Distrikt
"Früher wurde man halt Punker"
Gleich sechs Oberstufenschüler eines Geschichts-Leistungskurses des Groß-Umstädter Max-Planck-Gymnasiums konnte der RC Dieburg-Babenhausen für das RYLA-Programm begeistern.
Zwei der Groß-Umstädter Schüler besuchten mit rund 20 anderen jungen Leuten ein Seminar im ehemaligen Zonengrenzort Geisa (Point Alpha) zum Thema „Grenzgeschichte – Streifzüge durch die Zeit der deutsch-deutschen Teilung“. Am meisten beeindruckten sie die Gespräche mit drei Zeitzeugen, wie sie später bei einem Meeting des RC Dieburg erzählten: Die ehemaligen DDR-Bürger hatten berichtet, warum sie sich zur Flucht entschlossen und wie ihr Leben danach im Westen verlief. Den Alltag in der früheren DDR kannten die Schüler bislang höchstens aus Büchern oder dem Fernsehen.
Das zweite Wochenendseminar an der Europäischen Akademie in Otzenhausen/Saarland, organisiert vom RC St.Wendel-Stadt, widmete sich der aktuellen Terrorbedrohung. Die Veranstaltung war bereits seit Monaten geplant, erhielt aber mit den Anschlägen in Paris eine zusätzliche schreckliche Aktualität. Insgesamt hatten zehn Clubs Schüler und Studenten nach Otzenhausen entsandt. Am Beispiel zweier Extrempositionen, dem islamistischen Dschihad und dem rechtspopulistischen Antiislamismus, verdeutlichte Kulturwissenschaftler Markus Schreiner die Wirkmechanismen und psychologische Schablonen, die das Verhalten radikalisierter Akteure steuern.
"DIGITALER DSCHIHAD"
Dabei wurde den Teilnehmern auch der ungeheure Einfluss digitaler Medien klar gemacht. Als Informationsquellen nutzten diese Kräfte Social Media-Kanäle, über die auch die meist jugendlichen Zielgruppen kommunizieren und über die diese auch von radikalen Kräften angesprochen werden.
Im Bereich Islamismus ging es insbesondere um Entstehung und Strukturen des IS. Erschreckende Erkenntnis: Nicht selten wandeln sich in Deutschland aufgewachsene junge Männer zu radikalen Islamisten, wobei der IS in diesem sozialen Umfeld den Charakter einer neuen Jugendbewegung erhält: „Früher wurde man halt mal ein Punker“, fasste ein Schüler diesen bedenklichen Trend zusammen. Auch wie diese Entwicklung zu stoppen ist, wie gefährdeten Jugendlichen stattdessen eine andere Wertematrix nahegebracht werden kann, war ein Thema. Alle Seminaristen lobten die RYLA-Veranstaltungen als höchst informativ. Um die jungen Leute dafür zu interessieren, hatten die Berufsbeauftragten der Clubs intensiv in Schulen und Hochschulen geworben.