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D 1820

Distriktkonferenz beginnt mit Supertalk

D 1820 - Distriktkonferenz beginnt mit Supertalk
Eindrucksvoller Abschluss und Auftakt zugleich © Christoph Müller, K2 Werbeagentur GmbH (alle Fotos)

Auf die Frage "Wo endet Heimat?" antworteten prominente Gäste.

23.06.2021

Hier ein Bericht des Distriktreporters Claus-Peter Müller von der Grün von der Konferenz:

Die Distriktkonferenz zum Ende der Amtszeit von Governors Henning von Vieregge im Ausklang der dritten Pandemie-Welle beginnt nicht nur mit einem Talk, sondern mit einem Supertalk. Auf die Frage "Wo endet Heimat?" antworten Achim Steiner (Administrator United Nations Development Programm UNDP, New York), Tanja Gönner (Vorstandssprecherin der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, Eschborn) und Hannah Hübner (Teilnehmerin des Rotary-Jugendaustauschs, Homberg/Efze) unter der Moderation von Jörg Hahn.

Der Planet ist die einzige Heimat

Für Achim Steiner und Tanja Gönner ist in Zeiten des Anthropozäns der Planet die einzige Heimat, auf der es um den Erhalt der Lebensgrundlagen aller Menschen geht, und auf dem der Begriff der Heimat nicht von Nationalisten besetzt werden darf. Für Achim Steiner geht es darum, seinen Platz zu finden in einer Familie mit mehr als sieben Milliarden Menschen, und für Tanja Gönner ist Heimat dort, wo sich ein Ort und ein Gefühl verbinden, wo sie Kraft schöpft, "um wieder rauszugehen". Für Hannah Hübner, die 2019/20 bis zum Beginn der Pandemie in zwei Gastfamilien in Brasilien lebte, ist Heimat seither nicht mehr begrenzt auf eine Region und Menschen, denen man von Geburt an nahe steht. Sie habe "Verbundenheit" in der Welt durch den Austausch mit Rotary erlebt, und sie habe heute mehr als nur eine Heimat, denn "Heimat wächst und erweitert sich durch das Erleben".

Rotary: Beobachterstatus bei den UN

Rotary erweist sich mithin für die Schülerin aus dem Distrikt 1820 als "offene Heimat", und Rotary International spielt ohne Frage eine Rolle in der Welt. Daran erinnert Achim Steiner, denn – wie auch der Vatikan – habe Rotary einen Beobachterstatus bei den Vereinten Nationen, und Rotary könne Redezeit in Anspruch nehmen. Rotary ist für Tanja Gönner "stark, weil es überall Rotarier gibt, die sich kümmern und begleiten", auch im Bemühen um "peace and prosperity in partnership". Klimawandel und Klimaschutz sowie die Pandemie seien die derzeit großen Herausforderungen. Mit den Erfahrungen aus dem Kampf gegen Polio, fordert Tanja Gönner, solle Rotary auf seine Partner wie die Gates-Stiftung und die WHO zugehen, auch um in jenen Ländern, in denen die Skepsis gegenüber der Impfung groß sei, für Vertrauen in die Vakzinierung zu werben.

Achim Steiner räumt ein, dass die UN zu Beginn der Pandemie "bitter gescheitert" sind, und leitet daraus den Anspruch ab, " es in Zukunft besser zu machen". Eine Milliarde Menschen sei noch ohne Strom, davon 600.000 in Afrika, die vor allem dort mit Grüner Energie versorgt werden könnten. Eine Milliarde Menschen habe keinen Anschluss ans Breitbandnetz. Alle Schulen auf der Welt ans Internet anzuschließen, sei "völlig leistbar". Rotary ist für Achim Steiner ein "verbindendes Element in der Welt". Er appelliert an die rotarische Gemeinschaft rund um den Globus, die großartige Idee der UN zu stärken und gesellschaftspolitisch trotz aller Gegensätze in der Welt für das gemeinsame Handeln der Menschheit zu werben: "Die Menschheit ist in der Lage, andere Wege zu gehen. Wir haben mehr Möglichkeiten als je eine andere Generation vor uns."

