Rotary Aktuell
Rotary-Nothilfe Naher Osten

Eine ganze Region braucht die Chance auf Regeneration und Wiederaufbau. Erste Projekte dafür sind in Israel, im Gazastreifen und im Westjordanland angelaufen. Gebraucht wird dafür vor allem eines: Geld
Eineinhalb Jahre lang gab es nur Handy-Videos, die eine fragile Welt zeigten, durch gemeinsame Rituale mühsam zusammengehalten. Singende Kinder in einer Schule, deren Wände aus Zeltplane bestehen. Kinder vor einer langen Reihe an Plastikbehältern, hier wird Wasser abgefüllt, ein seltenes Gut. Säcke mit Tomaten, Zwiebeln, Gurken, Melonen, Äpfeln, Kartoffeln, Auberginen, die für viel zu viele Menschen reichen müssen. „Think Palestine“ steht an anderer Stelle an die Wand geschrieben – eine Initiative der Rotarier aus Ramallah im besetzten Westjordanland. In gewaltigen Töpfen, die auf offenen Feuern stehen, wird dampfende Linsensuppe zubereitet. Familien reichen Tupperware durch die Menge, um eine warme Mahlzeit nach Hause bringen zu können. Alltag im Krieg.

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Seit dem 7. Oktober 2023, dem Tag des grausamen Überfalls der Hamas-Terroristen auf Dörfer und militärische Anlagen jenseits der Grenze des Gazastreifens, herrscht Ausnahmezustand in und um Israel. 1200 Menschen sind an jenem Tag auf israelischer Seite ermordet, 5431 verletzt worden. Bei den Palästinensern kamen seither rund 48.000 Menschen zu Tode, es wurden etwa 110.000 verletzt. Bis Mitte Januar stieg die Quote rapide an. Im Westjordanland wurden seit dem 7. Oktober mehr als 800 Palästinenser getötet, über 7000 verletzt. Als sich der Krieg in den Libanon ausweitete, wuchs die Zahl der dortigen Toten auf 3500 an. Millionen Zivilisten flohen vom Süd- in den Nordlibanon und – im Gazastreifen – von einer vermeintlich geschützten Zone zur anderen. Die Schäden in beiden Kampfgebieten sind gewaltig, 80 Prozent des Gazastreifens sind mittlerweile unbewohnbar.
Rotarische Projekte sind formuliert
Angesichts dieser katastrophalen Situation hat der Deutsche Governorrat im März letzten Jahres beschlossen, einen Arbeitskreis Nothilfe Naher Osten ins Leben zu rufen. Unter der Leitung von Past-Governor Dirk Jesinghaus wurden die Vorsitzenden der im Nahen Osten engagierten Länderausschüsse eingebunden. Sie knüpften neue Kontakte, verstärkten ihre traditionellen Netze und formulierten einen Spendenaufruf. Beim Rotary Deutschland Gemeindienst wurde ein Spendenkonto eingerichtet. Die Tatsache, dass der Gazastreifen durch israelische Truppen abgeriegelt war und während der ersten 15 Monate nur ein kleiner Teil der notwendigen Hilfsgüter zur leidenden Zivilbevölkerung gelangen konnte, bremste auch die rotarischen Aktivitäten. Nun sind die ersten konkreten Projekte formuliert. Sie werden auf der Webseite des Arbeitskreises präsentiert. Im 40 Kilometer langen Gazastreifen fehlt es an allem, was zu einem menschenwürdigen Leben gehört: Nahrung, Trinkwasser, Medikamente, Hygieneartikel, Kleidung. Da sämtliche Waren aus Israel beschafft werden müssen, kann Rotary nur mit Geldspenden arbeiten. Unser Partner Clean Shelter kümmert sich um die Sanitär- und Wasserversorgung. Eine wichtige Maßnahme gegen die drohende Ausbreitung ansteckender Krankheiten.
Nur massive Unterstützung sorgt für Erholung
Der Länderausschuss Deutschland-Israel und seine assoziierten Clubs fördern die Linderung psychologischer Schäden bei den Opfern des Massakers vom 7. Oktober. Lizro’a Or ist eine Organisation, die zerstörte Pflanzen in den angegriffenen Siedlungen ersetzt. Nach und nach kommen dort die geflüchteten Bewohner zurück. Die libanesischen Rotarier wollen ein Solarsystem installieren, das geflüchteten Mitbürgern in einer Einrichtung der evangelischen Kirche bei Aley zugutekommt. Der RC Beirut Cedars hat ein Trinkwasserprojekt für Schulen und öffentliche Gebäude ausgearbeitet. In den Dörfern des Schuf-Gebirges, unweit von Beirut, plant der dortige Club eine Müllaufbereitungsanlage.
Weitere Hilfsaktionen des Arbeitskreises Nothilfe Naher Osten befinden sich noch in frühem Planungsstadium. Dabei handelt es sich um eine Kooperation mit dem Patriarchat der katholischen Kirche in Jerusalem: Im Westjordanland sollen berufliche Bildung und die Jugendarbeit gefördert werden. Zwei Bereiche, die bislang sträflich vernachlässigt wurden. Nur durch massive humanitäre Hilfe hat die Region eine Chance, sich in absehbarer Zeit wieder zu erholen.
Wilhelm Dietl
Mehr dazu: rotary-nothilfe-naher-osten.de oder Mail an
rotary@dr-jesinghaus.de
Spenden an
Rotary Deutschland Gemeindienst e. V.
Deutsche Bank AG
IBAN: DE80 3007 0010 0394 1200 00
Verwendungszweck: P2483 oder Nothilfe Naher Osten
Mobile Zahnarztpraxis in Palästina

Mtaness Bishara (RC Lünen-Werne), Zahnmediziner und Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, organisierte und finanzierte mithilfe seiner Clubfreunde und des Distrikts ein mobiles Zahnbehandlungszentrum. Damit erfüllte sich der in Nazareth geborene Arzt seinen Kindheitstraum, ein „Hilfsprojekt im Heiligen Land auf die Beine zu stellen“. Bishara hatte vor Jahren bei Reisen in seine Heimat festgestellt, wie schwierig dort ein Zahnarztbesuch vor allem für Kinder ist. Nun hat er Grund zur Freude: „Dank unseres ‚Dentamobil Rotary International‘ mit Equipment aus Deutschland und der Schweiz können wir dort eine erstklassige Zahnbehandlung anbieten.“ Der erste Einsatz musste aufgrund des Krieges mehrfach verschoben werden, aber im vergangenen Mai war es so weit: Vier Tage lang wurden zahlreiche Kinder in Bethlehem behandelt. Im März geht es weiter, zwei weitere Zahnärzte begleiten ihn.
Mehr Informationen: rotary.de/a24868