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Jeder kann mitmachen

 - Jeder kann mitmachen
© Deckel gegen Polio

Es muss nicht immer die große Geldspende sein. Eine Aktion, die Mitglieder einbezieht, ihnen ein wenig Engagement und Zeit abverlangt, kann viel bringen – für Rotary und sie selbst.

Remmer Edzards01.08.2016

Als Schüler wurde ich gegen Kinderlähmung geimpft. Ich habe heute noch Bilder von an Kinderlähmung erkrankten Menschen vor Augen. Ich war zu jung, um das Ausmaß dieser Erkrankung zu kennen. Das änderte sich, als ich mich bei Rotary engagierte. Ich wollte und will bei der Ausrottung der Kinderlähmung dabei sein. Aber seit ein paar Monaten öffne ich nicht einfach nur mein Portemonnaie.

„Deckel sammeln gegen Polio“ sollte mein Jahres­motto 2015/16 als Governor im Distrikt 1850 werden, als ich das Amt antrat. Etwa 20 Clubs beteiligten sich innerhalb dieses Jahres an dieser speziellen Aktion, einige engagierten sich auf andere Weise für den Kampf gegen Polio. Aber das Thema interessierte immer mehr Rotarier und brachte tatsächlich Be­wegung in viele Clubs. Vor allem, weil bei der Deckel-Aktion jeder mittun kann. Tonnen aufstellen, Transport, Sammeler­gebnisse erfassen, Informationen weitergeben oder einfach selbst Deckel sammeln und in der Nachbarschaft dafür werben – für jeden war etwas dabei. Das zeigte sich ziemlich schnell – überall.

Sogar die Kleinsten können mitmachen
In Emden zum Beispiel wurden 30 gelbe Mülltonnen an Schulen, Kindergärten, Kantinen, Getränkeshops und Supermärkten verteilt. 20 Clubfreunde füllten deren Inhalt regelmäßig an der zentralen Sammelstelle beim Bau- und Entsorgungsbetrieb Emden (BEE) um.

Besonders gut entwickelte sich die Sammelleidenschaft auch bei Grundschülern. Mit einem Info-Flyer von uns ausgestattet warben sie auch Eltern, Großeltern und Geschwister als Sammler an. Neben einer kleinen Belohnung für die Besten erfuhren die Kinder, welch schreckliche Krankheit die Kinderlähmung ist. Denn neben der Sammelleidenschaft wollten wir die Kampagne „End Polio Now“ bekannter machen. Auch dafür waren Rotarier im vergangenen Jahr unterwegs.

Eine Radio- und eine Fernsehsendung gaben der Aktion noch einen großen Schub: Selbst Urlauber – Rotarier aus anderen Distrikten – beteiligten sich. Aber auch in Altersheimen, Kinderheimen, Sportvereinen, kirchlichen Einrichtungen und Krankenhäusern wurden letztlich die kleinen Plastikdeckel gesondert für unsere Polio-Aktion gesammelt. Denn schnell fiel allerorten auf: Es strengt nicht an, es kostet nichts und dennoch tut man etwas Gutes. Das macht meiner Meinung nach einen großen Teil des Erfolges aus.

Beflügelnder Erfolg
Unterstützung kam auch von 23 ostfriesischen Jungschargruppen. In Weener wurden allein fast 300.000 Plastikdeckel innerhalb von zwei Monaten gesammelt. Selbst zu ihrem Jahrestreffen im Juni 2016 brachten die Jungschargruppen Deckel mit – und zwar 2,3 Millionen Stück! Damit kamen im Emder Großcontainer übers Jahr rund 5,3 Millionen Plastikdeckel zusammen. So können nun insgesamt mehr als 10.000 Impfungen finanziert werden, die von der Melinda und Bill Gates-Stiftung auf 30.000 aufgestockt werden. Enorm!

Solch ein Erfolg beflügelt natürlich. Für so eine wichtige Aktion seine Freizeit zu opfern war vielen Rotariern irgendwann ein Bedürfnis. Jeder von ihnen hätte leicht sein Portemonnaie öffnen und ein paar Scheine geben können. Doch es wäre nicht dasselbe gewesen. Hier war jeder Einzelne aktiv für eine gute Sache – und mit riesigem Erfolg. Jeder Teilnehmer war ein Vorbild für andere, hat Nachbarn und Freunde animiert, monatelang mitzumachen und ein Quäntchen beizutragen. Es gab immer wieder viele Ideen, wie die Plastikdeckel-Haufen in der Entsorgungsstelle ­vergrößert werden könnten, wer noch anzusprechen, was noch besser zu organisieren sei …

Für mich am wichtigsten ist die Tatsache, dass wir mit dieser Aktion ganz junge Menschen erreicht haben – all die kleinen Sammler in den Kindergärten und Grundschulen. Es ist wunderbar festzustellen, wie begeisterungsfähig sie sind, wie mit kleinen Rechenbeispielen „gerettete Leben“ ermittelt wurden. 500 Deckel bringen eine Impfung, schützen also ein Leben – das können auch die Kleinsten begreifen.

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Für alle Beteiligten ein Gewinn
Das Wunderbare ist auch: Nicht nur die Überlebenschancen für Kinder in Entwicklungsländern verbessern sich, auch der Kontakt und der Zusammenhalt in den eigenen Reihen ist mit dem Engagement vieler besser geworden. Darüber hinaus – quasi nebenbei – ist Rotarys Bekanntheitsgrad in unserer Region deutlich gewachsen – verbunden mit großer Anerkennung dessen, was wir alle leisten. Der Werbung neuer Mitglieder wird das guttun … Der RC Emden wird die Deckel-Sammel-Aktion noch bis mindestens Ende Juni 2017 begleiten.

Copyright Fotos (2): privat

Remmer Edzards
Remmer Edzards (RC Emden) ist Past-Governor 2015/16 des Distrikts 1850. Als Wirtschaftsingenieur war er viele Jahre für den Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband sowie die Stadtwerke, die Wirtschaftsbetriebe und den Flugplatz Emden verantwortlich.