Neues vom RC Bröckedde - Folge 23
Die bommertsche Wahrheit
Dr. phil. Bommert war seit Menschengedenken der Berichterstatter des R.C. Bröckedde. Seine Berichte genossen einen legendären Ruf, denn er begnügte sich nicht damit, die Vorträge einfach zusammenzufassen. Er komprimierte sie vielmehr kunstvoll und gab ihnen den speziellen Bommertschen Dreh. Wenn ihm ein Vortrag missfiel, flocht er den Satz „Der Freund hat sich durchaus bemüht“ ein oder er fügte „Der Referent zeigte sich immerhin streckenweise dem Thema gewachsen“ hinzu. War er schlechter Laune, bewertete er im Bericht auch noch das Mittagsmenu?: „Das Schnitzel war kongenial zäh.“ Doch wenn ihm ein Vortrag zusagte, hängte er ein ausführliches Koreferat an.
Seine Berichte machten die Runde weit über den R.C. Bröckedde hinaus. „Haben Sie schon den neuesten Bommert gelesen?“, hieß es im Distrikt. Doch dann fing Bommert an zu überziehen. Ein vor Witz funkelndes Referat von Freund Wuttke versah er mit der Anmerkung: „Sehr schön, aber leider von Tucholsky.“ Und die visionäre Darstellung von Freund Wanzleben über den Abbau der Staatsverschuldung kommentierte er trocken mit: „Glaube, Hoffnung, Liebe.“ Mit Mühe konnte Präsident Pröpcke die beiden Freunde im Club halten. Er knöpfte sich Dr. Bommert vor. Der erwiderte ungerührt: „Es gibt die einfache, die höhere und die Bommertsche Wahrheit. Ich schreibe das, was die Freunde ei gentlich ausdrücken wollten. Sie wissen doch – der Geist ist willig, die Formulierungskraft nicht immer.“
Doch der Ärger war zu groß, Dr. Bommert wurde von seinem Amt entbunden. Die Vorträge wurden nun als PDF-Datei erfasst und original auf die Website des Clubs gestellt. Mal waren die Texte ausformuliert, mal nicht. Chefarzt Prof. Schnarrer reichte meist saubere Blätter ein, bis ihm ein Memo-Zettel in die Unterlagen rutschte. Und so konnten die Clubmitglieder online lesen: „27.8. – Rasen mähen, Diät halten, Telekom-Aktien verkaufen, Oberarzt fragen, wann er endlich meinen verdammten Rotary-Vortrag schreibt!“.
„So geht es also auch nicht, machen wir es wie früher“, befand Präsident Pröpcke. Ein Aufatmen ging durch den Distrikt, wo man einhellig meinte: „Es gibt nur eine Wahrheit – die Bommertsche.“
Seine Berichte machten die Runde weit über den R.C. Bröckedde hinaus. „Haben Sie schon den neuesten Bommert gelesen?“, hieß es im Distrikt. Doch dann fing Bommert an zu überziehen. Ein vor Witz funkelndes Referat von Freund Wuttke versah er mit der Anmerkung: „Sehr schön, aber leider von Tucholsky.“ Und die visionäre Darstellung von Freund Wanzleben über den Abbau der Staatsverschuldung kommentierte er trocken mit: „Glaube, Hoffnung, Liebe.“ Mit Mühe konnte Präsident Pröpcke die beiden Freunde im Club halten. Er knöpfte sich Dr. Bommert vor. Der erwiderte ungerührt: „Es gibt die einfache, die höhere und die Bommertsche Wahrheit. Ich schreibe das, was die Freunde ei gentlich ausdrücken wollten. Sie wissen doch – der Geist ist willig, die Formulierungskraft nicht immer.“
Doch der Ärger war zu groß, Dr. Bommert wurde von seinem Amt entbunden. Die Vorträge wurden nun als PDF-Datei erfasst und original auf die Website des Clubs gestellt. Mal waren die Texte ausformuliert, mal nicht. Chefarzt Prof. Schnarrer reichte meist saubere Blätter ein, bis ihm ein Memo-Zettel in die Unterlagen rutschte. Und so konnten die Clubmitglieder online lesen: „27.8. – Rasen mähen, Diät halten, Telekom-Aktien verkaufen, Oberarzt fragen, wann er endlich meinen verdammten Rotary-Vortrag schreibt!“.
„So geht es also auch nicht, machen wir es wie früher“, befand Präsident Pröpcke. Ein Aufatmen ging durch den Distrikt, wo man einhellig meinte: „Es gibt nur eine Wahrheit – die Bommertsche.“
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
Copyright: privat www.hoffmannschreibt.de
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