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Im Gespräch mit Hans-Joachim Strassburg, RC Lübbecke/Westfalen

» Wir bekommen mehr, als wir geben «

15.06.2015

Ein Schwerpunktprojekt des RC Lübbecke/Westfalen findet im Wasser statt. Wie viele Freunde beteiligen sich an ihrem Schwimmtraining für geistig und zum Teil auch körperlich Behinderte?

Hans-Joachim Straßburg: Zurzeit sind wir 15 Rotarier, die jeweils zu zweit neben zwei Schwimmlehrerinnen das wöchentliche Training begleiten. Ungefähr die Hälfte ist von Anfang an dabei, also seit zehn Jahren. Es ist ein echtes Langzeitprojekt unseres Clubs geworden.

Was genau ist die Aufgabe der Schwimmbetreuer?

Während die Sportlehrerinnen bestimmte Abläufe und Schwimmtechniken trainieren, kümmern sich die Betreuer um die allgemeine Organisation, helfen mitunter beim Umkleiden, übernehmen Fahrdienste und sind auch bei den Wettbewerben dabei. Eine wichtige Aufgabe ist die Dokumentation der Trainingsleistung, etwa die Zeitnahme. Danach richtet sich die Einstufung der Schwimmer bei Wettbewerben. Aber am Wichtigsten ist die persönliche Ansprache: Wir ermuntern, feuern an, freuen uns mit den Sportlern und trösten sie auch mal. Behinderte brauchen immer wieder Bestätigung und Körperkontakt. Da sind wir für sie ganz enge Vertraute.

Wie verändert einen selbst diese auch emotional anspruchsvolle Aufgabe?

Berührungsängste, wenn es sie denn gibt, verfliegen schnell, weil die vertrauensvolle Ansprache der Schwimmer eine Unmittelbarkeit erzeugt, der sich keiner entziehen kann. Diese Offenheit und Rückhaltlosigkeit in der Begegnung ist sehr berührend. Selbst Freunde, die wir im Club anders erleben, tauen auf, zeigen sich lockerer und entspannter. Einer, der wohl selbst über diese Veränderung erstaunt war, hat es mal so gesagt: Wir bekommen mehr, als wir geben.“

Kann man den Erfolg dieser Arbeit eigentlich messen?

Wir haben von Special Olympics auf Landes- und Bundesebene, aber auch von Weltspielen, schon viele Medaillen mitgebracht. Aber das ist nur die Oberfläche. Wir helfen Menschen mit Einschränkungen dabei, durch Sport ihre Leistungsfähigkeit zu trainieren und ihre Persönlichkeit zu entwickeln. So tragen wir zu ihrer gesellschaftlichen Anerkennung bei im Sinne allgemeiner Teilhabe. Das ist echte Inklusion.

Wenn ein Rotary Club sich in diesem Bereich engagieren will, was raten Sie?

Das Projekt kostet den Club fast kein Geld. Aber Sie müssen etwas viel Wertvolleres mitbringen, nämlich Zeit. Und Sie müssen sich auf Menschen mit ganz besonderen Bedürfnissen, auch nach Nähe, einlassen. Wenn Sie dazu ja sagen können, nehmen Sie einfach Kontakt auf zu ihrer lokalen Lebenshilfe oder ähnlichen Einrichtungen.

Wir haben über das Schwimmtraining und die Special Olympics in München einen kurzen Film gedreht. "Rotary geht baden..." zeigt anschaulich, was dieses Projekt für alle Beteiligten so wertvoll macht.