https://rotary.de/gesellschaft/nur-sprache-reicht-nicht-zur-integration-a-8501.html
Projekt

» Nur Sprache reicht nicht zur Integration «

Was Flüchtlinge außer einer Grundversorgung brauchen, beschäftigt Achim Wickop vom RC Darmstadt-Bergstraße. Er setzte sich in seinem Club dafür ein, den Druck eines »Bilder-Knigge« zu finanzieren

Monika Nellessen02.02.2016

„Das drängendste Problem ist die rasche Integration der Scharen von Flüchtlingen, die nur gelingen kann, wenn diese unsere Sprache, Sitten und Gebräuche lernen“, meint Achim Wickop und brachte seinen Club dazu, 500 Exemplare des Bildlexikons „Zeig mal“ anzuschaffen, das Sprachlehrer beim ersten Deutschunterricht verwenden. Doch Sprachkenntnisse allein sind Wickop nicht genug. Er zeigt sich begeistert vom Projekt „Leben in Deutschland“ der Darmstädter Kultur- und Projektmanagerin Gabriella Hünnekens. Gemeinsam mit dem ortsansässigen Deutsch-Syrischen Verein, dem Somalischen Komitee sowie ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern entwarf sie ein Heft, das die Grundregeln des Zusammenlebens in Deutschland illus–triert – von den im Grundgesetz verankerten Rechten bis hin zu Alltagssituationen. Ob im Bus, am Bankschalter oder auf dem Bürgersteig, erklärt wird immer entlang des Mottos „So ist’s richtig, und das wäre falsch“. Auf diese Weise erfahren die Leser auch, dass die Gleichstellung in Deutschland unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung funktioniert, wie man sich mit anderen Menschen bekannt macht, sich bei Behörden verhält oder dass Pünktlichkeit in Deutschland wichtig ist. „Frieden beginnt auf engstem Raum und überträgt sich von dort aus in die ganze Welt“, sagt Gabriella Hünnekens dazu. Ihr Schlüsselerlebnis hatte sie beim Einkaufen. „An der Kasse hatte sich eine Schlange gebildet, doch ein junger Mann, offensichtlich fremd bei uns, stand abseits und wusste nicht, was er tun sollte.“

Die Kraft der Bilder
Dieses Erlebnis hat sie dazu gebracht, einen Arbeitskreis zu bilden. „Acht Nationen saßen am Tisch.“ Unabhängig von Sprache und Bildung regten die Bilder zum Nachdenken an, findet Hünnekens, denn „ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. Auch in Wickops Club entspann sich eine Diskussion: Ist die Art der Darstellung angemessen? Und wird das Richtige gezeigt? In jedem Fall also bewirkt das Heft eine Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Werten, Idealen und Bräuchen. Der Club hat inzwischen 250 Hefte erworben, die über die Stadtverwaltung und Flüchtlingsorganisationen an Asylsuchende verteilt wurden. Das Begleitheft in DIN A6 mit 52 bunt illus-trierten Seiten kann über kontakt@lid-integration.de bestellt werden.