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Editorial

Die Stunde der Diplomaten

Editorial - Die Stunde der Diplomaten
© Jessine Hein/Illusstratoren

01.07.2016

Die Zeiten, in denen sicherheitspolitische Tagungen Schönwetterveranstaltungen waren, sind lange vorbei. Wenn am 8. und 9. Juli die Staats- und Regierungschefs der NATO in Warschau zusammenkommen, um über die Lage der westlichen Verteidigungsgemeinschaft zu beraten, steht gleich eine ganze Reihe von Herausforderungen auf dem Programm: Der Terrorismus, seit dem 11. September 2001 ständiger Begleiter unserer offenen Gesellschaft, hat mit dem „Islamischen Staat“ und seinen weltweiten Sympathisanten eine neue Dimension bekommen. Die Flüchtlingswelle im Mittelmeerraum und auf dem Balkan ist nicht nur eine humanitäre Herausforderung, sondern angesichts des Kontrollverlustes über die gesamte Südflanke des Bündnisses auch eine sicherheitspolitische. Und im Osten des Kontinents sind seit der russischen Intervention auf der Krim wieder Geister aktiv, die die Europäer seit dem Ende des Kalten Krieges verbannt geglaubt hatten.

Das derzeit am intensivsten diskutierte Thema ist der Konflikt mit Russland. So ist Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier erst vor wenigen Tagen wegen eines Interviews in der Bild am Sonntag heftig kritisiert worden, weil er auch die NATO-Mitglieder zur Mäßigung aufrief und vor westlichem „Säbelrasseln“ warnte.

Aber spricht er damit im Grunde nicht nur Selbstverständlichkeiten aus? Ist die Mahnung, selbst keinen Anlass für die Eskalation eines Konfl iktes zu liefern, schon eine Illoyalität gegenüber den Verbündeten? In dem vorliegenden Heft bekräftigt der Außenminis - ter seine Haltung und erläutert, warum ein klares Bekenntnis zur Verteidigungsgemeinschaft und gleichzeitige Dialogbereitschaft kein Widerspruch sein müssen. Wie komplex die Lage im Osten unseres Kontinents ist, zeigen auch die weiteren Beiträge ab Seite 34, in denen u.a. Stimmen aus Polen, dem Baltikum und Russland zu Wort kommen.

Die Rotary Foundation (TRF) feiert in Kürze ihren 100. Geburtstag. Im Jahre 1917 gründete Präsident RI Arch C. Klumph einen Spendenfond, aus dem sich später die Foundation in ihrer heutigen Form entwickelte. Der Startschuss für die Feierlichkeiten zum Jubiläumsjahr wurde vor wenigen Tagen auf der Convention in Seoul gegeben.

Aus der lokalen Sammelaktion entwickelte sich im Laufe der Zeit ein Global Player, der sowohl die Rotary Clubs bei ihren unzähligen Projekten unterstützt als auch ein angesehener Partner internationaler Organisationen wie der WHO ist. Die wichtigsten Stationen dieses beeindruckenden Weges zeigt der historische Überblick ab Seite 20. Am Schluss der Strecke finden Sie Anregungen, wie Sie selbst in Ihrem rotarischen Umfeld das Jubiläumsjahr begehen können.

Es grüßt Sie herzlichst Ihr

René Nehring, Chefredakteur