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Viola Hahn, Gera

Geras erste Oberbürgermeisterin

Sie war eine der ersten Rotarierinnen in Deutschland. Seit Juli diesen Jahres ist die parteilose Viola Hahn Oberbürgermeisterin der Stadt Gera und hat dort, gemeinsam mit ihrem Rotary Club den Europäischen Kulturdialog ins Leben gerufen.

Peter Thürl17.07.2012

Am 1. Juli 2012 tauschte sie ihr Präsidentenamt beim Rotary Club Gera, das sie im Jahr des 20-jährigen Charterjubiläums innehatte, mit der Amtskette des Oberbürgermeisters. Möglich machten diesen ungewöhnlichen Ämtertausch Bürger. Sie wählten sie in einer Stichwahl als parteilose Kandidatin mit großer Mehrheit ins neue Amt.

1990 war sie zusammen mit Past-Präsidentin Kerstin Jeska-Zimmermann und Past-Präsidentin Martina Schweinsburg beim Rotary Club Gera eine der ersten Rotarierinnen in Deutschland. Auf dieses Engagement ist sie auch heute noch sehr stolz. „Ethik, Ziele und Clubarbeit. Für mich eine prägende Lebenserfahrung. Der Dialog mit und unter Freunden ist in allen Bereichen, ob in Politik, Gesellschaft oder Kirche, wichtig.“

„Als neue Oberbürgermeisterin in Gera kann ich aber nicht erwarten, dass die Leute zu mir kommen, also werde ich zu ihnen gehen und mir in allen Stadtteilen vor Ort die Sorgen und Probleme anhören“, umreißt die scheidende Clubpräsidentin bei ihrem Club ihre neue Aufgabe in der Stadt. „Politik dringt nur dann durch, wenn sie bei den Menschen ist, sie ernst nimmt und ihre Sprache spricht. Als echte Gersche Fettgusche, wie wir in Gera sagen, wird mir das nicht allzu schwer fallen. Ich bin in allen Gremien immer sehr für sachliche Debatten. Aber ich weiß auch, dass es in der Politik mitunter ruppiger zugeht als in einer Behörde. Aber zum Finanzamt Gera gehört auch die Steuerfahndung. Und die kommt mit Streicheleinheiten auch nicht immer weiter. Ein Oberbürgermeister sollte in einer Stadt, wie es auch wir als Rotarier bei unserer gesellschaftlichen Arbeit tun, alle Stärken aller Netzwerke beachten und sie moderierend fördern und in den gesamten sozialwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufgabenbereich der Stadt und ihrer Verwaltung einbinden. Wenn eine Idee gut ist, müssen die einen nicht nein sagen, nur weil die anderen ja gesagt haben. Kommunalpolitik geht anders.“

Sie hat auch im Wahlkampf in Gera mit erstaunlicher Offenheit ihre dreijährige Mitgliedschaft in der SED von 1986 bis 1989 nicht unerwähnt gelassen. Dazu sagt sie heute: „Für mich war das eine ziemlich prägende Erfahrung. Alle in meiner Generation haben doch ihre Erfahrungen vor und nach der Wende gemacht. Deshalb soll man nichts aus der eigenen Biografie verschweigen. Ich möchte jedenfalls in keine Partei mehr eintreten.“ Trotzdem freut sie sich über die Unterstützung ihrer Wahl durch CDU, FDP und der „Arbeit für Gera“ 

Deutschlandweit bekannt wurde Viola Hahn durch den Europäischen Kulturdialog, den sie zusammen mit dem Rotary Club Gera ins Leben gerufen hat und der unter anderem so prominente Redner wie Professor Paul Kirchhof, Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann und Thüringens Regierungschefin Christine Lieberknecht nach Gera brachte.

„Klugheit ohne Liebe zur Stadt und zu den Bürgern ist nur Schläue“, bestärkt ein Bürger im sozialen Netz die neue erste Frau Geras. „Politiker brauchen zweierlei: Positionen und Persönlichkeit. Sie hat beides. Sie hört zu, sie macht sich ein Bild, sucht Unterstützer und handelt dann. Es gibt keine Schnellschüsse, sondern konzeptionelles Planen und dann verbindliches Handeln.“