Folge 116
Das Frühstücksmeeting
Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg
Der Zustrom vieler junger Freunde führte dazu, dass im RC Bröckedde manche liebgewordene Tradition ins Wanken geriet. Vor allem die Gruppe um den neuen Freund McKlusky, seines Zeichens ein smarter Unternehmensberater, drängte auf Reformen. Als erstes wurde das Mittagsmeeting ab 13 Uhr durch ein Frühstücksmeeting ersetzt. „An der Wallstreet ist Mittagessen etwas für Verlierer“, verkündete McKlusky.
Fortan traf man sich um 7 Uhr früh im Salon Hindenburg, die Meetingsprache war Englisch. An den Tischen gab es Docking Stations für die Notebooks sowie Kopfhörer für die Smartphones, an den Wänden hingen große Bildschirme, auf denen man die neuesten Kurse an den Börsen in New York, Tokio und Frankfurt verfolgen konnte.
Wer einen Vortrag gut fand, drückte bei Facebook auf die Taste „Gefällt mir“. Zur Verköstigung gab es Astronautennahrung in kleinen Riegeln, dazu Power-Biosäfte. McKlusky brachte auch ein Laufband mit, auf dem er während des Meetings trainierte. Den Freunden sagte er: „Wir müssen fit sein, denn da draußen wartet der Dschungel.“Doch bald murrten die älteren Freunde. Altpräsident Papke kam mit der Regel, rotarische Freundschaften ebenfalls per Facebook zu pflegen, nicht zurecht: „Ich bin mittlerweile mit 321 jungen Ukrainerinnen befreundet, die ich gar nicht kenne.“ Und Kassierer Knödler knurrte: “Ich bin kein Verlierer, aber ich schätze mein Mittagessen.“ Dr. Krümelein nahm Anstoß an der Meetingsprache und schlug vor: „Nehmen wir doch Latein oder Altgriechisch.“ McKlusky war bestürzt: „Ich dachte, ich würde mit dem frühen Beginn gerade den Älteren einen Gefallen tun“. Knödler hielt entgegen: „Nein, noch leiden wir nicht unter seniler Bettflucht.“
Präsident Pröpke war auf Ausgleich bedacht und führte das „Nachmeeting“ ab zehn Uhr ein. Da waren die Bildschirme abgeschaltet, Deutsch war als Zweitsprache geduldet. Statt der Biosäfte war auch ein Bier erlaubt.
Das Nachmeeting fand viel Zuspruch, auch einige aus der McKlusky-Fraktion gesellten sich gerne dazu. Und Pröpke setzte noch einen drauf, indem er das „Gleitmeeting“ einführte. Von 7 Uhr bis weit nach Mittag herrschte nunmehr rotarisches Leben im Salon Hindenburg.
Unmerklich glitt alles ins gewohnte Gleis zurück, bis schließlich das Frühstücksmeeting um 13 Uhr begann. Und bisweilen war sogar Bröckedder Dialekt zu hören.
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