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Friedensradler

Der Gardasee ist erreicht

Friedensradler - Der Gardasee ist erreicht
© Florian Quanz (alle Fotos)

Der "Giro della Pace" führt Rotarier aus vier Nationen von Deutschland über die Alpen nach Italien. Rotary-Magazin-Redakteur Florian Quanz ist dabei. Hier Einblicke aus seinem Video- und Radel-Tagebuch

28.05.2025

Die "Friedensradler" wollen mit ihrer Tour auf das rotarische Engagement für den Frieden aufmerksam machen. In diesem Jahr nehmen rotarische Freunde aus vier Ländern teil –mit großem Ehrgeiz, denn die Tour hat es in sich. Allein die Höhenmeter, die bei der Tour überwunden werden müssen summieren sich auf einige Kilometer und die Gesamtdistanz umfasst rund 500 km. Am 28. Mai startet die Tour in Füssen und führt bis zum 2. Juni nach Desenzano del Garda. Während der Tour besuchen die Teilnehmer zahlreiche Rotary Clubs, um den interkulturellen Austausch zu fördern. Das Tour-Tagebuch unseres Redakteurs Florian Quanz und Videos dazu finden Sie hier:

3. Juni 2025

Der Tag meiner Rückreise ist angebrochen. Am Frühstückstisch verabschiede ich mich von allen rotarischen Freundinnen und Freunden. Es fällt mir nicht leicht. Ich habe viele neue inspirierende Persönlichkeiten kennengelernt, die für Rotary und seine Ideale brennen. Vermutlich habe ich es versäumt, jeden einzelnen zu ermutigen mal nach Hamburg zu reisen. Also jetzt: Kommt nach Hamburg, ich freue mich sehr.

Dank Rainer Lipczinsky kommt mein Gepäck sicher am Bahnhof in Desenzano an, während ich vom Hotel aus entspannt dorthin radeln kann. Nun startet das Abenteuer Bahn von Desenzano del Garda hinauf bis nach Hamburg. Der Einstieg in Desenzano und der Umstieg in Mailand klappt problemlos. Doch dann erreiche ich Zürich und die Deutsche Bahn kommt ins Spiel. Ich steige in meinen ICE nach Hamburg. Kaum habe ich mein Fahrrad abgestellt und gesichert, nehme ich wahr, dass dieser Zug nur bis nach Basel SBB fährt. Bin ich im falschen Zug? Eine Mitreisende bestätigt mir Basel. Ich werde hektisch, will noch schnell, bevor der Zug losfährt wieder mit Sack und Pack, oder besser gesagt mit großem Trolley, Fahrrad und Rucksack, aussteigen. Da gibt mir die Mitreisende den Tipp, doch noch mal die Schaffnerin zu fragen. Die erklärt, dass ich in Basel SBB den Zug wechseln muss. Also ein Umstieg zusätzlich. Die Schweizer lassen keine ICE’s der DB mehr bis nach Zürich durch. Verständlich, wo doch diese verspäteten Züge deren Fahrpläne immer durcheinanderbringen. Eine gute Stunde später sitze im Zug Basel-Hamburg. Dieser erreicht letztlich gegen 1:50 Uhr Hamburg. Eine halbe Stunde später liege ich im Bett. Total erschöpft, aber glücklich.


2. Juni 2025

Die letzte Etappe steht an. Sie wird den vorherigen an Schönheit in nichts nachstehen, da bin ich mir sicher. Schließlich heißt unser Ziel Gardasee (Lago di Garda). Seit Trento haben wir neben Tiziano Rosani weitere italienische Mitfahrer dabei. Wozu das zu Beginn der Fahrt führt? Zum Rätselraten über das, was gesprochen wird. Was ich damit meine? An der Spitze, wir fahren zunächst in einer großen Gruppe, fährt Tiziano mit einem Landsmann. Dahinter die beiden Niederländer Michael Kohrs und Leo van Bree. So wird an der Spitze der Gruppe italienisch und niederländisch gesprochen. Ich verstehe zwar kein Wort, und doch genieße ich es. Auch Helena muss schmunzeln, als ich sie auf der Fahrt darauf aufmerksam mache. Eine wirklich internationale Radtour für den Frieden – der Giro della Pace bietet das, was draufsteht.

