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Gesundheit für Mutter und Kind

RFPD erreicht Meilenstein

Ein Meilenstein für 'Gesundheit von Mutter und Kind': Rotary-Modell wird Teil des Gesundheitssystems in Nigeria. Weitere Projekte erfolgreich

01.07.2015

NIGERIA

Es war ein erfolgreicher Projektabschluss der besonderen Art den RFPD am 1. und 2. Mai 2015 feiern konnte, denn mit Beendigung der ersten Replikation des Pilotprojekts zur Senkung der Mütter- und Neugeborenensterblichkeit in Nigeria (kurz: MCH-Projekt), wurde das Konzept in zwei weiteren Bundesstaaten etabliert. An der Projektfinanzierung maßgeblich beteiligt waren der RC Bielefeld Süd und RC Bottrop-Wittringen, RFPD, die Rotary Foundation sowie das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die Ergebnisse überzeugten die Gesundheitsminister der vier beteiligten Bundesstaaten Kano, Kaduna, Ondo und FCT so sehr, dass sie öffentlich zusagten, das Rotary-Modell der Qualitätssicherung in der Geburtshilfe (OQA) in ihr Gesundheitssystem überführen zu wollen. Es ist das erste Mal, dass ein von RFPD initiiertes und unterstütztes Projekt staatlicher Standard wird. Zusätzliche Unterstützung gibt es von der WHO: sie begrüßt, dass in Nigeria ihre Leitlinien für das Gesundheitssystem mit dem Rotary-OQA-Modell ergänzt werden.

Die Verbesserung der Gesundheit von Frauen einschließlich Schaffung eines Zugangs zu Familienplanungsdiensten ist eine der kostengünstigsten Investitionen zur Verbesserung der allgemeinen Lebenssituation in sich entwickelnden Ländern, die heute existiert. Somit profitierten von dem Projekt nicht nur Schwangere, die zur Behandlung in die Kliniken kamen, sondern alle Einwohner im Projektgebiet (etwa fünf Millionen). Und diese Zahl wird mit der Ausdehnung des Rotary-OQA-Modells auf weitere staatliche Hospitäler stetig größer.

Rotary wird den Prozess der Einbindung in die bundesstaatlichen Gesundheitssysteme begleiten und durch Maßnahmen zum Kapazitätsauf- und -ausbau unterstützen. In Kooperation mit der Bayerischen Arbeitsgemeinschaft für Qualitätssicherung in der stationären Versorgung werden die Gesundheitsministerien beim Auf- und Ausbau statistischer Büros beraten, um eine kontinuierliche, korrekte und verlässliche Dokumentation und Auswertung der Daten und damit auch ein Monitoring der Qualitätssicherung gewährleisten zu können.

Bei einem Gespräch des Projektteams mit Dr. W. Balami, dem Director der Family Health Division des Bundesgesundheitsministeriums in Abuja, erläuterte das Projektteam den mit der WHO abgestimmten Plan, das Rotary-Modell zur Qualitätsverbesserung und -sicherung in der Geburtshilfe in das Maternal Death Surveillance and Response (MDSR) Programm der WHO zu integrieren und dieses gleichzeitig um Maßnahmen zur Senkung der perinatalen Mortalität zu ergänzen. Dr. Balami zeigte sich sehr erfreut darüber und bekräftigte, dass dies genau das sei, was Nigeria brauche. Er und sein Team freuen sich auf die bevorstehende Zusammenarbeit und sicherten Rotary jede Unterstützung zu. Auch der Gynäkologenverband in Nigeria (SOGON) unterstützt dieses Rotary-Programm.

Bis Juli läuft in fünf Hospitälern im Bundesstaat Enugu noch ein zweites Scaling up-Projekt. Auch dort zeigten sich das Gesundheitsministerium sowie der neu gewählte Ministerpräsident bei Gesprächen mit dem Projektteam sehr dankbar für das Projekt und sagten zu, nach Ablauf dessen Laufzeit die Integration des Modells in das Gesundheitssystem voranzutreiben. Derzeit läuft der Antragsprozess für die Einführung des Rotary-Modells zur Qualitätsverbesserung und -sicherung in der Geburtshilfe in den Staaten Lagos, Oyo und Ogun, das vom RC Ulm-Donaubrücke betreut und Ende 2015 beginnen wird.

Die Ergebnisse zeigen: die Nachhaltigkeit der MCH-Projekte ist gesichert.

