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Jan Peter Hartmann, RC Zürich-Bellerive

Erfolg mit vier Buchstaben

Es ist ein rotarisches Projekt, das weit über die Distriktgrenzen hinaus bekannt geworden ist: Lesen lernen, leben lernen. Als einer der Initiatoren haben wir mit Jan Peter Hartmann über das Projekt und seine Motivation gesprochen.

Matthias Schütt27.04.2011

Etwa 1.800 Meter, höher als jedes Bauwerk, wäre der Stapel, legte man die 300.000 Bücher übereinander, die bis heute im Projekt „Lesen lernen – Leben lernen“ an Grundschüler ausgegeben wurden. Ein Rotary-Projekt der Superlative, nicht nur wegen der buchstäblich hohen Zahl, sondern auch wegen des rotarischen Flächenbrands, den der Distrikt 1810 damit 2004 ausgelöst hat: Die griffig „4-L“ abgekürzte Idee fand schnell Verbreitung in zehn deutschen Distrikten, auch bei Inner Wheel, und ist inzwischen sogar in Polen bekannt.

 

„Die Hauptdarsteller in diesem Stück sind über 340 Clubs“, betont Jan Peter Hartmann, um gar nicht erst den Eindruck aufkommen zu lassen, der Erfolg sei sein Verdienst. Und in der Tat, abgesehen vom Engagement der Clubs, die mit ihren Buchgeschenken ganze Schulklassen ausstatten, und der Distriktbeauftragten, sind es drei Kreative, die „4-L“ zu einem der erfolgreichsten deutschen Projekte gemacht haben: Past-Gov. Helmut Falter (Rotary Club Aachen-Frankenburg) als Initiator, die Lehrerin Monika Schröder (Inner Wheel Club Aachen) als Beraterin und Verfasserin eines Lehrerbegleitheftes, und eben Hartmann, der für professionelle Rahmenbedingungen sorgte. Der Bankmanager übertrug einem Servicecenter die Logistik, entwickelte mit dem Rotary Deutschland Gemeindienst (RDG) eine effiziente Abwicklung der Bestellungen und sorgte auch dafür, dass attraktives Informationsmaterial zur Verfügung steht.

Mit Buchgeschenken das Leseverständnis fördern

Der pädagogische Sinn des Projekts liegt nicht primär im Buchgeschenk, sondern in der Förderung des Leseverständnisses. Drei Kinderbücher sind so bisher entstanden: „Es muss auch kleine Riesen geben“ (Klasse 1–2), „Spaß im Zirkus Tamtini“ (Klasse 3) und „Die Zugmaus“ (Klasse 4).

 

Lesen eröffnet neue Erfahrungshorizonte und erweist sich mit jedem Buch stärker als Hilfsstrategie zur Lebensbewältigung. Als Vater von zwei Kindern im Vorschulalter hat Hartmann Spaß am Vorlesen („alles von Astrid Lindgren“) und kann so aus nächster Nähe die Wirkung von fiktionaler Literatur beobachten. Er selbst neigt mehr zum Sachbuch (Biografien, Politik, Kunst) und widmet seine Freizeit noch anderen Interessen wie zum Beispiel dem Motorradfahren. Als Mitglied der Rotary-Fellowship der Motorradfahrer ist er erst kürzlich in Indien unterwegs gewesen und hat von dort auch rotarisch viele neue Eindrücke mitgebracht.


An der „4-L“-Idee begeistert ihn, dass Rotarier hier direkt und praktisch Vorbeugung bei einem in Deutschland weitgehend ignorierten Problem leisten: einem schleichenden Analphabetismus. Nicht zuletzt deshalb bleibt Hartmann auch von Zürich aus, wo er seit vier Jahren lebt, an Bord, sind doch die Möglich keiten des Projekts noch keineswegs ausgeschöpft. „Wir wollen noch weitere Distrikte gewinnen“, sieht er als nächste Aufgabe. „Und wir müssen die Nachhaltigkeit weiter stärken. Zum Glück haben wir viele Clubs, die ‚4-L’ nicht als einmalige Aktion betrachten, sondern auf mehrere Jahre planen.“ Dabei hilft ein neuer Titel: Mit der „Zugmaus“ von Uwe Timm steht jetzt auch ein Buch für die Klassenstufe 4 bereit.

Matthias Schütt

Matthias Schütt ist selbständiger Journalist und Lektor. Von 1994 bis 2008 war er Mitglied der Redaktion des Rotary Magazins, die letzten sieben Jahre als verantwortlicher Redakteur. Seither ist er rotarischer Korrespondent des Rotary Magazins und seit 2006 außerdem Distriktberichterstatter für den Distrikt 1940.