Nun haben es solche Rundfahrten so an sich, dass eine große Gruppe nicht lange zusammenbleibt. Anders als bei der Tour de France oder dem Giro d’Italia hat dies beim Giro della Pace jedoch andere Gründe. Es dauert nicht lange und Tiziano und sein italienischer Freund machen einen kleinen Fehler. Sie halten mitten in einem Anstieg an, um zu schauen, ob die Gruppe noch komplett ist. Fürsorglich. Aber wozu führt es tatsächlich? Zur Sprengung der Gruppe. Ein Teil fährt noch ein Stück weiter, so meine Wenigkeit und unter anderem die Jaklitsch-Brüder, um nicht am steilen Stück neu anfahren zu müssen. Andere tun sich wenig später bei der Anfahrt mitten im Steilstück schwer und verlieren den Anschluss. Wir fahren jedenfalls ein Stück weiter und halten nach dem Anstieg. Nur halten wir etwas zu weit nach dem Anstieg, die Gruppe sehen wir nicht wieder. Sie muss vorher irgendwo abgebogen sein. Nun sind wir, wir sind zu sechst, auf uns allein gestellt. Das ist kein Problem, sollte man meinen, wenn die Navigation mit Garmin und Google Maps sichergestellt ist. Doch es kommt anders.

Giro della Pace, Friedensradler
Die Sonne strahlt und die Teilnehmer des Giro della Pace ebenso.

Wir fahren einen fast 30er Schnitt, um die andere Gruppe einzuholen. Doch die ist nirgends in Sicht. Also radeln wir weiter, das Zwischenziel Peschiera del Garda fest im Blick. Dort erwartet uns eine Bootstour samt anschließendem Empfang der örtlichen Rotarier. Die Vorstellung, in Kürze am Gardasee zu stehen, motiviert uns. Doch immer wieder halten wir, rätseln, wo wir lang fahren müssen. Google Maps will nach links, Garmin weiter geradeaus. Und wir? Vielleicht nach rechts? Die Mehrheit plädiert dafür, der Garmin-Navigation zu folgen. Wir schaffen es schließlich mehr als pünktlich zum Endpunkt der angegebenen Navigation. Nur ist dort kein Boot und kein weiterer Rotarier zu sehen. Was nun? Es wird telefoniert, diskutiert und gerätselt. Es stellt sich heraus, dass Garmin uns zwar richtig führte, der Endpunkt aber falsch war. So müssen wir zurück. Extraschleifen kenne ich inzwischen schon zur Genüge. Wie schon die Tage zuvor, wird am Ende alles gut. Wir erreichen unser Zwischenziel sogar als erste.

Das anschließende Programm ist mehr als ansprechend. Bootstour durch die Kanäle von Peschiera und danach gemütliche Zusammenkunft mit dem örtlichen Rotary Club. Wimpel werden auch wieder getauscht. Es lebe die rotarische Tradition!

Danach fahren wir die letzten Kilometer am See entlang, machen zwei Stopps für Gruppenfotos und erreichen am Nachmittag bereits unser Hotel in Desenzano del Garda. Nun haben wir Zeit zu relaxen, belasten die Beine nicht mehr. Doch zuerst: ein Aperol Spritz. Wir stoßen auf die großartige Radtour an, gratulieren uns. Wir haben gemeinsam die Alpen überquert, hunderte Kilometer zurückgelegt, Freundschaften gepflegt, viele neue geschlossen, Geld für ein großartiges Projekt eingeworben und last but not least für Frieden geworben.

Gerti Gruber mit Gunter Gröss, Giro della Pace
Haben allen Grund zur Freude: Es war ein außergewöhnlicher Giro della Pace. Gerti Gruber vom RC Gastein wird den Österreich-Vorsitz vom ICC Austria-Germany-Italy-Malta-San Marino (AGIMS) von Gunther Gröss (RC Klagenfurt-Lindwurm) übernehmen.

