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Großspenden – wie geht das?

»Den Menschen auf Augenhöhe begegnen«

Großspenden – wie geht das? - »Den Menschen auf Augenhöhe begegnen«
Die Menschen und Behörden vor Ort waren von Anfang an ins Projekt eingebunden. © Michael Finkler

Hans-Jürgen Leuchs über die Kriterien, nach denen er das Projekt ausgewählt hat, das er fördert, und die Gründe des Erfolgs.

01.09.2016

Herr Leuchs, Sie unterstützen als Großspender ein Hilfsprojekt in Kenia. Wie ist es dazu gekommen?
Grundsätzlich sind Rotarier für gute Projekte immer zu begeistern. Zudem wollte ich ein internationales Projekt fördern. Und das Rarieda-Hilfsprojekt ist ein gutes internationales Projekt. Seit 2011 führt der Distrikt 1860 das Projekt durch, gemeinsam mit der regionalen Hilfsorganisation Rafiki wa maendeleo und dem Partnerclub Nairobi Utumishi. Menschen, denen ich absolut vertrauen kann und die mir vertrauen. Dieses Vertrauen ist wichtig für den Erfolg des Projekts. Ich kann mich auf die Helfer vor Ort hundertprozentig verlassen. Weitere Partner sind TRF und RDG. Außerdem ist das Projekt so ausgerichtet, dass es nachhaltig wirkt. Nachhaltigkeit ist neben Vertrauen der zweite wichtige Punkt, auf den ich sehr viel Wert lege.

Worin genau besteht das Projekt?
Der Distrikt Rarieda liegt in einer der ärmsten Regionen Kenias, im Westen an der Grenze zu Uganda am Viktoriasee. Dort wollen wir  das Leben der rund 20.000 Menschen in den 35 Dörfern verbessern – und zwar nachhaltig. Unser Fokus lag in den beiden ersten Global Grants auf der Gesundheitsvorsorge und -versorgung, auf der regelmäßigen Betreuung von rund 3500 Familien und dem Aufbau der Eigenversorgung und der Verbesserung der Ernährungslage. Im dritten Global Grant nun wollen wir die Wasserversorgung sichern.

Wie gehen Sie vor?
Das Projekt ist in drei Phasen unterteilt. In der ersten Phase haben wir dafür gesorgt, dass die Menschen in dem Distrikt gesünder leben können und Hilfe bekommen, wenn sie krank werden. Wir haben deshalb die Krankenstationen dort renoviert, die Ausrüstung verbessert und die Mitarbeiter der Krankenstation  geschult. Die anschließende zweite Phase zielte darauf ab, die wirtschaftliche Basis der Menschen zu verbessern und den Lebensstandard zu heben. So wurden beispielsweise Solarinkubatoren zur Bebrütung von Hühnereiern in Betrieb genommen und ein Traktor bereitgestellt. In der dritten Phase, die jetzt läuft, soll die Versorgung mit Trinkwasser verbessert werden. Bisher erhalten die Menschen in der Region ihr Wasser durch ein 40 Jahre altes, marodes Leitungssystem. Das Wasser aus dem Viktoriasee wird in Wasserkioske gepumpt, wo es die Menschen in Gefäße abfüllen und dann kilometerweit nach Hause tragen müssen, Tag für Tag. Wir wollen deshalb die Wasserentnahme verbessern und neue Rohre verlegen. Die Mittel für alle drei Phasen belaufen sich insgesamt auf 1,2 Millionen Dollar.

Erste Erfolge zeichnen sich schon ab?
Auf jeden Fall. Der allgemeine Gesundheitszustand hat sich verbessert, die Kindersterblichkeit geht stark zurück, und mehr als 800 bisher besonders bedürftige Familien erwirtschaften inzwischen ein eigenes Einkommen. All das wird bleiben und noch besser werden, auch wenn das Hilfsprojekt einmal abgeschlossen sein wird. Das wirkt nachhaltig. Das konnten wir nur erreichen, weil wir die Menschen und die Behörden dort von Anfang an eingebunden haben, weil wir mit der regionalen Hilfsorganisation Rafiki wa maendeleo zusammenarbeiten und weil wir einen ganzheitlichen Ansatz gewählt haben, weil wir den Menschen dort auf Augenhöhe begegnen. Kurz: Das Projekt ist Vorbild für andere.


Hans-Jürgen Leuchs
(RC Ingelheim am Rhein), Regional Foundation Chair: Beauftragter der TRF/Weltgemeindienst für Deutschland

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