Neues vom RC Bröckedde - Folge 22
Big Bertha
Freund Mühsam war neu im R.C. Bröckedde und entsprechend scheu. Erst nach und nach getraute er sich, an den Tischen mitzureden. So einfach war das nicht, denn speziell am Tisch von Freund Munzinger tauschten sich die Rotarier offenbar in einer Art Geheimcode aus.
„Eisen 7 passt eigentlich immer“, „dann nahm ich die Big Bertha“, „Kronberg ist immer so nass“, „als ich im Bunker an Loch 13 unterging“…
Mühsam rätselte, worum es ging – wer war Big Bertha? Er vertraute sich seiner Frau an. Seit der Gatte zu Geld gekommen war, sorgte sie für die gehobene Lebensführung. Ihrem Mann hatte sie die Mickymaus-Krawatten und die weißen Socken weggenommen und das Biertrinken untersagt. Frau Mühsam blickte von einem Katalog für Hummerbestecke auf und war entsetzt: „Die reden natürlich über Golf. Die Big Bertha ist so was wie eine lange, schwere Keule. Ich dachte immer, Golfen sei eine Eingangsvoraussetzung für Rotary. Wie gerne wäre ich mal mit dir zu einem Prosecco auf der Terrasse des Golfclubs.“ Mühsam spielte aber lieber Fußball bei den Senioren des FC Bröckedde 04 und kannte an - sons ten nur Minigolf. Als er davon beim nächsten Meeting Freund Munzinger berichtete, zog dieser die Augenbrauen hoch: „Hm, Minigolf – ich glaube, mein Hausmeister spielt das auch.“ Mühsam spürte, er war unten durch.
Da traf es sich, dass der Golfclub Bröckedde nebst seiner schönen Anlage auf der exklusiven Rosenhöhe in Liquiditätsprobleme geriet und in seiner Not die Mitgliedsbasis erweitern musste. Man lud alle Bröckedder zu Schnupperwochen ein, lockte mit Ratenzahlung und Miss-Golf-Wahlen. Bald wurde es auf der Rosenhöhe sehr lebendig. Am Loch 7 dampfte eine Dönerbude, auf dem langen Fairway Richtung Loch 16 fand ein Flohmarkt statt und im Clubhaus machte sich ein Penny-Markt breit. Rasch war der Golfclub saniert, aber am Munzinger-Tisch war man verschnupft. Munzinger trat aus dem Golfclub aus und erklärte, er werde auch ansonsten sein Leben ändern.
An einem Samstag im Herbst hielt es Mühsam nicht mehr aus und fuhr heimlich zum FC Bröckedde 04. Er staunte nicht schlecht, als er den neuen Linksaußen der Seniorenelf erblickte. Der dribbelte anschließend seine Gegner schwindlig und versenkte die Kugel zum 6:0-Endstand mit einem 30-Meter-Volleyschuss im Netz. Den Sieg feierten Freund Mühsam und der neue Fußballer gemeinsam an der Theke im alten Vereinshaus. Beim fünften Bier beichtete Munzinger schließlich: „Ganz im Vertrauen – mein Verhältnis mit Big Bertha war schon lange zerrüttet. Und dann diese ewigen Proseccos auf der Clubhausterrasse!“
„Eisen 7 passt eigentlich immer“, „dann nahm ich die Big Bertha“, „Kronberg ist immer so nass“, „als ich im Bunker an Loch 13 unterging“…
Mühsam rätselte, worum es ging – wer war Big Bertha? Er vertraute sich seiner Frau an. Seit der Gatte zu Geld gekommen war, sorgte sie für die gehobene Lebensführung. Ihrem Mann hatte sie die Mickymaus-Krawatten und die weißen Socken weggenommen und das Biertrinken untersagt. Frau Mühsam blickte von einem Katalog für Hummerbestecke auf und war entsetzt: „Die reden natürlich über Golf. Die Big Bertha ist so was wie eine lange, schwere Keule. Ich dachte immer, Golfen sei eine Eingangsvoraussetzung für Rotary. Wie gerne wäre ich mal mit dir zu einem Prosecco auf der Terrasse des Golfclubs.“ Mühsam spielte aber lieber Fußball bei den Senioren des FC Bröckedde 04 und kannte an - sons ten nur Minigolf. Als er davon beim nächsten Meeting Freund Munzinger berichtete, zog dieser die Augenbrauen hoch: „Hm, Minigolf – ich glaube, mein Hausmeister spielt das auch.“ Mühsam spürte, er war unten durch.
Da traf es sich, dass der Golfclub Bröckedde nebst seiner schönen Anlage auf der exklusiven Rosenhöhe in Liquiditätsprobleme geriet und in seiner Not die Mitgliedsbasis erweitern musste. Man lud alle Bröckedder zu Schnupperwochen ein, lockte mit Ratenzahlung und Miss-Golf-Wahlen. Bald wurde es auf der Rosenhöhe sehr lebendig. Am Loch 7 dampfte eine Dönerbude, auf dem langen Fairway Richtung Loch 16 fand ein Flohmarkt statt und im Clubhaus machte sich ein Penny-Markt breit. Rasch war der Golfclub saniert, aber am Munzinger-Tisch war man verschnupft. Munzinger trat aus dem Golfclub aus und erklärte, er werde auch ansonsten sein Leben ändern.
An einem Samstag im Herbst hielt es Mühsam nicht mehr aus und fuhr heimlich zum FC Bröckedde 04. Er staunte nicht schlecht, als er den neuen Linksaußen der Seniorenelf erblickte. Der dribbelte anschließend seine Gegner schwindlig und versenkte die Kugel zum 6:0-Endstand mit einem 30-Meter-Volleyschuss im Netz. Den Sieg feierten Freund Mühsam und der neue Fußballer gemeinsam an der Theke im alten Vereinshaus. Beim fünften Bier beichtete Munzinger schließlich: „Ganz im Vertrauen – mein Verhältnis mit Big Bertha war schon lange zerrüttet. Und dann diese ewigen Proseccos auf der Clubhausterrasse!“
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
Copyright: privat www.hoffmannschreibt.de
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