC Villach-Park, beim RC Tolmezzo, beim RC Udine-Patriarcato und das Finale gab es im Golfclub Grado mit dem RC Grado-Monfalcone und dem RC Aquilea-Cervignano-Palmanova.
Als besondere Herausforderung gestaltete sich die Etappe vom Wörthersee nach Tarvis, die in strömendem Regen und bei 8 Grac Celsius zurückgelegt wurde. Manche nutzten hier alternativ die Begleitfahrzeuge oder den Zug; eine eiserne Gruppe von acht Radlern schaffte aber auch diese per Fahrrad.
Bei der Station in Tarvis ließ es sich auch der italienische Chair des Länderausschusses, Tiziano Rosani, nicht nehmen, aus Meran anzureisen, um die Radler in Italien persönlich willkommen zu heißen und Urkunden zu überreichen.
In Udine schien wieder die Sonne und es wartete eine besondere Überraschung. Als die Friedensradler den Stadtplatz passierten, warteten dort bereits die italienischen Freunde des RC Udine-Patriarcato mit Rotary Flagge und Europahymne zum feierlichen Einmarsch, darauf folgte "Prosecco per Tutti".
Das Finale über den Damm nach Grado wurde von einer Drohne festgehalten und schließlich freuten sich die Freunde auf den Abschlussabend mit den italienischen Freunden in Grado, dem rotarischen "Grande Finale".
In Grado endete auch die gemeinsame Tour, manche Freunde hängten noch ein paar Urlaubstage am Meer dran, manche wurden von der Familie abgeholt, andere nutzten das Radtaxi oder den Zug für die Rückkehr.
Ein paar kleine Hoppalas gehörten natürlich auch dazu: zwei platte Reifen, ein Rahmenbruch, ein Sturz mit aufgeschlagenen Knien, ein Hundebiss in die Wade und eine Ehrenrunde, weil man die Beschilderung übersehen hatte. Diese konnten aber allesamt gut überstanden werden.
Teilnehmer und Gäste waren sich einig: Es war ein tolles Erlebnis mit einmaligen rotarischen Momenten und vielen neuen Freundschaften und so freuten sich die Friedensradler bereits auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr.
Der Länderausschuss will aber noch einen Schritt weitergehen und mit dem Radeln die rotarischen Freunde der Ukraine aktiv in der Form eines Global Grants unterstützen, von dem dringend benötigte Krankenwagen und medizinische Geräte angeschafft werden sollen. Die Clubs an der Strecke unterstützen das Vorhaben schon mit, ebenso die Distrikte 1841, 1910 und 1920.
Wer sich am Global Grant "Ambulances for Ukraine" mit einem Beitrag beteiligen möchte oder sich für eine Teilnahme im nächsten Jahr interessiert und sich in die Mailingliste für den Friedensradler 2023 eintragen lassen möchte, kann dies gerne per E-Mail machen:
Gerti Gruber (D1920) gerti.gruber@me.com
Gunther Gröss (D1910) gunther.groess@chello.at
Wer sich für die Arbeit des Länderausschusses und den Austausch mit Italien interessiert, dem sei auch noch die Facebook-Seite empfohlen: www.facebook.com/ICC.AGI