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Hoffmeisters Fundstücke

Alles im grünen Bereich

Hoffmeisters Fundstücke - Alles im grünen Bereich
© Jessine Hein/Illustratoren

Vom Neben- und Miteinander in der Natur, Baukultur, Kunst und Musik

Martin Hoffmeister01.03.2024

Die Farbe Grün steht für vieles. Mit ihr verbunden sind weitgehend positive Konnotationen, seien es Landschaften, Naturphänomene, Pflanzen, Fruchtbarkeit, Frühling, Hoffnung oder ökologische Ambition. Eine Alltagswendung überdies weiß: „Alles im grünen Bereich.“ Die Themen umweltfreundliches Bauen und Wohnen bilden seit geraumer Zeit substanzielle Eckpfeiler einschlägiger Verlagsprogramme. Entlang kuratierter Beispiele werden vielperspektivisch die stilbildenden Korrelationen zwischen Architektur und Natur ebenso wie das Zusammenspiel von Design, Interieur und Wohnraum-Bepflanzung ventiliert. Vorliegender Band präsentiert moderne Bauformen und Bauten aus vier Kontinenten, die eindrücklich das Neben- und Miteinander von Natur und (Bau-)Kultur spiegeln. Wird zum einen den Bepflanzungs- und Grün-Potenzialen von Terrassen, Innenhöfen, Balkonen, Außenwänden, Winter- und Dachgärten variantenreich und mit plastischem Bildmaterial nachgespürt, so offerieren die Autoren zum anderen Anregungen für entsprechende Konzepte der Innenraum- und Bürogestaltung. Suggestiv aufgefächert zeigt sich, was globale Expertise, Kreativität, Fantasie und Stil auf diesem Feld zu leisten vermögen.

2024, hoffmeister, schloss neuhardenberg
© Fotokraftwerk 

Die Triade von Fünf-Sterne-Luxus, architektonischer wie landschaftlicher Imposanz und exzellentem Kulturangebot zählt zu den erfolgreichsten Freizeitoptionen der letzten Jahrzehnte. Insbesondere in den Alpenländern wussten erfahrene Hoteliers die Gegebenheiten zu nutzen und um hochwertige Veranstaltungstableaus zu erweitern. Hotel Schloss Neuhardenberg am Rande des Oderbruchs, situiert inmitten eines opulenten Landschaftsparks unweit der Grenze zu Polen, markiert eine der bemerkenswertesten Herbergspreziosen der Mark Brandenburg. Das klassizistische Gebäude-Ensemble verkörpert in seiner homogenen Anlage, Fokussierung und luziden Prägnanz auf exemplarische Weise erlesene preußische Baukultur. Die von Gartenbau-Legenden wie Lenné und Fürst von Pückler-Muskau entworfenen Parks bieten den Gästen sowohl aparte Ausblicke wie die Möglichkeit zu kultiviertem Ausgang. Die Hotel-Interieurs nehmen ein durch schlichte Eleganz, modernes Design und hochwertige Materialien und bilden den idealtypischen Rahmen für das vielgesichtige Kulturprogramm.

Das Engadin mit seinem majestätischen Landschaftsprofil und heterogenen Destinationen wie St. Moritz, Sils, Samedan, Maloja oder Pontresina gilt Ruhe- und Therapiebedürftigen, Wander-Aficionados ebenso wie Eventhungrigen oder Künstlern wahlweise als Inbegriff von Einkehr und Kontemplation oder als aufgeladener touristischer Hotspot. Der Künstler Gerhard Richter verbrachte zahllose Ferienaufenthalte in Sils und Umgebung und ließ sich von wechselnden Landschaftserfahrungen inspirieren. Drei Ausstellungen mit mehr als 70 repräsentativen Werken aus internationalen Sammlungen dokumentieren in St. Moritz und Sils die künstlerische Ernte von Richters Besuchen. Richter transferiert seine Eindrücke in den eigenen Bilddiskurs und reflektiert zugleich die Landschaftsmalerei früherer Epochen.

2024, hoffmeister,  Jean-Philippe Rameau: Platé
© BelAir Classiques

Narzisstische Verfehlungen, Hybris, Größenwahn: Persönlichkeitsdefekte dienten Literatur, Theater, bildender Kunst, insbesondere aber der Oper seit je her als kurzweilige und/oder dramatische Stoffe. Als Protagonistin von Jean-Philippe Rameaus Oper respektive Ballett-Komödie Platée fungiert die gleichnamige Wassernymphe. Eher unansehnliche Kröte denn ätherisch-zartes Wesen, gibt sie sich besessen von der Idee, jeder Mann müsse ihr umgehend verfallen. Das grandios-überdrehte Stück um Eifersucht, Täuschung, Intrigen und Lächerlichkeiten präpotenter Charaktere setzte Laurent Pellys im Pariser Palais Garnier aufwendig, bunt und ausdrucksstark in Szene. Leichtigkeit, Witz, Albernheiten und Slapstickeinlagen des Bühnengeschehens nehmen Dirigent Marc Minkowski, die Musiciens du Louvre und die erstklassigen Vokalisten mit exemplarischer Beweglichkeit und Spiellaune auf. Ein Meilenstein der Opernregie und subtiler Musizierkunst.


  1. Masha Erman/Robert Klanten: The House of Green – Natural Homes and Biophilic Architecture, Gestalten Verlag, 256 S., Buch
  2. Hotel Schloss Neuhardenberg, Schinkelplatz 1–8, 15320 Neuhardenberg, schlossneuhardenberg.de, Hotel
  3. Werke von Gerhard Richter: Engadin, Nietzsche-Museum Sils Maria, Segantini-Museum St. Moritz, Galerie Hauser & Wirth St. Moritz, bis 13. April 2024, Ausstellung
  4. Jean-Philippe Rameau: Platée, Les Musiciens du Louvre, Marc Minkowski, BelAir Classiques, DVD
Martin Hoffmeister

Martin Hoffmeister publiziert regelmäßig in nationalen und internationalen Magazinen und Zeitungen. Als Redakteur im Kulturressort des MDR-Hörfunk beobachtet er die Musik- und Literaturszene seit mittlerweile drei Jahrzehnten. Im Rotary Magazin empfiehlt er Neuerscheinungen aus dem Kulturleben und Fundstücke von seinen Reisen.

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