 

NIGERIA

Auch Rotaract engagiert sich für Mutter- und Kind-Gesundheit in Nigeria: Nicholas Hartmann erfuhr auf der RFPD-Akademie 2013 vom Nigeria-Projekt. Kurzerhand entschloss er sich, für benötigte Moskitonetze Geld zu sammeln und zusammen mit RAC Heidelberg, RC Heidelberg und RFPD einen Global Grant zu beantragen, der vor Kurzem genehmigt wurde.

 

PAKISTAN
Familienplanung ist ein wichtiger Bestandteil des Schwerpunktbereichs 'Gesundheit von Mutter und Kind'
. Zusammen mit dem Rotary Club of Karachi Cosmopolitan (D3271) und dem RC Ludwigshafen-Rheinschanze (D1860) brachte RFPD 2014 im Gizri Maternity Hospital in den Slums von Karachi, Pakistan, ein Projekt auf den Weg, mit dem die Anwendung von post partum Familienplanung um ein Drittel gesteigert werden soll. Mit einem Budget von 38.000 US-Dollar wurden im ersten Schritt notwendige medizinische Geräte und Materialien angeschafft sowie 14 Ärzte und Hebammen in Geburtshilfe und Beratung für Familienplanung trainiert. Vor dem Start des Projekts nutzten gerade einmal 5 Prozent der Frauen vor Ort Kontrazeptiva. Bereits im ersten Projektjahr stieg deren Nutzung auf 11Prozent und im ersten Halbjahr 2015 sogar auf 36%. Damit ist bereits ein Jahr vor Projektende das anvisierte Ziel mehr als erreicht.

Während des Projekts offenbarte sich, dass in und um die Klinik eine akute Wasserknappheit herrscht und die beiden vorhandenen Brunnen nur salziges Wasser fördern. Es werden Clubs gesucht, die sich an der Lösung des Problems und auch an der Verbreitung dieses Projekts beteiligen möchten.

 

INDIEN

In 24 Dörfern des indischen Bundesstaates Maharashtra unterstützten der RC Hagen-Lenne und die Becker/Cordes-Stiftung ein Projekt, das vor Ort von der Organisation WOTR durchgeführt wurde. Erreicht wurden die Verbesserung des Status von Frauen und Mädchen durch Einbeziehen der Männer, die Verhütung ungewollter Schwangerschaften, die Verhinderung der verbreiteten Abtreibung weiblicher Babys und die Verbesserung der Gesundheitssituation. Dies gelang durch vielfältige Aufklärungsarbeit und aktives Einbeziehen aller Dorfbewohner. Die Bewusstseinsbildung erfolgte durch Hausbesuche, Dorftreffen, Treffen von Gesundheitskomitees der Dörfer, Rallyes, Straßentheater, Workshops, Trainingsveranstaltungen, Gesundheitscamps und die Ausbildung von je zwei Gesundheitsförderinnen pro Dorf. An speziellen Seminaren zur Sexualaufklärung und Familienplanung nahmen 972 Jugendliche und Paare teil. Darüber hinaus wurden die Mütter der gesündesten unter 1679 Babys und die besten Gemüsegärten für den Eigenbedarf unter 1540 Gärten ausgezeichnet. Das Wachstum von 863 Kindergartenkindern wurde anschaulich dokumentiert und für Eltern direkt vergleichbar gemacht. 23 Health Camps wurden veranstaltet, bei denen 2944 Patienten untersucht wurden. Weitere 4 Camps, an denen 7882 Personen teilnahmen, dienten der Entdeckung von Anämie und der Aufklärung über gesunde Ernährung. Für die 48 Gesundheitsförderinnen gab es 29 Fortbildungsveranstaltungen im Abstand von 1 - 3 Monaten.

 

INDIEN

Jugendliche lernen insbesondere bei „heiklen“ Themen oft lieber und besser von Gleichaltrigen als von autoritär auftretenden Erwachsenen. Daher verfolgte das Projekt "Youth and Reproductive Health" einen „Peer to Peer“ Ansatz. Es wurde vom Inner Wheel Club Coesfeld und dem RC Budge Budge unterstützt und in Westbengalen von der Organisation Nishtha durchgeführt. Sie trainierte ausgesuchte Jugendliche, um als Multiplikatoren unter Gleichaltrigen zu wirken. Außerdem halfen Mitarbeiter Frauen dabei, Selbsthilfegruppen zu gründen. Alle zwei Monate wurde in jeder Gruppe ein Treffen zum Thema Empfängnisverhütung und reproduktive Gesundheit abgehalten, bei dem stark auf individuelle Bedürfnisse bei diesem sensiblen Thema eingegangen wurde. Zusätzlich wurden für jedes Dorf ausgesuchte Dorfbewohnerinnen ausgebildet, die zu diesem Thema Hausbesuche machten. Mit einbezogen wurden lokale Führungspersonen, mit denen auch über heikle Themen wie Kinderheirat und Schwangerschaft von Jugendlichen gesprochen wurde.

