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Folge 133

Fundsachen

Folge 133 - Fundsachen
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Bröckedde liegt im Herzen Deutschlands – dort, wo Rhein und Donau in den schönen Bröckeddesee münden. Hier trifft sich im Bröckedder Hof der RC Bröckedde zum Meeting – jeden Mittwoch um 13 Uhr im Salon Hindenburg.

Alexander Hoffmann01.09.2017

Nach den Meetings im Salon Hindenburg blieb so manches liegen, doch der aufmerksame Kellner Alfons sammelte alles verlässlich ein. Die Freunde vergaßen gerne Handys, Regenschirme und Kugelschreiber, um nur die gängigsten Artikel zu nennen. Die Fundsachen häuften sich und der Wirt des Bröckedder Hofs sprach Präsident Pröpke an: „Ich hätte da einen Vorschlag.“

„Ich höre.“

„Ich packe die Fundstücke in eine große Holzkiste, die ich Ihnen einmal monatlich überreiche.“
„Das ist sehr freundlich, so machen wir es.“

Und so kam es, dass Präsident Pröpke jeden Monat beim Meeting seine Schätze am Präsidententisch ausbreitete. Der jeweilige Freund rief „Das gehört mir“, und viele Sachen kamen so zurück zu ihrem rechtmäßigen Besitzer. Pröpke holte nicht nur Schirme aus der Kiste, sondern auch Rotary-Nadeln, Bundesverdienstkreuze, Hosenträger, Feuerzeuge, Notebooks, Protokolle von Vorstandssitzungen, Diplomatenpässe, aber auch Heftchen für die Bonuspunkte vom Penny-Markt. Alles, was so anfiel.

Dazu zählten auch Abholscheine für das Pfandhaus Bröckedde, Vaterschaftstests und Quittungen über fröhliche Abende in der Chérie-Bar in der Altstadt. Als Pröpke diese Dinge aufrief, sagte seltsamerweise keiner „Das gehört mir“. Insgesamt fand das Verfahren jedoch großen Anklang. Und wieder einmal kam der Wirt mit seiner Holzkiste zum Präsidententisch. „Na, was haben wir denn heute Schönes?“, fragte Pröpke.

„Sehen Sie bitte selbst“, sagte der Wirt. Pröpke leerte die Kiste aus und staunte nicht schlecht. Ihm kullerten drei Pistolen, ein Gewehr mit abgesägtem Lauf, vier feststehende Messer und ein Baseballschläger entgegen.

Pröpke war entsetzt: „Und das haben meine Freunde hier liegen lassen?“
Der Wirt schaute sich die Fundstücke ebenfalls an und schlug sich dann mit der Hand vor die Stirn: „Verzeihung, das ist die Kiste für die Hells Angels Bröckedde.“
„Die tagen auch hier?“

Zerknirscht meinte der Wirt: „Na ja, die machen jede Menge Umsatz. Und sie sind ein Männerbund, mit einem Präsidenten, mit regelmäßigen Meetings und speziellen Riten. Kann man schon mal mit Ihrer Vereinigung verwechseln.“

Alexander Hoffmann
Alexander Hoffmann (RC Frankfurt/Main-Römer) ist korrespondierendes Mitglied des RC Bröckedde. Nach langen Jahren als politischer Redakteur bei namhaften Tageszeitungen (zuletzt "Süddeutsche Zeitung") ist Hoffmann heute als Unternehmensberater tätig. Daneben zahlreiche Sachbuchveröffentlichungen zu den Themen Zeitgeschichte und Medizin sowie satirische Beiträge für den Rundfunk. Dem satirischen Düsseldorf-Roman "Der Wolkenschieber" folgten 2019 der Krimi "Hopfen, Malz & Blut" und 2020 der Krimi "Phantom im Wiehengebirge". 2021 erschienen der Krimi "Bommfördes Erbe" und der Roman "Brillanter Abgang". 2022 folgte der Wirtschaftskrimi "Mainopoly". 2023 erschienen der Krimi "Tödliche Eisernte" und die Katzennovelle "Der Chef bin ich".
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