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Leipzig

Ein Leben für die Umweltwissenschaft

Der Umweltforscher Peter Fritz (RC Leipzig) engagiert sich für nachhaltige Landschaftsnutzung – zunächst beruflich, jetzt rotarisch

Gerald Deckart01.09.2015

Sein Tatendrang ist kaum zu bremsen. Selbst mit 78 und längst als Ruheständler steckt er noch voller Ideen und Pläne. Dass er sie auch durchsetzen kann, hat er sein Leben lang bewiesen. Das Wort „machen“ gehört ganz selbstverständlich zu seinem Leben.

Dabei war er, wie er selbst sagt, zunächst vor allem ein schlechter Schüler. Mit der mittleren Reife ging er ab, und da er Landschaftsarchitekt werden wollte, absolvierte er eine Gärtnerlehre. Seinem damaligen Meister ist er heute noch dankbar, dass der ihn nahezu dazu zwang, das Abitur nachzuholen. Es folgte ein Geologie-Studium in Stuttgart mit Diplom und Promotion und das erste Forschungsstipendium, vergeben von der EURATOM-Behörde. Zweieinhalb Jahre verbrachte Peter Fritz dafür an der Universität Pisa und beschäftigte sich mit Isotopenhydrologie und Isotopengeochemie. „Die Italiener waren damals auf diesem Gebiet sehr viel weiter als wir“, sagt er. Nach Abschluss dieses Projekts begann über ein Vierteljahrhundert hin ein wissenschaftliches Wanderleben, in dem er nicht nur ein breites Fachwissen erwarb, sondern auch mehr und mehr die Bedeutung von interdisziplinärem Denken und Internationalität in der Wissenschaft erkannte.

20 Jahre Forschung in Kanada

Auf Pisa folgte ein Jahr in einem Isotopenlabor an der Sorbonne in Paris, wo er vor allem über das Alter und die Herkunft von Grundwasser forschte. Schließlich nicht weniger als 20 Jahre in Kanada, an den Universitäten Edmonton und Waterloo – hier leitete er viele Jahre das Institut für Geowissenschaften. Besonders interessiert waren die Kanadier an den Möglichkeiten zur Suche nach Erzlagerstätten mithilfe der Isotopengeochemie. Obwohl er inzwischen auch kanadischer Staatsbürger geworden war, lockte ihn 1987 eine neue Aufgabe nach Deutschland zurück: In München wird er Direktor des Instituts für Hydrologie am GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit.

Schon in Kanada hatte sich sein Inter­esse immer stärker Umweltfragen zugewandt. Und so war es folgerichtig, dass man ihn 1990 bat, als „Mann fürs Unorthodoxe“, wie er lächelnd sagt, nach Leipzig zu gehen und dort ein von der Helmholtz-Gemeinschaft getragenes Umweltforschungszentrum (UFZ) aufzubauen. Innerhalb von drei Monaten stellte er diese Einrichtung mit 300 Mitarbeitern auf die Beine. Völlig neu war dabei der im Osten bisher unbekannte interdisziplinäre Ansatz: Umweltforschung nicht nur unter naturwissenschaftlichen, sondern auch unter soziologischen, juristischen, medizinischen und weiteren Aspekten. Zu den Aufgaben zählt etwa die Stadtklimaforschung, mit den Problemen der Versiegelung des Bodens, dem Schwund des Grundwassers und vielen anderen Faktoren und ihren Konsequenzen für die Gesellschaft. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der „Nachhaltigen Landschaftsnutzung“ – entsprechende Erkenntnisse sind etwa auch in die gerade im Leipziger Raum durch den Braunkohleabbau notwendige ökologische Neugestaltung großer Flächen eingeflossen. In Leipzig bleiben wollte Peter Fritz damals ein Jahr, geblieben ist er bis heute. Und ist zum begeisterten Leipziger geworden.


Rotarisch Engagiert im RuheStand
Die Rente mit 67 hat er für sich vorweggenommen und ist exakt an seinem Geburtstag 2004 in eine Phase eingetreten, die man als Ruhestand wohl nicht so recht bezeichnen kann. Nicht, dass sich der Gärtner Peter Fritz damit begnügt hätte, nun seinen 3000 Quadratmeter großen Garten – fachmännisch! – zu bearbeiten.

Er nahm und nimmt auch weiterhin zahlreiche wissenschaftliche Ehrenämter wahr, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Kanada, Israel, Frankreich und Österreich. Und natürlich widmet er sich auch verstärkt rotarischen Aufgaben. 1994 in den RC Leipzig aufgenommen, wird er 2005/06 Governor im Distrikt 1880 – „das hat richtig Spaß gemacht“, bekennt er. Meist zusammen mit seiner Frau entdeckte er bei seinen Clubbesuchen immer wieder Schönes und Neues in Sachsen, Franken und der Oberpfalz. Seit ihrer Gründung ist er Mitglied der Water and Sanitation Rotarian Action Group (WASRAG), deren deutschen Ableger er zusammen mit rotarischen Freunden gründete. In diesem Zusammenhang rief er 2012 als Gründungsbeauftragter den Verein „Wasser ohne Grenzen“ ins Leben. Hier finden die Clubs Rat, Hilfe und Kontakte bei ihren Wasserprojekten, die mittlerweile ja auch zu den zentralen Zielen von RI zählen. Jetzt plant Fritz eine Datenbank über alle laufenden Wasserprojekte, in der sich Clubs informieren und ihre Pläne gegebenenfalls koordinieren können. Das erste clubübergreifende Projekt läuft derzeit auf Madagaskar.

Eines ist Peter Fritz bei der Schilderung seines Lebens und seiner Projekte und Erfolge wichtig: „Möglich war das alles nur, weil ich stets engagierte und kompetente Teams um mich hatte.“ Und die er auch stets zu motivieren, ja zu begeistern verstand. Diese Fähigkeit will er bald schon wieder für ein neues Projekt einsetzen: „Ich will die Umweltbildung an die Schulen bringen.“ Unserem Planeten geht es in vielerlei Beziehung nicht gut. Peter Fritz hat Einsicht in viele dieser Probleme. Jetzt möchte er noch möglichst viele Lösungsansätze auf den Weg bringen.


Zur Person:

Peter Fritz
wurde am 18. März 1937 in Stuttgart-Hädelfingen geboren. Nach einer Ausbildung zum Gärtnermeister, nachgeholtem Abitur und Geologie-Studium an der TH Stuttgart mit Diplom und Promotion beginnt seine wissenschaftliche Karriere, die ihn durch mehrere Länder führt. Er ist Professor für Isotopengeochemie und Isotopenhydrochemie, mehrfacher Ehrendoktor und Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften. Er besitzt die deutsche und die kanadische Staatsbürgerschaft. Er ist verheiratet, seine beiden Kinder leben in Kanada.