Das Letzte
Der Frauenflüsterer
Eine Geschichte von Unetta Steemann (RC Borkum)
Freund Wirth war stolz darauf, Mitglied im nordwestlichsten Rotary Club Deutschlands zu sein. Es war ein warmer Montagabend, einer, der gute Laune versprach. Nicht so bei Freund Wirth. Schon auf dem Weg zum Meeting spürte er, dass ihm von Schritt zu Schritt die Laune sank. Spätestens in dem Moment, als er die Tür zum Meetingraum im Wasserturm öffnete, verhagelte es ihm die Stimmung. Was war nur mit ihm los? Sonst war er immer gerne zu den Treffen gegangen. Als sein Blick an Freund Drolle hängen blieb, traf es ihn wie ein Dreimastschoner einen Kaventsmann. Er war eifersüchtig auf Freund Drolle. Der war seit einiger Zeit geschieden, oder seine Ehefrau war ihm fortgelaufen – Wirth hatte es vergessen. Zugegeben, darauf konnte man höchstens neidisch sein, aber eifersüchtig? Wirths letzter Rest an guter Laune löste sich in dem Augenblick in Luft auf, als Freund Drolle mit strahlendem Gesichtsausdruck, eine Dame untergehakt und mit stolzgeschwellter Brust die Neue einigen Freunden vorstellte.
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Dieser alte Schwerenöter, wo bekam er nur all die Frauen – eindeutig Rotary-Freundinnen – her? Dabei sah Drolle nicht besonders gut aus: ein Durchschnittsgesicht. Er hatte nicht einmal Millionen auf dem Konto. „Das ist bereits die sechste Woche in Folge, dass er eine Dame mitbringt“, klagte Wirth einem Tischnachbarn sein Leid. „Wenn ich nur wüsste, wo er die alle kennenlernt?“
„Liest du nicht das Rotary Magazin?“
„Natürlich!“
„Aber anscheinend nicht gründlich genug. Solltest du aber. Besonders die Kleinanzeigen.“ Er deutete auf die Freundin an Drolles Seite. „Attraktive Rotarierin“, zitierte er, „wünscht sich einen Partner für anregende Gespräche im rotarischen Sinne und so weiter!“ Er tippte sich an die Nase. „Oder“, fuhr er fort, „erfolgreiche Ärztin, an der Natur interessiert, mit Stil und Humor, sucht Rotarier, der …“
Wirth unterbrach ihn. „Das sind die?“
„Genau!“
Wirth lächelte. Er konnte die Zeit kaum abwarten, ehe der Postbote ihm das nächste Rotary Magazin bringen würde.
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viele von Ihnen sind unserem Aufruf aus der Januarausgabe gefolgt und haben uns eine humorige Anekdote aus ihrem Cluballtag geschildert – dafür herzlichen Dank! Wir freuen uns über viele weitere Geschichten, die maximal 2000 Zeichen umfassen. Eine große Bitte: Was wir suchen, sind Schilderungen wahrer Ereignisse, kluge Texte mit liebevoller Ironie. Was wir ganz explizit nicht suchen, sind fiktive Geschichten, Bröckedde-Kopien und Abrechnungen mit Andersdenkenden.