"Mein Motto bewährt sich"

Henning von Vieregge dankt den Diskutanten: "Mein Motto ,Rotary - offene Heimat' bewährt sich, wie die Diskussion der Frage ,Wo endet Heimat?' im Supertalk rund um die Entwicklungszusammenarbeit zeigt. Diese Zusammenarbeit ist nicht nur ein zentraler Begriff in der Ausrichtung internationaler Projekte - auch von Rotary, sondern auch lokaler Initiativen. Das möchte ich herausstellen. Die Diskussion im Talk zeigt, dass wir soziale und ökologische Armut nicht gegeneinander ausspielen dürfen. Dass wir Lust auf internationales Engagement haben. Und dass wir nicht nur in die weite Welt schauen sollten, sondern auch auf uns selbst. Der Wandel in der Welt beginnt bei jedem von uns selbst."

Der komplette Supertalk kann jederzeit gesehen und gehört werden unter diesem Link: www.rotarydistrikt1820.de/

Henning von Vieregge: Vieles entstanden, vieles wird bleiben

"Es gibt vieles, das entstanden ist, und das bleiben wird", blickt Henning von Vieregge als Governor des Distrikts auf das bald endende rotarische Jahr zurück und zugleich in die Zukunft. Zur Eröffnung der virtuell ausgetragenen Distriktkonferenz am 12. Juni 2021 mit etwa 150 Teilnehmern an den heimischen Computern fragt Henning von Vieregge: "Haben wir unsere Möglichkeiten überzeugend genutzt? Mein Motto lautet  ,offene Heimat Rotary, was tun? Was nun?‘" Rotary müsse die "gesellschaftliche Anschlussfähigkeit" wahren, um zu bestehen. Er hoffe, dass es den Gästen, die an den Einladungen des Distrikts im sich neigenden rotarischen Jahr teilgenommen haben, gefallen hat, und dass sie sagen werden: "Distrikt – wir kommen wieder."

Holger Knaack: Unsere Chance, ein modernes Rotary zu schaffen

Holger Knaack, Weltpräsident von RI, dankt in einer Videobotschaft allen, für die ihre rotarische Amtszeit endet, und ruft zur Veränderung auf: "Wir sind die ersten virtuellen Präsidenten und Governor von Rotary. Wir haben es angestoßen. Jetzt ist es unsere Chance, ein modernes Rotary zu schaffen." Es gelte, jetzt nicht aufzuhören und in unnötige Traditionen zurückfallen. "Unsere Zukunft ist doch Rotaract. Bitte beziehen Sie Rotaract immer mit ein. Bitte beziehen Sie Menschen aus Bevölkerungsgruppen ein, an die Sie nie gedacht haben", sagt der Weltpräsident, denn Rotary sei "eine Einladung zu endlosen Möglichkeiten".

Thema Nachhaltigkeit

Das große Thema, das Henning von Vieregge  im Jahr 2020/21 im Distrikt gesetzt hat, ist die Aufgabe der Nachhaltigkeit.

Volker Mosbrugger: Für die öko-soziale Marktwirtschaft

Auch für Volker Mosbrugger (RC Frankfurt/M.-Friedensbrücke) ist Nachhaltigkeit das Zukunftsthema schlechthin, wie er auf der Distriktkonferenz berichtet. Es gehe nicht nur um Ökologie, sondern Nachhaltigkeit habe auch die soziale und ökonomische Dimension. Dem "Mensch ging es nie besser, der Natur nie schlechter", sagt Volker Mosbrugger. Der Mensch habe den CO2-Gehalt in der Atmosphäre um 50 Prozent erhöht. Der steigende Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre führe zu mehr Hitzetagen und mehr Hitzetoten. Die Wälder sterben, und der Meersspiegel steige. Je nach Szenario müssten 190 bis 630 Millionen Menschen bis zum Jahr 2100 umsiedeln und an anderer Stelle wieder eine Heimat finden. Mit dem Biodiversitätsverlust verlöschen die Ökosystemdienstleistungen der Natur.  Neue Krankheiten entstehen: "Die Zahl der Zoonosen hat dramatisch zugenommen, weil wir Tieren zu nah auf die Pelle rücken." Pro Jahr rechnet Volker Mosbrugger mit drei bis fünf neuen Krankheiten aus dem Übergang von Tier zu Mensch. Es gelte das One-Health-Konzept anzuerkennen in dem Mensch-Tier-Natur vereint werden. "Nachhaltigkeit ist Zukunftsfähigkeit. Wir brauchen die öko-soziale Marktwirtschaft", sagt der Wissenschaftler. Alle drei  Nachhaltigkeitsdimensionen seien in Euro zu bilanzieren, externe Kosten zu internalisieren, das Verursacherprinzip sei umzusetzen sowie Land und Forstwirte seien für Ökosystemdienstleistungen zu bezahlen. Final nennt Volker Mosbrugger ein Beispiel für das geforderte neue Mindset: "Rotary forstet auf!" aus dem Rotary Magazin (online).

