Aktuell
Polio in Gaza – eine Meinung
Wie groß unser Impact ist, und warum Rotary nicht für Gaza spendet – von Christian Schleuss
In den letzten Wochen bekam der eine Polio-Fall in Gaza eine enorme Aufmerksamkeit. In einer zwölftägigen Kampagne wurden 558.963 Kinder geimpft. Immer wieder kam die Frage, was macht Rotary dort?
Hierzu ein paar Gedanken: In Gaza tobt ein fürchterlicher Krieg, 90 Prozent der Bevölkerung sind Binnenflüchtlinge, die Infrastruktur größtenteils zerstört. Und dort gehen unsere Partner hin, sammeln und konzentrieren Fäkalien in Abwässern, um sie dann zurück in Jerusalem auf Polioviren zu untersuchen. Allein das ist schon schwer vorstellbar und zeigt die Robustheit unseres weltweiten Surveillance-Systems. Die darauf von der Hamas präsentierten Kinder mit akuten schlaffen Lähmungen wurden alle in Jordanien auf Polioviren untersucht. Bei einem zehn Monate alten Kind wurde das Impfstoff-abgeleitete cVDP2-Virus gefunden, welches aus einer Impfkampagne in Ägypten stammte. Darauf wurden innerhalb von wenigen Tagen eine Million Impfdosen des neuen durch die GPEI entwickelten nOPV2-Impfstoffes nach Gaza geliefert. Und es wurden zwölf Tage mit regionalen Waffenstillständen verhandelt und von beiden Seiten eingehalten!
So konnte die Impfrate in Gaza in wenigen Wochen wieder auf das Niveau von 2022 mit über 90 Prozent angehoben werden. Die Gefahr ist gebannt, die WHO zieht weiter. Und das ist die zweite Wahrheit: Für die WHO war dies eine outbreake response activity, welche sie zeitgleich in Sudan, Niger, Somalia und der Demokratischen Republik Kongo unter vergleichbar schwierigen Bedingungen durchführten. Für Gaza war das Budget in wenigen Minuten zusammen, dort scheiterte es nicht am Geld. Doch für die afrikanischen Regionen gibt es keine Öffentlichkeit. Und daher müssen wir Rotarier eben genau in Regionen ohne die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit investieren - und das tut Rotary!
Christian Schleuss