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Projekt

Mutsprung in die Tiefe

Der RC Nürnberg-Sebald organisierte für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge der Berufsschule Nürnberg einen Tag im Hochseilgarten

Kerstin Dolde17.03.2015

Flüchtlinge im Hochseilgarten, eine ungewöhnliche Idee des RC Nürnberg-Sebald. Die Gruppe – 35 Schüler aus 14 Nationen – war mit großer Begeisterung an allen Aktionen beteiligt. Schnell erkannten die Betreuenden, dass die Sprachschwierigkeiten die Aktiven nicht hindern, ihre Kreativität im Problemlösen und ihre Gruppenfähigkeit über alle Sprachgrenzen hinweg einzusetzen.

Die zu bewältigenden Aufgaben waren sehr anspruchsvoll: Zum Klettern in der Höhe kamen Anforderungen, die im Team bewältigt werden mussten. Obwohl die Flüchtlingsschüler meist alleine auf der Flucht waren und sich nach Deutschland in einer regelrechten Odyssee selbstständig durchschlugen, sind alle gute bis hervorragende Teamarbeiter.

Gelöste Stimmung
Den Parcours zur Teamentwicklung absolvierten die drei Gruppen bravourös und in gelöster Stimmung. Allein und nur auf sich gestellt – Ratschläge gab es vom Boden aus – meisterten alle Jungen und Mädchen die Anforderungen in zehn Metern Höhe. Für den betrachtenden Lehrer scheint gerade der Sprung aus acht Metern Höhe die bedeutsamste und symbolträchtigste Aktion im Parcours zu sein.

Ahmen die Schülerinnen und Schüler nicht sportlich und spielerisch ihre so ernste Ankunft in Deutschland nach, indem sie im Vertrauen auf die Sichernden an den Auffangseilen sich erneut im Sturz auffangen lassen? Wenn schon das Ankunftsland mit all seinen bürokratischen und formalen Hindernissen nicht gleich zur zweiten Heimat werden kann, so könnte doch vielleicht die Schule mit solchen großzügigen außerschulischen Angeboten, unterstützt durch Rotary, den „unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen“ eine zweite Heimat werden. Viele wagten den Sprung. Auch das ein Symbol.

Kerstin Dolde
Kerstin Dolde ist Journalistin und arbeitet zurzeit als Verantwortliche Redakteurin für Regionales bei der Frankenpost. Seit Januar 2011 steht sie zudem als Leseranwältin des oberfränkischen Medienhauses den Leserinnen und Lesern als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Von 2005 bis Mitte 2020 war sie als Distriktberichterstatterin für D 1880 unterwegs.