Rotary Aktuell
Gesundheit durch Aufklärung
Mit der landesweiten Familienplanungskampagne in Nigeria leistet Rotary einen nachhaltigen Beitrag zur Bevölkerungsentwicklung in Afrika.
„Unfinished Business“ lautet der Titel des kürzlich erschienenen „State of World Population Report 2019“ des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen UNFPA. Zum „Nairobi Summit“ vom 12. bis 14. November 2019 sind deshalb die Regierungen der Welt, die Zivilgesellschaft, Frauenorganisationen und Jugendnetzwerke aufgefordert, das 1994 in Kairo beschlossene „Programm of Action“, dem seinerzeit alle Staaten einschließlich des Vatikans zugestimmt hatten, endlich umzusetzen.
Bereits 1995 begann die Rotarian Action Group for Population and Development (RFPD) mit einem von der Rotary Foundation (TRF) unterstützten und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) kofinanzierten Pilotprojekt mit Aufklärung und Zugang zu Familienplanungsdiensten. Die Idee war von Anfang an, dass Rotary sich der Herausforderung stellt, zur Reduzierung des rasanten Weltbevölkerungswachstums durch Senkung der Mütter- und Kindersterblichkeit beizutragen. Eltern planen weniger Kinder, wenn sie erleben, dass ihre Kinder nicht mehr kurz nach der Geburt sterben. Familienplanungsprojekte reduzieren 30 Prozent der Müttersterblichkeit.
Einbeziehung der Partner vor Ort
Das jüngste RFPD-Projekt ist die „Landesweite Familienplanungskampagne“ in Nigeria. Dieses wurde den Chairmen der TRF vorgestellt und ohne Gegenstimme angenommen. Das Projekt begann Ende 2018 auf Vorschlag des BMZ mit einer Aufstockung des vorhergehenden Projekts. Zum lokalen Team, geleitet von Past-Governor und RFPD-Mitgründer Professor Dolapo Lufadeju, gehören ein Supervisor, eine Chief Midwife, eine Midwife in jeder der drei Zonen Nigerias, ein Accountant, ein Chartered Accountant und als Consultants zwei Gynäkologen; beide Universitätsprofessoren, die nach dem „Train the Trainer“-Konzept mit unserer Arbeit vertraut wurden. Rotary arbeitet bei dem Projekt, das sich über alle 37 Staaten Nigerias erstreckt, mit dem dortigen Bundesgesundheitsministerium und den Gesundheitsministerien der Staaten zusammen. Weitere Mitstreiter sind der lokale Gynäkologen-Verband SOGON, Population Council Nigeria, Population Media Center Nigeria u.a.m., die unser Projekt ergänzen.
Bausteine der Kampagne
In die Familienplanung werden auch die Männer durch eine Reihe von Maßnahmen einbezogen. Dazu gehört auch die Aufklärung von Mythen und Missverständnissen bei Kontakten zu traditionellen und religiösen Führern. Wesentliche Bestandteile des Projektes sind die Einführung einer digitalen Datenbank zur Erhebung und Analyse von gesundheitlichen Daten einschließlich der Familienplanung, die Entwicklung einer modernen Lieferkette für Kontrazeptiva und die Aus- und Weiterbildung von medizinischen Fachkräften. Zu einer breiten Medienkampagne gehört ein Radio-Programm, das bereits in einigen Staaten ausgestrahlt und bis 2020 mit 120 Folgen auf andere Gebieten und Landesprachen Nigerias ausgedehnt wird.
Tausende zusätzliche Krankenhäuser werden einbezogen, erstmals ein Großteil von Primary Health Centers und Wards, auch in entlegenen Gebieten, um der Universal Health Coverage, dem obersten Ziel der WHO, gerecht zu werden. Die Datenanalyse zeigt bereits eine Senkung der Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen in Projektkrankenhäusern, u.a. durch einen zweistelligen prozentualen Rückgang bei Präeklampsieund postpartalen Blutungen. Ergebnisse werden von uns und den Gesundheitsministerien aus der Datenbank abgerufen, so dass Regierungsstellen erstmals gezielt eingreifen können.
Rotarys Beitrag
Am Projekt sehr stark beteiligt sind auch die Rotarier vor Ort. Alle vier nigerianischen Rotary-Distrikte beteiligen sich mit DDFs, ihre Clubs mit „Hands on“ in hunderten Dorfgesprächen zur breiten Aufklärung. Auch die meisten deutschen Distrikte haben sich bereits mit DDFs sowie Hunderte von Clubs durch Spenden an der Familienplanungskampagne in Nigeria beteiligt. Um alle Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung auszuschöpfen, werden weitere Eigenmittel benötigt. Die noch nicht beteiligten Distrikte werden daher gebeten, möglichst bis zum 20. August RFPD mitzuteilen, welchen DDF-Betrag sie bereit sind beizusteuern . Alle Clubs sind eingeladen, bis dahin – soweit noch nicht geschehen – einen Beitrag von 500 Euro (oder mehr) an RDG Düsseldorf, IBAN: DE80 3007 00100394 1200 00, Stichwort: Projekt 2468 (Nigeria) zu überweisen.
Michael Morath und Robert Zinser