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Tansania

Telemedizin am Kilimanjaro

Tansania - Telemedizin am Kilimanjaro
Operation unter der Leitung eines deutschen Arztes, der die Schwestern "on the Job" trainiert. © Prof. Dr. Klein

Der RC Kronberg „kümmert“ sich gemeinsam mit seinen Nachbarclubs seit acht Jahren intensiv um ein „Health Center“.

Christian Kaiser17.10.2016

Mitten im Busch – in Sanya Juu am Fuße des Kilimandjaro – betreibt der Orden der Holy-Spirit-Sisters ein Health Center, medizinische Anlaufstelle für über 200.000 Menschen.

2008 berichtete Bernd Ilbertz (RC Kronberg) nach einer Reise mit Mitgliedern seiner Kronberger Pfarrgemeinde seinen Clubfreunden eindrucksvoll über die Sorgen und Nöte der afrikanischen Schwestern, die ihr Mutterhaus in der Nähe von Königstein im Taunus haben.

Seitdem „kümmert“ sich der RC Kronberg um diese Missionsstation. Von Anfang an mit dabei die Nachbarclubs Bad Soden-Königstein (Taunus), Bad Homburg vor der Höhe, Kelkheim und Oberursel.

Viele Schritte führen zum Ziel

Begonnen wurde mit der Sanierung und Erweiterung der  Trinkwasser- und Stromversorgung, es folgte der Aufbau einer Zahnstation und eines für afrikanische Verhältnisse hochmodernen OP-Saals.  2014 wurde der RC Kronberg deshalb mit dem „Best Act Award“ des Distriktes 1820 ausgezeichnet.

Mit der Erweiterung der therapeutischen Möglichkeiten sind aber gleichzeitig auch die diagnostischen Herausforderungen gestiegen. Um in schwierigen Fällen zeitnah konsiliarischen Rat zu ermöglichen, wurde nun die Health Station telemedizinisch ausgerüstet. Damit können jetzt Problemfälle in der Radiologie und Pathologie mit Spezialisten weltweit diskutiert werden.

Das Telemedizinprojekt – geleitet von Prof. Dr. Klein, RC Kronberg –  hatte ein Gesamtvolumen von 128.000 Euro, inkl. 96.000 Euro Zuschuss vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Insgesamt belaufen sich die seit 2010 in Sanya Juu über den RC Kronberg investierten Mittel damit auf über 400.000 Euro.

Im Jahr 2015 wurden bereits über 500 Kaiserschnitte in dem OP durchgeführt. Anfangs halfen noch Ärzte aus Deutschland, mittlerweile haben die Schwestern genug Routine und retten fast täglich Mutter und Kind. Alle haben überlebt!

Hilfe auch für die Ärmsten

Etwa ein Drittel der Patienten, besonders aus den Massaidörfern, können selbst die geringen Kosten nicht aufbringen, werden von den Schwestern aber trotzdem behandelt.

Für März 2017 plant Freund Ilbertz die vierte Reise nach Sanya Juu mit 16 Rotariern. Mit dabei wieder einige Ärzte, die anschließend teilweise noch wochenlang bleiben, um mit den Schwestern zusammenzuarbeiten – „Training on the job“.

Ziel der Kronberger ist es, die Schwestern so lange zu begleiten, bis das Health Center als Krankenhaus anerkannt ist und die Gehälter von zwei Ärzten und OP-Schwestern vom Staate übernommen werden. Denn Ärzte können die Schwestern nur mit einem guten Gehalt aus der Stadt in den Busch „locken“.  

Vor kurzem wurde das Health Center aufgrund der technischen Ausstattung und des hohen Hygienestandards vom Gesundheitsministerium als bestes Health Center in der Region Kilimanjaro und Nummer drei in Tansania ausgezeichnet, wie Schwester Josepha, Medical Officer und Leiterin des Charlotte Health Center, stolz berichtet. Damit dürfte man dem erklärten Ziel wieder ein Stückchen näher gerückt sein.