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Ieva Martinsone (Rotaract) berichtet von der Rotaractaktion "one Million Trees" und liest hier eine humorvolle Geschichte aus der Bröckedde-Serie am Schluss der Konferenz.

Ieva Martinsone: Der Spirit war zu spüren

Ieva Martinsone (Rotaract) blickt zurück auf die Bundessozialaktion von Rotaract "One Million Trees". Sie habe Vorträge über Thema gehalten, die Clubs seien immer in Diskussionen gekommen "und die Aktion wurde zum Selbstläufer und trotz der Pandemie war der Spirit zu spüren".

Hans Peter Meister: Netzwerk Nachhaltigkeit

Hans Peter Meister (RC Frankfurt-Alte Oper) berichtet vom Netzwerk Nachhaltigkeit, das im Distrikt mit Rotaract gebildet worden sei, um das Thema Nachhaltigkeit  "gerne über Jahre hinweg distriktübergreifend und über Deutschland hinaus zu verankern".

Alle Clubs, die an der Pflanzaktion teilgenommen haben, werden mit einer Urkunde geehrt. "Am Ende, sind wir alle Sieger" heißt es auf dem Monitor im Studio.

Jahresabschluss 2019/20

Auf der Konferenz geht es auch ums Geld. Lucas Corzilius stellt den  Jahresabschluss 2019/20 vor. Die anwesenden Clubs genehmigen den Jahresabschluss 2019/20 und erteilen Governor Rainer Moosdorf sowie Schatzmeister Richard Heck die Entlastung.

Datenschutz: Die Clubs tragen Verantwortung

Wenn Datenschutzregeln nicht eingehalten werden, kann es für den einzelnen Club sehr teuer werden, erläutert Wilma Heim (RC Bottrop) als Vorsitzende des Ausschusses Datenschutz von Rotary: "Jeder Club ist für die Daten verantwortlich." Der Hinweis der Datenschutzbeauftragten zur Satzungsänderung wird den Clubs vom Distrikt zur Verfügung gestellt werden.

Das Zitat des Jahres

Zur Wahl stehen acht Zitate, die das zurückliegende Coronajahr aus rotarischer Perspektive charakterisieren. 94 Teilnehmer geben ihre Stimme ab. Unter acht Zitaten, die zur Wahl stehen, entfallen 27 Prozent der Stimmen auf "Digitalisierung – Corona macht's möglich. Was auseinander zu driften drohte, ist zusammengerückt."

Bilanz ziehen

Im Gespräch mit Reinhard Fröhlich ziehen Präsidenten aus den Regionen ihre Bilanz des endenden rotarischen Jahres.

Ernst Wegener (RC Rotenburg-Melsungen) hat vor allem die Aktion "end plastic soup now" beeindruckt. Die Bemühung des Distrikts in der Pandemie, "mit uns Kontakt zu halten, war großartig, auch wenn es manchmal fast zu viel gewesen" sei.

Hubertus Brunn (RC Alsfeld) möchte gerne, dass die Talks fortgesetzt werden, weil auch dort Umweltthemen angesprochen werden, und dass die Vier Fragen um eine fünfte nach der Nachhaltigkeit ergänzt werden.

