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Rotary Barcamp

Barcamps: Dialog auf Augenhöhe

Barcamps verknüpfen Brainstorming, Seminar und freien Austausch von Erfahrungen und Meinungen - die Initiative für Themensetzung und Diskussionsstil übernehmen die Teilnehmer.

Kai-Uwe Hellmann01.04.2016

Heute schreiben wir Rotary-Geschichte.“ Mit diesen Worten eröffnete Governor Klaus M. Kobs am 13. Februar 2016 in Berlin das erste Rotary Barcamp im Distrikt 1940. Es war für fast alle der 70 Rotarier, Rotaracter und Inner Wheelerinnen der erste Kontakt mit einem Barcamp – mit einem Veranstaltungsformat, das auch als „Un-Konferenz“ bezeichnet, heute schon von vielen großen Unternehmen eingesetzt, aber weltweit so von Rotary noch nicht praktiziert wird.

Was ist ein Barcamp? Ein Barcamp ist eine raffinierte Verknüpfung von Brainstorming, Seminar und freiem Erfahrungs- und Meinungsaustausch, bei der die Initiative für Themensetzung und Diskussionsstil ganz auf die Teilnehmer übergeht.

Ein Barcamp benötigt einen speziellen organisatorischen Rahmen. Aber worüber sich die Teilnehmer während eines Barcamp-Tages austauschen und wie sie das tun, liegt in deren Verantwortung. Als offene Veranstaltung bestimmen ausschließlich die Teilnehmer die Inhalte der Un-Konferenz direkt und ohne Vorgaben durch die Veranstalter.

Der Barcamp-Tag in Berlin zeigte es: Um in Barcamp-Stimmung zu kommen, sind die Vorstellungsrunde und die Vorschlagsrunde entscheidend. Bei der Vorstellungsrunde stellt sich jeder mit Vornamen, Herkunft und drei Schlagworten zur eigenen Person vor. Die Vornamen sind wichtig, weil man sich auf Barcamps duzt: Dialog auf Augenhöhe, ist die grundsätzliche Zielsetzung, und das klappte in Berlin zwischen den Rotariern, Rotaractern und Inner Wheelerinnen hervorragend.

Das Plenum entscheidet
Anschließend schlagen einzelne Teilnehmer Themen vor, über die sie gerne diskutieren möchten. Das Plenum entscheidet über Annahme oder Ablehnung. Dann werden die Themen zu einem Tagesplan zusammengestellt und die parallel laufenden Workshops, sogenannte Sessions von jeweils 45 Minuten, beginnen. Dabei sind so viele Sessions möglich, wie Räume zur Verfügung stehen.

Der Name Barcamp schafft bei Uneingeweihten zunächst Irritationen. Er hat seinen Ursprung in einer Veranstaltungsreihe in der San Francisco Bay Area, in der man sich seit 2003 über die neuesten Trends der Internetszene austauschte. Der Name Barcamp stammt aus der Programmiersprache, wo Bar Platzhalter bedeutet: Barcamps sind universal einsetzbar!

Das Berliner Barcamp verstand sich nicht als Konkurrenz zu thematisch ähnlichen Veranstaltungen, sondern als Ergänzung, als Veranstaltungsformat, das anregen sollte, Rotary anders zu denken. Dabei können Themen in den Mittelpunkt rücken, für die bei normalen Rotary-Konferenzen nur in der Kaffeepause Zeit bleibt.

Die Veranstaltung hat gezeigt, dass Barcamps ein für Rotary sehr geeignetes Format sind. Ronald Hindmarsh (RC Worpswede), Initiator des Barcamps in Bremen, bringt es mit Blick auf die rotarische Vier-Fragen-Probe auf den Punkt: Barcamps sind „wahr“, weil es um Dialog auf Augenhöhe geht. Sie sind fair, weil sich alle beteiligen können, sie dienen dem Wohl aller Beteiligten, weil jeder einbezogen wird, und sie fördern Freundschaft und guten Willen, denn sämtliche Teilnehmer sind von Anbeginn involviert und begegnen sich sehr persönlich.

Ausblick
Geplant ist, mit einer „Initiative Rotarische Barcamps“ andere Distrikte bei der Ausrichtung zu unterstützen. Die nächsten Barcamp-Termine sind: 28. Januar 2017 (D 1850) und 11. Februar 2017 (D 1940).

Prof. Dr. Kai-Uwe Hellmann (ReC Berlin-Global) lehrt am Institut für Soziologie an der TU Berlin, Dr. Birgit Weichmann (RC Berlin-Brücke der Einheit) ist PR-Beraterin.