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Distriktkonferenz in Bruck an der Mur

Geld macht doch glücklich

Distriktkonferenz in Bruck an der Mur - Geld macht doch glücklich
Prof. Michael Lehofer: Geld macht glücklich, wenn man Glück stiftet. © Distrikt 1910

Schon als Kinder haben wir eingebläut bekommen, dass Geld nicht glücklich macht. Jedenfalls nicht allein. Man kann es auch anders sehen.

Hubert Nowak01.08.2016

Ausgerechnet bei der Dis­triktkonferenz sollte die hehre, antimaterialistische Vision unserer Kindertage auf den Kopf gestellt werden. Den Verdacht hatte ja ohnedies wohl schon jeder, dass Not und Armut auch keine Glücksgaranten sind. Wer sich etwas wünscht, aber nicht leisten kann, hält den Lehrsatz, wonach Geld ja ohnedies nicht glücklich mache, sowieso schon längst für eine sozialpolitische Beruhigungspille. Und jetzt das.

Der Psychologe, Neurologe und Facharzt für Psychiatrie Univ.-Prof. Michael Lehofer ist Leiter der Drogenberatung in der Steiermark. Mit seinem Ansatz, die Aspekte des Lebens auch einmal aus anderer Perspektive zu sehen, wurde der Philosoph zum Managementguru. Also stellte er auch das altruistische Weltbild auf den Kopf und erklärte den Rotariern im Saal, wie man mit Geld glücklich sein oder werden kann. Geld macht jedenfalls nicht unglücklich, auch wenn das vielleicht gerecht wäre, wenn die einen arm und die anderen dafür unglücklich wären, sagte Lehofer.

Geiz macht unsympathisch
Die Glücksforschung hat herausgefunden, dass das monetäre Maß für Glück bei rund 70.000 Euro Bruttoeinkommen im Jahr liegt. Alles darüber sollte eigentlich nur dem Spaß dienen. Denn das Glücksempfinden sei sehr abhängig vom Vergleich mit anderen, so der Wissenschafter. Unglücklich macht Geld dann, wenn die Freiheit, die es verheißt, nicht gelebt werden kann. Wenn man im Stress vor lauter Geldverdienen nicht mehr genießen kann. Oder wenn die Angst, es zu verlieren, alles lähmt. Die Angst vor dem Loslassen, so Lehofer, sei immer eine Deidentifika­tion. Wer sich übers Geld definiert, sei immer in Gefahr, bei Geldverlust auch seine Identifikation zu verlieren. Die Folge sei der Geiz. „Geizige Menschen können nicht spüren, dass sie reich sind. Sie sind unsympathisch und einsam“, formulierte er. Darin liege ein großer Wert von sozialem Engagement. Auch Wohlhabende wollen nicht unsympathisch sein. Und damit kann Geld glücklich machen.

Prof. Lehofer lieferte für Rotary somit ein wesentliches Motiv für die Wohltätigkeit. Beim Ausgleich zwischen Reich und Arm gehe es nicht nur um die Verteilung von Gütern, sondern auch um die Symbolik von Gerechtigkeit. Die Distriktkonferenz war mit diesem Vortrag nicht nur der übliche Rahmen für die Übergabe der Kette an den nächs­ten Governor, sondern eine Lehrstunde für rotarisches Leben.