Distrikt 1880

Besondere Konzerte in Nürnberg und Leipzig

by Ulrike Löw |
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Die Musik soll eine Brücke zwischen den Kulturen sein: Sebastian Studnitzky (Echo-Jazz- und Opus-Klassik-Preisträger) ist mit dem Odessa Philharmonic Orchestra auf Tour: Am 23. November in Nürnberg, am 24. November 2025 in Leipzig.

 

Anfang November 2025 hat die ukrainische Bahn alle Zugverbindungen in den Donbass gekappt, die Züge sollen nicht mehr bis in das Industrierevier in Frontnähe fahren, es ist zu gefährlich geworden. Ab der Grenze der Region Charkiw geht es im Schienenersatzverkehr weiter.

Nach Angaben der Regierung in Kyjiw hat Russland gerade auch erneut die ukrainische Energieinfrastruktur angegriffen. Es sollen die schlimmsten Angriffe seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 gewesen sein, zahlreiche Städte meldeten Ausfälle bei Strom, Heizung und Wasserversorgung. Und nun kommt wieder der Winter.

Ist das Leid in der Ukraine überhaupt noch vorstellbar? Können wir auch nur annähernd nachempfinden, was die Menschen erdulden müssen? Zumindest können wir im Bewusstsein halten, was da geschieht, und zu mildern helfen, wo man es vermag. Auch mit musikalischen Mitteln.

Diese Überlegung brachte den Berliner Jazztrompeter Sebastian Studnitzky dazu, im Sommer 2023 mit dem Odessa Symphonic Orchestra das musikalische Projekt "Memento Odessa" aufzunehmen – nach ersten Konzerten in der Ukraine tourt er mit einigen Musikerinnen und Musikern des Orchesters durch Deutschland. Geplant sind Benefizkonzerte, der Erlös soll an "Children of Heroes" gehen. Die Stiftung kümmert sich um kriegsbedingte Waisenkinder in der Ukraine.

Eröffnet wurde die Tournee in der ausverkauften Philharmonie in Odessa, schildert der Musiker am Telefon, pünktlich zum Ende des Konzerts sei laut der Raketenalarm losgebrochen. Es war die Zeit, in der russische Drohnenangriffe am Schwarzen Meer fast jede Nacht für Angst, Verwüstung und Leid sorgten.

Nun wird das Ensemble – Beginn ist jeweils um 19. 30 Uhr – in der Nürnberger Egidienkirche und der Leipziger Peterskirche spielen. Der Berliner Musiker und Initiator Sebastian Studnitzky wird dabei auch viel erklären, etwa die schwierigen Bedingungen der Ausreise und den Umstand, dass es sich bei den meisten Musikern des Ensembles um Musikerinnen handelt. Denn Männern ist die Ausreise aus dem kriegsgebeutelten Land nahezu unmöglich.

 

Das Projekt, so Studnitzky, verstehe sich als modern-klassische Hommage an die Stadt Odessa und ihrer Bewohner inmitten des russischen Angriffskrieges – die Musik soll den unbeugsamen Geist eines belagerten Volkes im Extremzustand spiegeln, die Erinnerungen an eine ferne Vergangenheit und die Ungewissheit der Zukunft einfangen.


Mehr Informationen unter:

www.egidienkirche.de/veranstaltungen

www.kirche-leipzig-sued.de/nachrichten/memento-benefizkonzert-fuer-die-ukraine.html

Ulrike Löw

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