 

ÄTHIOPIEN

Mit einem Projektvolumen von über 100.000€ wurde ein Beispiel gesetzt, das in die Umgebung ausstrahlt. Ein ganzheitlicher integrativer Ansatz brachte Hilfe zur Selbsthilfe in das Dorf Angolela, das aus drei Ansiedlungen besteht und in dem etwa 5.600 Menschen wohnen. Es liegt zirka 140 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Addis Abeba und zehn Kilometer westlich der 65.000 Einwohner zählenden Stadt Debre Birhan. Viel Wert wurde darauf gelegt, die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen vor Ort zu erfragen – eine wichtige Voraussetzung für Erfolg, Akzeptanz und Nachhaltigkeit des Projektes. Fast alle rotarischen Areas of Focus wurden gefördert: „Wasser und Hygiene“: Sauberes Wasser als notwendige Voraussetzung für Hygiene und Krankheitsvorsorge war einer der ersten Projektschritte. Als Folge der neuen dorfnahen Brunnen können jetzt auch die älteren Mädchen zur Schule gehen. „Gesundheit von Mutter und Kind": Aufklärungskurse und Training für gesunde Ernährung, Schwangerschaftsvorsorge und Familienplanung folgten. Ein Hygieneraum für Mädchen wurde saniert. „Elementarbildung, Lesen und Schreiben“: Die Renovierung der Schule, Errichtung von Lehrerwohnungen und Lieferung von Lehrmaterial sowie Training der Lehrer waren wichtige Schritte zur Verbesserung der Bildung. „Wirtschafts- und Kommunalentwicklung“: Auf einem ca. 5 ha großen Feld erlernten ca. 30 Frauen neue Bewässerungs- und Anbaumethoden und verkaufen jetzt ihre Überschüsse. „Krankheitsvorsorge und –behandlung“: Bisher ist die Krankenversorgung unzureichend, aber nach zähen Verhandlungen wurde die Genehmigung für den Bau einer Klinik mit einem Einzugsbereich von 30.000 Menschen erteilt. Die erforderlichen Baumaßnahmen wie Brunnensanierung und die Erstellung der Lehrerwohnungen wurden von den Dorfbewohnern selbst durchgeführt nachdem sie entsprechend ausgebildet worden sind. Auch dies stärkte ihr Selbstbewusstsein und die Nachfrage nach ihrem Können in den Nachbardörfern. Mit der Dorfhilfe in Äthiopien leisteten mehr als 26 Rotary Clubs im Distrikt 1870 einen Beitrag zur Umsetzung der Millenniumsziele der Vereinten Nationen.

 

ÄTHIOPIEN


Der Inner Wheel Distrikt 87 unterstützte in Addis Abeba in Äthiopien das von Jutta de Muynck gegründete „Mother and Child Rehabilitation Centre“. Hier fanden Frauen mit ihren Kindern Zuflucht, die Opfer von gewalttätigen Übergriffen ihrer alkoholisierten Männer geworden sind. Die meisten von ihnen waren Analphabeten, viele HIV-infiziert und alle mittellos. Über 80 traumatisierte Mütter und über 160 traumatisierte Kinder erhielten hier eine Perspektive. Von besonders zentraler Bedeutung war die Vermittlung von gesundheitlicher Aufklärung und Bildung. Neben der Vermeidung von Infektionskrankheiten stand dabei die Verhütung ungewollter Schwangerschaften im Vordergrund. Fast alle hier betreuten Kinder waren ungewollt. Die Kinder bekamen Unterricht mit dem Ziel, sich für eine private Schule zu qualifizieren. Die Mütter lernten Lesen und Schreiben (in Amharisch und Englisch) mit dem Ziel eigenes Einkommen erwirtschaften zu können und alle halfen mit bei der Bewirtschaftung des Rehabilitationszentrums und des kleinen Lebensmittelladens.

