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Die Challenge läuft

Die Apothekerin Birgit Schleicher (RC Bautzen /Budyšin) kämpft als Polio-Beauftragte gegen die Kinderlähmung. Sie warnt: Die Einsicht, dass man gegen Polio-Erreger impfen muss, schwindet – und das ist gefährlich. Noch ist der Erreger in mindestens zwei Ländern aktiv. Auch im deutschen Abwasser finden sich Viren, denn in einer globalisierten Welt werden auch Viren importiert. Krankheiten kennen keine Grenzen, das Virus interessiert sich nicht dafür, wo ein Mensch geboren wurde – es sucht jene, die nicht aureichend geschützt sind.

Es begann vor mehr als einem Jahr: Im November 2024 wurden in München, dann in weiteren deutschen Großstädten Polioviren im Abwasser entdeckt. Der Fund war - zu diesem Zeitpunkt - für Wissenschaftler kein Grund zur Sorge. Sondern eher ein Beleg dafür, wie gut die Kontrollen funktionieren. So erklärt es auch Birgit Schleicher, Polio-Beauftragte im Distrikt 1880. Birgit Schleicher (RC Bautzen/Budysin) hat Medizin und Pharmazie studiert und tritt regelmäßig mit dem Rotary-Polio-Bären an ihrer Seite auf. 

Experten wie sie erwarten im Grunde Polioviren im Abwasser, schon weil in sieben Städten regelmäßig Abwasserproben untersucht werden. Deshalb wurden im Lauf des Jahres 2025 auch in München, Bonn, Köln und Hamburg Polioviren entdeckt, und auch in den Klärwerken in Dresden, Düsseldorf und Mainz gab es positive Testergebnisse, so das Robert Koch-Institut.

Wichtig zu wissen

Seit 1998 wird in Deutschland ein inaktivierter Polio-Impfstoff, ein sogenannter Totimpfstoff, gespritzt. In vielen Ländern Afrikas wird aber immer noch die Schluckimpfung mit einem Lebendimpfstoff verabreicht. Das darin enthaltene Virus vermehrt sich im Darm und kann mehrere Wochen lang ausgeschieden werden. Es besteht auch die Möglichkeit, dass es mutiert.

Die wahrscheinlichste Erklärung ist also, dass die nun im Abwasser entdeckten Viren von Personen stammen, die eine Schluckimpfung erhalten hatten. Vereinfach gesagt: In einer globalisierten Welt werden auch Viren importiert.

Und das heißt: Solange Polio irgendwo existiert, ist jedes Land gefährdet. Krankheiten kennen keine Grenzen, keine Nationalitäten, keine Religionen. Das Virus interessiert sich nicht dafür, wo ein Mensch geboren wurde - es sucht lediglich jene, die nicht ausreichend geschützt sind.

Was dies für Rotary bedeutet? Rotary setzt sich seit mehr als 40 Jahren für die Ausrottung der Kinderlähmung ein – wir sind dem Ziel, die Welt von dieser Krankheit zu befreien, näher als je zuvor. Rotary-Mitglieder haben mehr als 2,1 Milliarden US-Dollar gespendet und unzählige ehrenamtliche Arbeitsstunden geleistet, um fast drei Milliarden Kinder in 122 Ländern vor dieser Krankheit zu schützen, die Lähmungen verursacht und sogar tödlich sein kann. Rotarys gute Kontakte und Fürsprache haben eine Rolle bei der Entscheidung einiger Regierungen gespielt, mehr als zehn Milliarden US-Dollar zu den Bemühungen beizusteuern.

Ein großer Erfolg

Heute ist Polio nur noch in Afghanistan und Pakistan endemisch. Es ist jedoch wichtig, weiter daran zu arbeiten, dass andere Länder frei von Polio bleiben. Und deshalb ist es wichtig, den Endspurt im Blick zu haben: "Die Impfmüdigkeit darf sich auf keinen Fall ausdehnen", sagt Birgit Schleicher. Denn es droht gerade bei Polio - Stichwort Risiko - auch die Wahrnehmung, dass Impfungen überflüssig seien, da sich die Krankheit kaum noch zeigt. Doch: Würden heute alle Bemühungen eingestellt, könnte die Kinderlähmung erneut aufflammen. Innerhalb von zehn Jahre könnten jedes Jahr bis zu 200.000 Kinder betroffen sein.