Nikos Stergiou (RC Rodgau) zeigt sich "berührt" vom Motto "Offene Heimat Rotary". Zur Nachhaltigkeit zählt für ihn auch, den anderen für Dienste am Menschen zu sensibilisieren.

Michael Frieling sagt, sein RC Bad Nauheim-Friedberg habe die online-Meetings angenommen und sei in der Pandemie zusammengewachsen. Aus dem Zoom-Zeitalter nimmt er den Impuls mit, die Meetings in den lokalen Clubs durch Vorträge aus dem Ausland zu internationalisieren, und mit Hilfe des Distrikts Netzwerke mit anderen Clubs – auch international – aufzubauen.

Clifford Tijok (RC Frankfurt-Paulskirche) berichtet, dass sein Club in der Corona-Zeit die  Zusammenarbeit und die Zahl der Präsenzen gesteigert habe. Henning von Vieregge habe dafür gesorgt, "dass der Distrikt jede Woche präsent war". Erstmals in 23 Jahren, die er bei Rotary sei, habe er erlebt, dass ein Weltpräsident dank eines Talks am Clubleben teilgenommen habe.

Susanne Mohr-Kahaly (RC Hochheim-Flörsheim Oberer Rheingau) zeigt sich beeindruckt von der schnellen Digitalisierung des Clublebens und den Talks mit vielfältigen Themen.

Henning von Vieregge: Rückblick und Dank

Für den scheidenden Governor ist es wichtig, nicht hinter die begonnene Vernetzung der Clubs zurückzufallen. Er sagt: "Leute, wir müssen mal ausschwärmen, andere Clubs angucken, und Strukturen im Umfeld aufbauen."

Für die Formate "Talk" und "Connect" wünscht er die Fortsetzung, und die Tatsache, dass "Edith mein Talk-Team gekapert hat, lässt erwarten , dass die Talks in der ihr geziemenden Weise fortgesetzt werden".

Es frage sich: "Wie geht es jetzt weiter? Was ist neue Normalität?" Ob es schön sei, dass "wir alles wieder haben wie früher?" Wie stehe es um Internationalität? Um Online/Offline?

Sein Motto "Offene Heimat Rotary" werde noch nachschwingen, prophezeit Henning von Vieregge: "Ich danke Euch fürs zuhören. Ich habe noch nie so viele positive Rückmeldungen erhalten wie in den letzten zwölf Monaten."

Für seine Nachfolgerin, Edith Karos, auf die mit dem Abflauen der Pandemie die "Mühsal der Ebene" warte, sei die Aufgabe vielleicht schwieriger als für ihn. Sie trete in große Fußstapfen - die Charlotte Mori als erste Governorin im Distrikt hinterlassen habe.

"Du wirst andere Akzente setzen. Dein Motto ,Freude durch Veranwortung‘, das hat Tiefgang",  das lohne es auszuloten, sagt Henning von Vieregge.

Edith Karos: Freude durch Verantwortung

"Es ist mir heute eine Freude, Verantwortung zu übernehmen", erklärt die neue Governorin zur Einführung ins Amt. Sie habe auf dieser Distriktkonferenz ein "großes und eindrucksvolles Feuerwerk gehört und gesehen".

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Distriktgovernorin Edith Karos und Past-Distriktgovernor Henning von Vieregge bei der Amtsübergabe

Ja, Charlotte Mori sei vor fünfzehn Jahren die erste Governorin im Distrikt 1820 gewesen. Darin, dass sie die zweite Frau in dieser Position sei, sehe sie ein Signal, sagt Edith Karos: "Ich möchte Frauen Mut machen, sich bei Rotary zu engagieren." In ihrem Club, dem RC Wiesbaden-Nassau sei der Frauenanteil mit 40 Prozent besonders groß: "Das prägt einen."

Im ersten Talk im Juli, sagte Edith Karos, werden alle Gelegenheit haben, Fragen an sie zu stellen.

Claus-Peter Müller von der Grün

Eine Aufzeichnung der kompletten Distriktkonferenz finden Sie hier: www.rotarydistrikt1820.de/clubs.html