Die erhaltene Bildung schützt die Frauen auch vor einer weiteren Gefahr, dem gezielten Abwerben äthiopischer Frauen als Hausangestellte in arabische Länder wie Saudi Arabien. Den falschen Versprechungen der Anwerber folgend verlassen viele Mütter ihre Kinder um dort Geld zu verdienen. Stattdessen werden sie dort entrechtet, misshandelt und ausgebeutet.

 

NEPAL

RFPD initiierte vor Jahren den Länderausschuss Deutschland-Nepal. Seitdem haben wir viele Projekte in Nepal initiiert, unterstützt und kofinanziert. Franz Josef Radermacher hat als Mitglied des Club of Rome und als Vorsitzender der deutschen RFPD Sektion im Februar und März 2015 in Nepal verschiedene Projektaktivitäten mit Rotariern, Regierungsvertretern und dem Staatspräsidenten diskutiert – mit dem Ziel, die breiten rotarischen Projektaktivitäten auch auf die Metaebene zu bringen. Dazu gehören die Wassersituation im Kathmandu Tal (Wasserverfügbarkeit, Abwasserbehandlung, Müllentsorgung, Kanalisation und der Wassertransport aus Nachbartälern), das Eindämmen des Bevölkerungswachstum in Nepal (von heute 26 auf bis zu 40 Millionen Menschen in 2050) durch Familienplanung sowie Bildung als zentrale Herausforderung für die Entwicklung des Landes (Zusammenarbeit zwischen dem Privatschulsektor und dem öffentlichen Sektor, Berufsschulausbildung, duale Ausbildung, Nutzung moderner Technik). RFPD kümmert sich im Rahmen des Länderausschusses auch um Hilfe nach dem Erdbeben.

 

NEPAL

Das Projekt „Arun Valley Health Prevention“ wurde unterstützt durch den RC Reutlingen-Tübingen-Süd. Dabei ging es um medizinische Grundversorgung und Aufklärung in einem schwer zugänglichen Gebirgstal mit dem Schwerpunkt auf Frauen und Kindern. In erster Linie wurde Hilfe zur Selbsthilfe geleistet. In Workshops wurde medizinisches Grundwissen vermittelt inklusive verschiedenster Methoden zur Familienplanung. Medizinisches Hilfspersonal wurde geschult und die Erste-Hilfe-Stationen besser ausgerüstet.

 

AKADEMIE

Die siebte RFPD-Akademie fand am 14.11.2014 in Frankfurt am Vortag der Mitgliederversammlung statt unter dem Motto "Nachhaltige Entwicklung durch reproduktive Gesundheit". Vom 20. – 22.11.2015 ist die achte Akademie in Hamburg geplant. An diesem Wochenende wird die Bedeutung von Mütter- und Kindergesundheit einschließlich Familienplanung im globalen Kontext betrachtet, über erfolgreiche Projekte berichtet und die Anbahnung weiterer Projekte angeleitet.

 

PERSONELLES

Frauke Thiel wurde neben Michael Morath stellvertretende Vorstandsvorsitzende von RFPD Deutschland und Talke Schaffrannek neue Redakteurin. Katalin Sophie Susel und Sonja König verstärken ebenfalls den Vorstand als Rotaract-Vertreter. Ingar Brüggemann, RFPD Beiratsmitglied, wurde von RFPD International im Juni 2015 als Nachfolgerin von Rekha Shetty aus Indien zum internationalen RFPD Chair gewählt. Robert Zinser, Beiratsvorsitzender in Deutschland, ist CEO von RFPD International und Michael Morath, stellvertretender Vorsitzender in Deutschland, ist Koordinator für RFPD in Europa.

Eine wesentliche Verbesserung der Basisarbeit zur Gewinnung von RFPD-Mitgliedern und Förderung der RFPD-Zielsetzungen verspricht sich der Vorstand vom Einsatz von RFPD-Botschaftern. Im rotarischen Jahr 14/15 wurden für die Rotary- Inner Wheel- und Rotaract-Distrikte jeweils engagierte Personen benannt, die in enger Anbindung an den Vorstand für die RFPD-Ziele werben und Projekt-Initiativen auf den Weg bringen. Jeder Club ist eingeladen, sich durch die Botschafter authentisch vor Ort über die Möglichkeit der Mitwirkung an den Zielen zu informieren.

Weitere Projekte und aktuelle Informationen rund um RFPD und den Rotary Schwerpunktbereich 'Gesundheit von Mutter und Kind' gibt es unter www.rfpd.de.

Vorstand und Beirat RFPD, German Section