Neues vom RC Bröckedde - Folge 51
Der Wisapf
Freund Schlawatzki hatte als Vorstandsvorsitzender einen DAX-Konzern durch Höhen und Tiefen geführt. Nach dem letzten Tief fand er sich unvermittelt im Vorruhestand wieder. Und so warf er sich mit aller Kraft auf Rotary. In fünf Jahren, so sein geheimer Plan, würde er es bis zum Weltpräsidenten bringen.
Vorsichtig erkundigte er sich bei der grauen Eminenz des RC Bröckedde, Kassierer Knödler, wie die rotarische Karriere am besten einzufädeln sei. Der überlegte lange und raunte dann: „Ich empfehle den Einstieg als Wisapf.“
„Als was?“
„Als Wimpelsammlungspfleger. Die Sammlung ist das Herzstück des RC Bröckedde, so wertvoll wie die Bundeslade! Leider liegt sie derzeit etwas darnieder.“
„Bin ich dafür nicht etwas überqualifiziert?“
Knödler erwiderte streng: „Hier geht es ums Dienen. Wir heißen nicht umsonst Service-Club.“
Und Schlawatzki diente. Er fand die Wimpel in einer Ecke des Salons Hindenburg, wo sie in einem Edeka-Karton vor sich hin müffelten. Er ließ die Wimpel waschen und bügeln sowie eine Art Schrein fertigen, wo die Wimpel lichtumflutet und klimatisiert eine neue Heimat fanden.
Die Freunde waren begeistert und zwei Jahre später war Schlawatzki Governor. Das hohe Amt war aber sehr fordernd. Eine Sitzung jagte die andere, Entscheidungen größter Tragweite raubten ihm den Schlaf. Er war immer unterwegs, und das ohne Sekretariat oder Fahrer. Es war härter als zu DAX-Zeiten.
Besonders herausfordernd waren die Besuche der 80 Clubs in seinem Distrikt. Galt es doch, jeden Club als einzigartig zu loben. In seiner Standardrede wechselte er zwischen „rotarischer Leuchtturm“ und „rotarischer Musterclub“. Als er einen Club als „rotarische Musterturmleuchte“ titulierte, war ihm klar, dass er urlaubsreif war.
Er schleppte sich in die letzte Woche als Governor. Beim RC Oberholzklau gab es zum Essen Roulade mit Klößen. Nett war es tags darauf im RC Mümmelmannsburg, wo es ebenfalls Roulade mit Klößen gab. Als man ihm dann beim RC Wapswede erneut Roulade servierte, fühlte sich Schlawatzki müder denn je. So ging es tagelang weiter bis zum Heimat-Meeting beim RC Bröckedde.
Dort gab es Roulade, allerdings mit Salzkartoffeln. Schlawatzki nahm Abschied von der Weltpräsidentschaft. Er würgte die Roulade hinunter und fragte Kassierer Knödler: „Ist die Stelle als Wisapf wieder frei?“
Vorsichtig erkundigte er sich bei der grauen Eminenz des RC Bröckedde, Kassierer Knödler, wie die rotarische Karriere am besten einzufädeln sei. Der überlegte lange und raunte dann: „Ich empfehle den Einstieg als Wisapf.“
„Als was?“
„Als Wimpelsammlungspfleger. Die Sammlung ist das Herzstück des RC Bröckedde, so wertvoll wie die Bundeslade! Leider liegt sie derzeit etwas darnieder.“
„Bin ich dafür nicht etwas überqualifiziert?“
Knödler erwiderte streng: „Hier geht es ums Dienen. Wir heißen nicht umsonst Service-Club.“
Und Schlawatzki diente. Er fand die Wimpel in einer Ecke des Salons Hindenburg, wo sie in einem Edeka-Karton vor sich hin müffelten. Er ließ die Wimpel waschen und bügeln sowie eine Art Schrein fertigen, wo die Wimpel lichtumflutet und klimatisiert eine neue Heimat fanden.
Die Freunde waren begeistert und zwei Jahre später war Schlawatzki Governor. Das hohe Amt war aber sehr fordernd. Eine Sitzung jagte die andere, Entscheidungen größter Tragweite raubten ihm den Schlaf. Er war immer unterwegs, und das ohne Sekretariat oder Fahrer. Es war härter als zu DAX-Zeiten.
Besonders herausfordernd waren die Besuche der 80 Clubs in seinem Distrikt. Galt es doch, jeden Club als einzigartig zu loben. In seiner Standardrede wechselte er zwischen „rotarischer Leuchtturm“ und „rotarischer Musterclub“. Als er einen Club als „rotarische Musterturmleuchte“ titulierte, war ihm klar, dass er urlaubsreif war.
Er schleppte sich in die letzte Woche als Governor. Beim RC Oberholzklau gab es zum Essen Roulade mit Klößen. Nett war es tags darauf im RC Mümmelmannsburg, wo es ebenfalls Roulade mit Klößen gab. Als man ihm dann beim RC Wapswede erneut Roulade servierte, fühlte sich Schlawatzki müder denn je. So ging es tagelang weiter bis zum Heimat-Meeting beim RC Bröckedde.
Dort gab es Roulade, allerdings mit Salzkartoffeln. Schlawatzki nahm Abschied von der Weltpräsidentschaft. Er würgte die Roulade hinunter und fragte Kassierer Knödler: „Ist die Stelle als Wisapf wieder frei?“
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
Copyright: privat www.hoffmannschreibt.de
Copyright: privat www.hoffmannschreibt.de
Weitere Artikel des Autors
12/2024
Im Himmel
11/2024
Der erschöpfte Rotarier
10/2024
Großgreifer entkommt keiner
9/2024
Der zweite Lebensbericht
8/2024
Dinner for One
7/2024
Auf dem Boden der Tatsachen
6/2024
Fossilien-Runde
5/2024
Das Alphatier
4/2024
Die Bardolino-Affäre
3/2024
Der Knopflochrotarier
Mehr zum Autor