Den Abend genießen wir mit Blick auf den See und neuen rotarischen Freundinnen und Freunden aus Desenzano sowie weiteren Clubs aus Italien. Es gibt Fisch mit Weißwein. Immer wieder ist zu hören, nächstes Jahr möchte ich wieder dabei sein. Die Welt hier am Gardasee ist wunderschön und friedlich. Leider ist es nicht überall so. Deswegen braucht es das rotarische Engagement für den Frieden. Deswegen braucht es den Giro della Pace. Auch 2026!


1. Juni 2025

Friedensradler
Beste Stimmung und eine harmonische Radgruppe mit Vorfreude auf das Mittagessen. Hier zu sehen ist etwa die Hälfte der Radgruppe.

Das ist einer dieser Tage, über den ich ganz viel schreiben könnte. Ich habe viel erlebt, was ich in kleinen Geschichten wiedergeben könnte. Aber wo fängt man an und wo hört man auf? Vielleicht schreibe ich zunächst einmal etwas, was mit dem heutigen Tag nicht direkt zu tun hat. Es ist eine großartige Gruppe zusammengekommen, die für den Frieden auf der Welt sich aufs Rad setzt, um die Alpen zu überqueren. Mir macht es jeden Tag mehr Spaß und ich könnte noch ein paar Tage unterwegs sein. Das hat auch mit den Menschen zu tun, die im Vorfeld diese Reise so grandios vorbereitet haben. Stellvertretend möchte ich hier mal Gerti Gruber, Birgit Grupp-Fischer, Tiziano Rosani und Gunther Gröss und Rainer Lipczinsky nennen. Die machen einen herausragend guten Job. Und die Fahrerinnen und Fahrer der Begleitfahrzeuge auch. Mein Dank und Respekt. 

Nun erst einmal zur heutigen Strecke. Am Morgen, als ich auf den Streckenbverlauf blickte, dachte ich mir, das schaffe ich locker. Wovor sollte ich Respekt haben? Da kannte ich noch nicht den Anstieg von Rovereto hinauf zur Friedensglocke. Zehn Grad Steigung? Ich weiß es nicht. Für mich fühlte es sich wie 20 an und es nahm kein Ende. Als die Friedensglocke um Punkt zwölf Uhr zu schlagen begann, wurde es still und andächtig. Sie ist 1925 aus Kanonen des Ersten Weltkrieges gegossen und mit jedem Glockenschlag gedenkt man der Opfer des Krieges. Die Großväter von Gunther Gröss und Tiziano Rosani haben in diesem Krieg gekämpft, die Enkel radeln heute als gute Freunde für den Frieden. Bei dem Gedanken daran läuft es mir erst kalt den Rücken runter, dann wird mir warm ums Herz. Der Blick von der Glocke hinunter ins Tal – traumhaft. Diese Tour macht mich nachdenklich und beschenkt mich zugleich reich.

Mittagspause gibt es im Tal direkt am Radweg. Erst Brot mit Schinken, Oliven, Käse und so weiter, dann wird Risotto gereicht. Kulinarisch ist diese körperlich anstrengende Tour nicht zu toppen. Aber die Müdigkeit nach jeder Etappe... Ich bin erleichtert, dass es auch anderen Mitfahrern so geht. Am Tisch fallen da schon mal die Augen zu. Während wir den ersten Teil des Tages in einer großen Gruppe gefahren sind, teilt sie sich in viele kleine im zweiten Tagesabschnitt. Doch eine kleine Stadt, etwa 15 Kilometer vor Verona, unserem Tagesziel, entpuppt sich als rotarischer Magnet. Michael Kohrs aus den Niederlanden ist der erste, der den Ort erreicht und in der Altstadt ein Café entdeckt. Er setzt sich raus und nach und nach stoßen immer mehr Friedensradler dazu. Es herrscht eine ausgelassene Stimmung, die Bedienung kommt kaum hinterher. Ein Rotarier aus Kalabrien ist ebenfalls zufällig vor Ort und bittet um ein Foto mit der Gruppe – für uns eine Selbstverständlichkeit.

