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Recherchetag 7

Flanieren im Kriegsgebiet

Recherchetag 7 - Flanieren im Kriegsgebiet
In Lemberg scheint alles wie gehabt - hier auf dem Platz vor dem Theater. Und dennoch ist der Krieg so nah... © Rotary Magazin

Nach den Initiativen der Rotarier will Rotary-Magazin-Redakteur Florian Quanz auch die Stadt Lemberg ansehen. Vieles verändert sich...

08.04.2022

Ich stehe vor dem Appartement von Lars Vestbjerg. Der dänische Rotarier, der seit neun Jahren in der Ukraine lebt und arbeitet, hatte mir für eine Nacht ein Bett bereitgestellt. Nun am zweiten Tag in der Ukraine will mir Orest Semotiuk zunächst die Altstadt von Lemberg zeigen, die auf der Unesco-Weltkulturerbe-Liste steht. Ich bin beeindruckt von all dem, was er mir zeigt. Nun verstehe ich, warum diese Stadt ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen ist. Noch immer sichtbar ist das Erbe aus der k.u.k-Monarchie. Prachtbauten, beeindruckende Kirchen und wunderschön gepflegte Plätze, auf denen Menschen in aller Ruhe flanieren. Das surreale daran: Ich befinde mich in einem Land, in dem Krieg herrscht

Nachdem mir Orest noch das Clublokal des RC Lviv-International gezeigt hat, indem heute Abend das erste Präsenzmeeting seit Monaten stattfinden soll, gehen wir zurück zum Appartement. Dort wartet bereits Peter Meier-Rasmussen auf uns. Er ist ebenfalls Däne und auch Mitglied des RC Lviv-International. Gemeinsam mit ihm fahren wir zu der Firma, dessen Geschäftsführer ist. Noch interessanter als die Trailer, die er in Horodok, einer Stadt knapp 45 Minuten westlich von Lemberg, fertigt, sind die Personen, die wir dort antreffen. Drei jungen Geflüchteten aus der Ost-Ukraine hat er einen Arbeitsplatz bei sich verschafft, einer von ihnen wohnt sogar im Bürogebäude der Firma. Die Geschichten, die die drei zu erzählen haben, erschüttern. Geschichten von Angst um das eigene Leben, Flucht, ungewisser Zuzkunft und Trennung von der Familie, die nun unter russischer Besatzung im Osten lebt. Mit der Aufnahme von Geflüchteten ist Peter Meier-Rasmussen kein Einzelfall in seinem Rotary Club. Selbstloses dienen – hier wird es wirklich großgeschrieben.