Kinderlähmung in Indien
Riesen-Impfaktion wegen Polioviren im Abwasser
Im Mai hatten Kontrolleure aktive Polioviren in einer indischen Großstadt gefunden. In einer Notfallaktion wurden mehr als 300.000 Kinder geimpft.
Die indischen Behörden waren in einer Kläranlage der Millionenstadt Hyderabad bei Routinekontrollen auf die Polioviren gestoßen. Vorsorglich wurden deshalb mehr als 300.000 Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und drei Jahren in der Region notgeimpft. Inzwischen ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums des indischen Bundesstaates Telangana klar, dass die Viren aus einem Impfstoff mit Lebend-Viren stammen. Der Vorfall wird jedoch nicht als Ausbruch von Polio in Indien gewertet. Dort war im Jahr 2011 zum letzten Mal ein Polio-Fall registriert worden. Seit 2014 gilt Indien als polio-frei.
In den Nachbarländern Pakistan und Afghanistan ist die Krankheit jedoch noch nicht ausgerottet. Dort wird die Krankheit noch immer von Mensch zu Mensch übertragen. Der Polioimpfstoff enthält in vielen Ländern abgeschwächte, lebende Viren, die in sehr seltenen Fällen die Kinderlähmung auslösen können. Der in Deutschland verwendete Impfstoff ist jedoch ein so genannter Totimpfstoff, ein inaktivierter Polio-Impfstoff.
Wegen des internationalen Reiseverkehrs treten auch in bereits poliofreien Ländern hin und wieder Einzelfälle der Kinderlähmung auf. Deshalb muss - zum Beispiel auch in Deutschland - so lange weitergeimpft werden, bis sicher ist, dass es weltweit keine Poliokranken mehr gibt. Ansonsten könnte der Erreger aus dem Ausland wieder eingeschleppt werden und sich ungehemmt auch bei uns wieder ausbreiten.