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Recherchetag 8

Ein logistisches Netzwerk der Extraklasse

Recherchetag 8 - Ein logistisches Netzwerk der Extraklasse
Eine ganze Halle voller Hilfsgüter — diesmal aus Großbritannien — kam Florian Quanz am Morgen des achten Tages seiner Recherchereise unter. © Rotary Magazin

Wieder auf der polnischen Seite der Grenze erlebt Rotary-Magazin-Redakteur Florian Quanz, wie die gesamte rotarische Familie zusammenarbeitet, diesmal nördlich von Zamosc.

09.04.2022

Kaum bin ich in Chelm nach dreistündiger Fahrt angekommen wird mir klare, diese Fahrt hat sich gelohnt. Nicht nur, weil ich einen Rotarier kennenlerne, der noch viel mehr Kilometer zurückgelegt hat, um sich die rotarische Hilfe für die Ukraine vor Ort anzusehen, sondern weil mir jetzt erst die Dimension des logistischen Netzwerkes von Rotary bewusst wird. Auch in Chelm, nördlich von Zamosc, gibt es mehrere Lagerhallen mit Hilfsgütern. Auch hier kommen wöchentlich neue Lieferungen aus vielen europäischen Ländern an. Ich bestaune eine Lieferung aus dem Vereinigten Königreich und werde vom Governor des Distriktes, Wojciech Wrzecionkowski, persönlich umhergeführt - welch eine Ehre.

Zudem lerne ich Ryszard Luczyn kennen, der für die rotarischen Clubs an der Grenze zur Ukraine der Hauptkoordinator für die Hilfe ist. Es vergeht kein Tag, an dem er nicht in Sachen Ukraine unterwegs ist, Telefonate führt oder Mails schreibt. Er weiß genau, was, wann hinter der Grenze benötigt wird, in welchen Lagerhallen gerade Platz ist und welcher Club beim Entladen helfen kann. Als Club, so erfahre ich, ist der RC Zamosc Ordynacki der Hauptansprechpartner, wenngleich auch der RC Chelm und der RC Lublin vor Ort ebenfalls stark involviert sind, was ich bislang nicht wusste.

Jeden Tag kann ich hier in mein Reisetagebuch schreiben, wie beeindruckt ich von den Rotariern vor und hinter der Grenze bin. Wie stark die rotarische Gemeinschaft ist, das wird wohl nirgends derzeit sichtbarer als an der polnisch-ukrainischen Grenze. Das beeindruckt auch den rotarischen Gast, der von weit weit her nach Polen gereist ist, um einen Eindruck von vor Ort zu bekommen. Von wem ich rede? Das möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Ich werde ihn in der kommenden Ausgabe des Rotary Magazins erwähnen, denn ich hatte bei einem leckeren Dinner ein großartiges Gespräch mit ihm.

Morgen geht es für mich mit einem Zwischenstopp mit Übernachtung in Katowice nach Hause. Die Woche an der Grenze hat mir enorm viele Eindrücke verschafft, mich psychisch manchmal an Grenzen gebracht, mir nochmal verdeutlicht, was wirkliche Probleme sind, und, dass Rotary bezüglich der Ukraine-Hilfe noch einen langen Weg vor sich hat. Ich habe zugleich ganz viele Menschen getroffen, die unermüdlich für die Zivilbevölkerung in dem Kriegsland im Einsatz sind, und die besten Rotarier sind, die man sich wünschen kann. Ihr Einsatz und Wille geben mir die Hoffnung auf eine bessere und friedlichere Welt.

In Katowice werde ich ein Jazz-Konzert besuchen, was der dortige Rotary Club mit organisiert hat. Ich werde von dort aber kein Video mehr schicken und auch keinen Reisetagebuch-Eintrag schreiben. Ich möchte nach den vielen erlebnisreichen Tagen einfach nur der Musik lauschen.