Verona erreichen wir später als geplant, in Sachen Pünktlichkeit sind wir nun sehr italienisch unterwegs. Die Altstadt mit Amphitheater weiß einzunehmen. Die beiden örtlichen Rotary Clubs auch. Das Clublokal, Ristorante Greppia, ist ein echter Geheimtipp, das Essen vorzüglich. Nur eine hat gefehlt: Julia. Der Balkon war leer, das Tor zum Garten verschlossen. Ob sie morgen da sein wird? Vielleicht erst, wenn wir auf der letzten Etappe zum Gardasee unterwegs sind. 


31. Mai 2025

Liebes Giro della Pace-Tagebuch,  ich verlasse Meran mit einem wehmütigen Herz. Was für eine Stadt, was für eine Gastfreundlichkeit des Rotary Club! Es war ein großartiger Abend im Kurhaus gewesen. Nun stehe ich in der Altstadt. Wir machen noch ein Gruppenfoto, bevor es losgeht. Dann passiert es. Ich möchte noch mit dem Handy ein paar Schnappsschüsse machen und packe meine Fotokmamera in meine Radtasche. Die verschließe ich nicht, was ein Fehler ist. Die Kamera fällt raus und das Objektiv wird beschädigt. Das Gruppenbild war somit das letzte Foto mit der Kamera, da ich kein zweites Objektiv besitze. Ab sofort heißt es: Fotos mit dem Handy. Ich verliere Zeit und somit auch den Anschluss an die erste Radgruppe. Da ich kein Rennrad fahre, wäre ich in dieser Gruppe besser aufgehoben gewesen. Doch nun heißt es, mit den Rennradlern mithalten, die etwas später starten.

Die ersten Kilometer geht das gut. Mit dem starken Gegenwind, der mich den ganzen Tag Kraft kosten wird, komme ich noch gut zurecht. Doch nach etwa 14 Kilometer muss ich etwas abreißen lassen. Glücklicherweise bin ich nicht der letzte der Gruppe. Peter Kontriner vom RC Bischofshofen fährt direkt hinter mir. Er merkt, dass ich Probleme habe und wird der Held meines Tages. Er fährt vor mich und gibt mir Windschatten. Nun zieht er mich bis zum ersten Treffpunkt. Wir fahren zwischen 27 und 28 km/h, die Rennradler geschätzte 31-32 km/h. Ohne Peter wäre ich verloren gewesen. Wieder einmal zeigt sich, Rotarier helfen in der Not. Auch beim Giro della Pace. Oder vielleicht gerade dort.

Wir verlassen Südtirol und fahren ins Trentino hinein. Landschaftlich noch immer ein Traum und die Sonne scheint ununterbrochen. Es sind 28 Grad, die Laune bestens.Die Mittagspause auf einem Erbhof mit Seeblick entschädigt für all die Mühen. Die Brettljause, wahlweise mit Saft oder Wein, haben wir uns im wahrsten Sinne des Wortes erstrampelt. Ich suche mir ein Schattenplätzchen. Noch mehr Sonnenbrand kann ich nicht gebrauchen. Eine zeitlang fahre ich danach mit Michael Kohrs, meinem rotarischen Freund aus den Niederlanden. Da ich zwischendurch für Foto- und Videoaufnahmen anhalten muss, lass ich ihn irgendwann alleine weiterradeln. Es scheint, er wolle die Etappe gewinnen. Sein Ehrgeiz beeindruckt. Schöne Fotos sind mir allerdings wichtiger. Ankommen werden wir ja alle, früher oder später. Gegen 17 Uhr erreichen wir dann Trento und gönnen uns auf der Hotelterrasse erst einmal eine Erfrischung.

