Deuko
"Dance? Oh hell, yeah!"
Das war die Antwort von RI-Präsidentin Jennifer Jones auf die Frage, ob sie bei der Deuko-Abendveranstaltung in Konstanz den Dance Floor rocken wolle. Zuvor arbeiteten die fast 1000 Teilnehmer jedoch noch eine Reihe wichtiger Themen ab.
Die Vorfreude auf den Besuch und Vortrag der RI-Präsidentin war bereits am Morgen spürbar. Dennoch galt es, noch einiges von der Tagesordnung zu bekommen: die Entlastung der Gremien, die Diskussion von Anträgen aus dem Plenum, Finanzfragen. Auch im Fokus die Frage: Wie wachsen Rotary und Rotaract eigentlich zusammen und sollte Rotaract sich an manchen Stellen stärker abgrenzen?
Die diesjährige Sozialaktion der Deuko war ein Projekt aller Clubs der rotarischen Familie aus der Konstanzer Region. Mit dem Verkauf des "Konstanzer Kischtle" — ein Karton voller Leckereien aus der Region — sollen Kinder- und Jugendhospizarbeit, Schwimmkurse sowie ein Frauenhaus unterstützt werden. Zahlreiche Deuko-Teilnhmer ließen es sich nicht nehmen, beim Packen zu helfen.
Die Vertreter der Ausschüsse für das nächste rotarische Jahr stellten sich zudem in Workshops vor. So will der Ausschuss Internationales für mehr Vernetzung sorgen. Ein guter Hotspot dafür seien zum Beispiel die ERIC-Treffen und weitere europäische Treffen. Dort erlebe man unter anderem, wie unterschiedlich die rotarischen Strukturen in anderen Ländern seien, wie anders Meetings und Rotaract-Aktionen seien. Unbedingt wert, das kennenzulernen, so das Urteil der Ausschuss-Vertreter.
Im Workshop Soziales wurde indes eine neue Sozialaktion beworben. Sie soll Kindern Lust aufs Lesen machen. Dafür sollen Bücherschränke mit Bücherspenden entstehen, Vorleseaktionen organisiert und Fundraising angeschoben werden.
Zwischenberichte der Ressorts brachten die Rotaracter auf den neuesten Stand. Aus dem Foyer des Bodenseeforums meldete sich zudem die Deutsche Meeresstiftung, die sich für die Unterstützung der Rotaracter bedankte — gerade in Zeiten zweier UN-Dekaden, die auf Erhalt und Wiederherstellung von Ökosystemen beziehungsweise auf Ozeanforschung abzielten. Für die tolle Zusammenarbeit lobte die Organisation einen Erlebnistag auf der "Aldebaran" aus.
Große Vorfreude löste der Rotaract Club Hamburg-Port aus mit seinem Vorhaben, die nächste Deuko in Hamburg zu organisieren. Alster, Elbe, Reeperbahn, Speicherstadt, Hafencity und Handelskammer sind als Tagungsorte schon fast gesetzt. Und die Vorfreude war unter den fast 1000 Rotaractern riesengroß.
Spannend auch eine Frage- und-Antwort-Runde, die viele neue Ideen brachte. Der Rechenschaftsbericht des RDK unter dem Motto "Make Rotaract sexy again" oder Wissen weitergeben — neue Generationen stärken!" sorgte ebenfalls für viele Einblicke. Um den nächsten RDK-Vorsitz bewirbt sich übrigens ein Duo: Julian Seethaler vom RAC Bad Wörishofen-Mindelheim und Maximiliana Grimminger vom RAC Aachen. Sie wollen gemeinsam Verantwortung übernehmen, Engagement, Miteinander und Vielfalt befördern.
Der Höhepunkt des Tages natürlich aber der Besuch von RI-Präsidentin Jennifer Jones, die bereits im Foyer von den rotarischen Metalfans auf ihre musikalische Ader angesprochen wurde — und diese zum Auftakt auch erst mal auf der Bühne ausleben musste.
Dennoch ging ihre wichtige Botschaft nicht unter: Rotaract ist nicht die Zukunft von Rotary, es ist die Gegenwart! Zudem bewunderte sie, wie viel Geschlechtergerechtigkeit unter den jungen Leuten bereits geschafft ist. Und mahnte gleichzeitig: "Don't see gender, see skills!" Sie bewunderte die straffe Organisation der Deuko und hofft, dass Rotarier sich manchmal etwas von der Tatkraft der Rotaracter abschauen können. Während Rotarier bei einem Projekt erst einmal einige Meetings abhalten, ein Komitee gründen oder ähnliches, seien Rotaracter längst mit der Aktion fertig. "Ihr macht es einfach, Toll!"
Die RI-Präsidentin plädierte zudem für Cross-Mentorship. Es gelte längst auch für Rotarier von den Rotaractern zu lernen — nicht nur umgekehrt. Gleichzeitig hofft sie, dass die Aufnahme von Rotaractern in Rotary Clubs künftig einfacher werde. Insgesamt gehe es darum, vorwärts schauend zu agieren. "Wir müssen die Welt schaffen, in der wir leben wollen", habe ihr Bruder Dave ihr einmal mit auf den Weg gegeben. Es gelte, anhaltende, bleibende Veränderungen zu schaffen.
Eine Fragerunde brachte dann noch einige Einblicke in den Alltag einer RI-Präsidentin. So sei sie niemals direkt dafür angegangen worden, dass sie die erste Frau im höchsten Rotary-Amt sei, berichtete sie. Doch mancher Mann ziehe sich den Erfolg eines ganzen Teams an. Zudem will sie weiter dafür kämpfen, dass Geschlechtergleichheit in den Clubs Realität werde. Oder besser noch: Diversität Einzug halte - mit Älteren, Jüngeren, Männern, Frauen, sonstigen Geschlechtern, verschiedenen Berufen...
Jennifer Jones berichtete zudem von beeindruckenden Momenten bei einem Institute in Berlin. Und gab vor allem jungen Frauen den Rat: "Stellt Euer Licht nicht unter den Scheffel! Lasst Euch nicht klein machen." Als besonders wertvoll bezeichnete sie Lerneffekte aus der Pandemie: Leadership, die aus ungewohnten Situationen entstand. Unterschiede zwischen Rotary in Deutschland und Nordamerika sieht die Kanadierin auf jeden Fall — hierzulande sei vieles eher auf Gemeinschaft ausgelegt, im Gegensatz zur eher organisations-behafteten Art des Rotary-Lebens in Nordamerika.
Für viele Rotaracter ein guter Ausblick war die Frage, ob Jennifer Jones sich auf den Dance Floor am Abend freue. "Oh hell, yeaah!!!", war die Antwort. "See you there!" Keine drei Stunden später trafen sich alle wieder im Bodenseeforum. Die Stimmung war am Kochen...