Welche Gefahr geht also von dem Erreger und den Polioviren im Abwasser wirklich aus? Aufgrund der letzten Funde hält es das Robert-Koch-Institut laut aktuellem Epidemiologischen Bulletin für zunehmend wahrscheinlicher, dass die Polioviren zwischen Menschen übertragen werden. Erwachsene, aber vor allem Kinder, die nicht oder nicht vollständig gegen Polio geimpft sind, könnten sich mit derartigen Viren anstecken und in seltenen Fällen an Poliomyelitis erkranken. Ist es also nur eine Frage der Zeit, bis die Viren auf ein ungeimpftes Kind treffen, weil die Erreger auf der Türklinke einer öffentlichen Toilette landen? 

Oder können wir es positiv wenden, uns darauf stützen, dass wir mit den Abwasserkontrollen ein Frühwarnsystem haben, Infektionen früh erkennen und gezielt Schritte einleiten können?

Wie also bremsen wir die Viren aus? 

Genau deshalb will Birgit Schleicher eine Challenge meistern: Zehn Clubs aus dem Distrikt 1880 haben (pro Club) bereits mindestens 1.000 Euro überwiesen - und all diese Gelder wurden durch Hands-On-Projekte erlöst, etwa Kunstaktionen oder Keksverkäufe.

Bis zum Jahresende steht Governor Daniel Neuer im Wort, das Spendenaufkommen aus Distriktmitteln nicht nur zu verdoppeln, er hat den Faktor 2,5 aufgerufen. Und damit kein Missverständnis erzeugt wird: Im Jahr 2026 darf freilich gerne weiter gespendet werden - auch nach der aktuell laufenden Challenge im Distrikt 1880.  

End Polio Now – einige Clubs haben sich dies schon auf die Fahnen geschrieben und gespendet: Danke an RC Amberg, RC Bautzen/Budysin, RC Dreiländereck Oberlausitz, RC Fichtelgebirge, RC Leipzig-Alte Börse, RC Nürnberg-Reichswald, RC Radebeul, RC Regensburg-Porta Praetoria, RC Riesa Elbland und der RC Weiden. Die jüngsten Spenden kommen vom RC Dresden-Blaues Wunder, dem RC Nürnberg, dem RC Vogtland Schloß Voigtsberg und dem RC Neumarkt-Parsberg. Auch der RC Bayreuth-Eremitage, der RC Fürth, der RC Zwickau und der RC Stiftland haben Spenden zusagt.

Die Challenge läuft noch

Das angepeilte Ziel: 100.000 Euro. Aktuell – Stichtag 17. Dezember 2025 – liegt die Spendensumme im Distrikt bei 20.334 Euro – und zusammen mit den Mitteln des Distrikts bei 50.835 Euro.

Seit vier Jahrzehnten führt Rotary gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation, UNICEF und vielen weiteren Partnern eine der größten humanitären Gesundheitsinitiativen der Geschichte an – das Ergebnis dieses Engagements ist beispiellos. Seit 1988 wurden die Poliofälle weltweit um über 99 Prozent reduziert. Von rund 350.000 gelähmten Kindern pro Jahr auf heute weniger als 50 Fälle von endemischem Wildpoliovirus weltweit. Eine ganze Generation ist bereits ohne die Angst vor Polio aufgewachsen. 

“Wir können es schaffen, dass dies so bleibt. Wir sind Rotary", sagt Birgit Schleicher: "In unserem Polio-Chair-Kreis hat sich der hoffnungsvolle Satz Together we end Polio etabliert."

  • Die Kontonummer für Spenden an Rotary für die Polio-Kampagne in Deutschland lautet:
    IBAN: DE80 3007 0010 0394 1200 00
    BIC: DEUTDEDD
    Begünstigter: Rotary Deutschland Gemeindienst e.V.
    Verwendungszweck: PolioPlus plus Ihre Clubnummer

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