Thomas Jaklitsch, RC Trento
Diese Gästeliste hat Stil: Thomas Jaklitsch trägt sich beim  Rotary Club Trento ein. 

Am Abend sind wir dann bei den örtlichen Rotary Clubs zu Gast. Die italienische Nationalhymne und die Europahymne erklingen, es werden fleißig Wimpel getauscht, auch ich bringe meinem Club welche mit, und es wird herausragendes Essen serviert. Rotarische Gastfreundschaft at it's best. Eines sollte noch erwähnt werden: Die Italienisch-Sprachkenntnisse von Gerti Gruber, Birgit Grupp-Fischer, Rainer Lipczinsky und Gunther Gröss sind beeindruckend. Ich traue mich jetzt nicht mehr, auf der Tour noch Azzurro anzustimmen. Das Lied kann ich tatsächlich singen, ansonsten sind meine Sprachkenntnisse sehr begrenzt. Zwei Radtage liegen noch vor uns. Können Meran und Trento noch getoppt werden? Das weiß ich nicht. Die Frage ist auch nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass wir alle weiterhin viel Spaß am Radeln haben und nicht vergessen: Wir Friedensradler engagieren uns für die Völkerverständigung. Zwischen den Niederlanden, Deutschland, Österreich und Italien klappt das auf der Tour hervorragend. Ich freu mich auf morgen. Meine Beine, oder wie der Österreicher sagen würde Wadln, etwas weniger. 

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Zu Gast beim RC Trento

30. Mai 2025 
Heute lacht die Sonne. Am Mittag ist der nächste Pass bezwungen und wir Friedensradler können bei schönstem Wetter auch mal einen Blick in die Umgebung werfen.
Später führt ein Teil der Strecke auf flachen Pfaden an der Etsch entlang. Da macht das Radeln Spaß. Michael Kohrs aus den Niederlanden ist begeistert vom Panorama. Und ich war erstaunt, dass ich ihn nach der Bezwingung des Reschenpasses wiedertraf. Nach der Abfahrt war er mir nicht mehr begegnet, nach dem Ritt über gefühlt unzählige Serpentinen, können wir stolz auf das Geleistete sein.
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Jeder fährt sein Tempo – im Team oder in kleinen Gruppen. Und später trifft man sich. Hier mit Pastgovernor Heinz Rieder. Er bezwang als erster den Reschenpass. Respekt!
Ein guter Ausblick ist auch immer ein Anlass, sich mit den anderen Radlern zu treffen. Davon gab es an Tag zwei der Tour einige... Und Sie haben es sicher schon gemerkt: Die Truppe der rotarischen Friedensradler trägt nun einheitliche Shirts – natürlich mit dem Rotary-Logo.
 
Und wenn das Ende der Tagesstrecke immer näher rückt, wenn die Sonne dann immer noch scheint, wenn die Kraft noch für ein kleines Video reicht, dann muss man sich mit den Radelkollegen des Giro della Pace, zum Beispiel Pastgovernor Rainer Lipczinsky, der ein Wiederholungstäter auf dieser Tour ist, natürlich auch über die Strapazen der zurückliegenden Strecke austauschen – ist ja klar...
 
Zeit für Gruppenfotos haben wir uns natürlich auch genommen. Soll ja später niemand behaupten können, wir waren gar nicht über die Alpen unterwegs. Gerne würde ich noch mehr über die Radtour an diesem Tag schreiben, Mitfahrerinnen und Mitfahrer würdigen, die großartige Stimmung beschreiben und natürlich nicht unerwähnt lassen, dass ich 126 Kilometer an diesem Tag gefahren bin. Aber eine rotarische Freundin ist schwer gestürzt und sofort rücken die persönlichen Erfolgserlebnisse in den Hintergrund. Sie wird das Krankenhaus morgen wieder verlassen dürfen und wir sind alle froh, dass es nicht schlimmer ausgegangen ist. In Gedanken sind alle Friedensradler gerade bei ihr. 
 
