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Die deutsche Sektion des internationalen Kunstkritikerverbandes (AICA) wählte die Fotoschau Kairo – Offene Stadt u?ber die Revolution in Ägypten im Museum Folkwang zur "Ausstellung des Jahres 2013". Die von Florian Ebner und Constanze Wicke kuratierte Ausstellung zeige mit kraftvollen Bildern die enorme Bedeutung und zugleich bedrängende Angst vor Gewalt und Scheitern der Revolution in Ägypten, hieß es. Der jetzt erschienene Katalog komplettiert die Schau.
Mosa’ab Elshamy fotografierte diese Demonstranten während einer Rede auf dem Tahrir-Platz, Kairo, am 8. April 2011.
Regierungsfeindliche Protestanten bewerfen Unterstützer von Präsident Mubarak vom Dach eines leerstehenden Hauses am Tahrir Platz mit Steinen. Ivor Pricket, der dieses Foto schoss: " Diese Bilder, die zwischen dem 28. Januar und dem 12. Februar aufgenommen wurden, zeigen Ereignisse, dessen Zeuge ich auf den Straßen in der Innenstadt Kairos während der letzten Tage der Mubarak-Ära wurde. Menschen haben es mir gesagt, dass sie endlich wieder stolz darauf waren, Ägypter zu sein, ein Gefühl, welches in den vielen Jahren der Unterdrückung nach und nach verschwunden war." (Aus der Serie Days of Anger, 2011)

Jasmina Metwalys Video Testimony „The Martyrs: Toussi” zeugt in direkten, einfachen Einstellungen vom Schmerz der Angehörigen, verbunden sind diese Aussagen mit den entsprechenden Sequenzen des Vorfalls aus dem Internet. Das Foto zeigt ein Still. "Im November 2011 kam Toussi, ein junger Mann aus Kairo, bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften nahe des Tahrir-Platzes ums Leben. Eine im Internet verbreitete Videoaufnahme zeigt, wie sein toter Körper von den Uniformierten an den Straßenrand gezogen und im Müll liegen gelassen wurde. Ähnlich wie der kurze Zeit später stattgefundene Vorfall der „Woman with the Blue Bra“ (siehe die Station hierzu in der Ausstellung), empörte diese kurze Sequenz viele Menschen in Kairo und brachte sie dazu, wieder auf die Straße zu gehen. (The Martyrs: Toussy, 2012)
"Tausende Ägypter entschlossen sich am 27. April zu einem Marsch auf das Verteidigungsministerium. Militärpolizei und Staatssicherheit versperrten von Abbasiya aus den Weg zum Ministerium", berichtet der Jonathan Rashad, der dieses Foto aufnahm." (The Dragged Woman,  Kairo 27. April, 2012; aus dem Flickralbum: The Abbasiya)
Menschenmassen sind das vorherrschendes Motiv der öffentlichen Bilderflut während der ersten 18 Tage der Revolution. Die Porträtfotografin Myriam Abdelaziz, in Kairo geboren und in New York und Kairo lebend, hat beide Perspektiven, von innen und von außen. Sie fokussiert auf das Individuum, auf die einzelne Person, auf Details und Gesten, die signifikanter sind als der weite Blick, und reflektiert dabei nicht zuletzt das Bildermachen selbst. (Aus der Serie: The Egyptian Revolt)
Am 6. Dezember demonstrierten hunderte Menschen nach einer Rede von Mohammed Mursi vor dem Hauptquartier der Muslimbruderschaft in Kairo. Einigen gelang es, das Gebäude zu stürmen. Als die Zentralen Sicherheitskräfte eintrafen und die Umgebung absperrten, kam es zu Zusammenstößen zwischen den Demonstrierenden und den Sicherheitskräften. Jonathan Rashad, freiberuflicher Fotojournalist aus Kairo, war dabei. (Hauptquartiers der Muslim Bruderschaft, 6. Dezember 2012)
Arbeiter profanieren ein Fotobanner des Präsidenten Husni Mubarak mit ihren Füßen, Mahalla Al-Kubra, 7. April 2008. Am 6. April 2008 brach in der Industriestadt Mahalla Al-Kubra ein Arbeiteraufstand aus. In der westlichen Welt weitestgehend unbemerkt geblieben, diente dieser Aufstand als Referenz für die junge Protestbewegung »April 6 Movement«, welche den Ausbruch der Revolution am 25. Januar 2011 in Kairo mit initiierte.
Kim Badawi fotografierte Zuschauer bei Projektionen von Facebook auf dem Tahrir-Platz. "Nächtliche Vorführungen von Videos, die bei Facebook und anderen sozialen Netzwerken hochgeladen wurden, zogen die Aufmerksamkeit von unzähligen Ägyptern aus äußerst unterschiedlichen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen und mit verschiedensten Überzeugungen auf sich", erzählt die Fotografin. "Da mir sehr wenig Licht zur Verfügung stand, entschloss ich mich dazu, dass Bild um die Projektion des Lichts an sich zu arrangieren, um die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der anwesenden Personen herauszuarbeiten."
Mosa’ab Elshamy machte dieses Foto. Er ist ein freiberuflicher Fotograf, der in Kairo lebt und arbeitet. Seine Bilder und Fotostrecken über die ägyptische Revolution waren im TIME Magazin, in The Economist, im Foreign Policy Magazin, bei Al Jazeera und Al-Akhbar English sowie in weiteren Print- und Online-Medien vertreten.
Der Katalog zu "Kairo. Offene Stadt. Neue Bilder einer andauernden Revolution" kostet 28 Euro. Hg. von Florian Ebner und Constanze Wicke. Spector Verlag, Leipzig 2013. 264 Seiten, 28 Euro.