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Interview

Die Welt ein klein wenig besser machen

Interview  - Die Welt ein klein wenig besser machen
Der Governor im Kreis seiner Clubfreunde (von links): Matthias Römer, Hartmut Zwißler, Dagmar Wellner, Erika Appelt, Andreas Appelt © Rotary

"Ein Governorjahr ist kurz", sagt Dr. Hartmut Zwißler. Was ihn in in seiner Amtszeit begeistert hat, wo er Stellschrauben sieht, sagt er im Gespräch mit dem Rotary Magazin.

01.06.2017

Das rotarische Jahr 2016/2017 ist zu Ende. Was sind für Sie die wichtigsten Erkenntnisse aus der Zeit als Governor?

Rotary lässt sich mit einem großen Schiff vergleichen. Kursänderungen sind aufwändig und brauchen viel Zeit. So benötigen auch Änderungen in der Struktur des Clublebens viel Aufwand und Zeit. Ein Governorjahr ist kurz. Langfristige Änderungen sind nur dann nachhaltig zu bewerkstelligen, wenn die Governorstaffette über Jahre die gleiche Richtung vorgibt.

 

Welche Kritik und welche Anregungen verbleiben aus den Clubbesuchen?

In den meisten Clubs wird rotarisches Leben sehr positiv gestaltet. Da tobt der Bär. In wenigen Clubs hatte ich den Eindruck, dass mehr verwaltet als gestaltet wird. Da fehlt das „rotarische Feuer“. Dies mag an einer ungünstigen Altersstruktur liegen, auch an einer Denkweise, die junge Mitglieder verhindert, da nicht das Potential, sondern nur der derzeitige Status gesehen wird. Oft fehlt auch der Blick über den Tellerrand des eigenen Clubs. Manche tun sich immer noch schwer mit der Öffentlichkeitsarbeit - nach dem Motto „Tue Gutes und rede nicht darüber“. Aber nur durch eine konsequente Pressearbeit wird Rotary in der Öffentlichkeit bekannter und das Image positiv besetzt.

 

Was bleibt Ihnen als besonders erfreulich in Erinnerung?

Die Bereitschaft, überkommene Strukturen zu überdenken, die CoL-Beschlüsse umzusetzen, Satzungen anzupassen, die Clubs zu verjüngen, mehr Frauen aufzunehmen. Besonders gefreut haben mich die vielen Integrationsprojekte der Clubs.

 

Und wo würden Verbesserungsmöglichkeiten sehen?

Die Haltung mancher Clubs zur Aufnahme von Frauen. Wir haben derzeit im Distrikt noch elf Clubs ohne Frauen, davon wollen mehr als die Hälfte in Zukunft Frauen aufnehmen. Hier hoffe ich auf eine baldige Änderung. Ansonsten weiterhin die vermehrte Aufnahme jüngerer Mitglieder, um eine günstige Altersstruktur zu erreichen. Und last but not least, die Beseitigung kleinlicher Vorschriften bei der Beantragung und Durchführung von Global Grants.

 

Sie haben sich in einem der Governorbriefe Sorge um die Weltlage gemacht. „Wir dürfen aber nicht schweigen, wo die Werte, die wir hochhalten, mit Füßen getreten werden“, heißt es da. Wo sehen Sie die Möglichkeiten Rotarys, sich für eine friedlichere Welt einzubringen?

Rotary ist eine weltweite Wertegemeinschaft mit zum Beispiel Beobachterstatus bei der UNO. Wir stehen ein für Toleranz, für die Humanitas etc. Wir wollen versuchen, die Welt ein klein wenig besser zu machen. Mehr Frieden ist zu erreichen über eine Verbesserung der wirtschaftlichen Voraussetzungen - Hilfe zur Selbsthilfe, mehr Bildung, Verbesserung des Gesundheitswesens und so weiter. Wir sind keine politische Organisation. Wir sollten aber nicht schweigen, wenn unsere Werte missachtet werden und schon der Ansatz unserer Bemühungen unterlaufen wird. Wir rühmen uns, Thomas Mann in unseren Reihen gehabt zu haben. Viel eher sollten wir uns schämen, wie erbärmlich wir ihn davongejagt haben. Das sollte uns eine ewige Lehre sein. Und deshalb können wir nicht schweigen.