Am Abend habe ich Menschen getroffen, die bei den Südtiroler Ärzten für die Welt dafür sorgen, dass die Spenden, die beim Giro della Pace eingenommen werden, echte Hilfe bieten. Lernen Sie Berta Schweizer, freiwillige Helferin, und Karl Telser, Handwerker, kennen. Die beiden sind Mitglied bei der Organisation und erzählen von einem Projekt in Äthiopien, für das sie sich engagieren. Das unterstützen wir Radler gern!

29. Mai 2025
Heute startet die Tour. Das Wetter ist semi-optimal, aber ich habe schon erste Kontakte geknüpft zu weiteren Tour-Fahrern, hier mache ich mir mit Leo van Bree (RC Nördlingen) Mut, die ersten (langen) Etappen anzugehen.
Sicher haben Sie die Helmkamera von mir bemerkt. Das heißt: Sie werden in den nächsten Tagen mit mir radeln – fast als seien Sie direkt dabei (wenn die Aufnahmen gut sind) – und so nachvollziehen können, wie hart die Bergetappen durch die Alpen sind – und wie schön zugleich das Alpenpanorama. Aber es steht ein großes Motto über allem: Giro della Pace – Friedensradler. Deshalb werde ich sicher alle Wadenkrämpfe und das Muskelkater weglächeln.

Insgesamt fünf Radtage stehen bevor, wobei die ersten beiden Tage die anspruchsvollsten sein werden. Die einzelnen Tage wiederum sind in Etappen eingeteilt. So stehen am 29. Mai drei Etappen an.

Erster Tag Giro della Pace
An Tag eins geht es 1460 Meter hinauf und 1390 Meter hinunter ©Komot

Für die radelnden Rotarierinnen und Rotarier heißt es, die Kondition gut einzuteilen, nicht zu schnell zu Beginn fahren und sich auch von langen Anstiegen nicht entmutigen lassen. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind nicht zum ersten Mal dabei, sondern erfahrene Friedensradler. Ich feiere jedoch meine Premiere. Anstiege meistern konnte ich im Vorfeld nur im Fitnessstudio, denn rund um die Freie und Hansestadt Hamburg gibt es keine Berge, die auch nur ansatzweise an die Berge der Alpen heranreichen.

Was ich erst kurz vor dem Start der ersten Etappe erfahre, jeder fährt sein Tempo, es gibt also keine große lange Gruppe. Man solle jedoch schauen, dass man Mitfahrer findet. Gerti Gruber gibt noch einen wichtigen Hinweis: Wer die Route auf dem Handy hat, verliert schnell Akkuladung. "Wechselt dann in eurer Gruppe mit dem Navigieren. Nicht, dass jemand plötzlich einen leeren Akku hat und niemanden mehr erreichen kann", erklärt sie.

Dann geht es auch für mich los. Die ersten Kilometer sind harmlos, doch dann folgt der erste Anstieg. Das Rad will nicht so, wie ich es will. Ich finde meinen inneren Frieden nicht. Und das bei der Friedensradler-Tour. Ich verliere den Anschluss an meine Gruppe. Das wird nicht das letzte Mal an diesem Tag sein, dass mir das passiert. Dennoch: Allen Widrigkeiten zum Trotz, nasse Radwege, nicht gut funktionierende Gangschaltung und Navigationsproblemen, erreiche ich das Zwischenziel Imst.

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Mmmmmh... Das gibt Energie – und gute Laune!

Dort im "Goldenen Hirschen" gibt es für uns Mittagessen. Und was für eins: Kaiserschmarrn, den ich so liebe. Ich setzte mich neben Leo van Bree. Den hatte ich seit der Abfahrt nicht mehr gesehen. "Du bist wohl ganz schön schnell gefahren", sage ich zu ihm. Er lächelt und verweist auf Heinz Rieder, Past-Governor von 1920. Der hat ihn nicht nur ermuntert, am Giro della Pace teilzunehmen, mit ihm ist er auch die ersten Stunden gefahren. 

Ich taufe ihn "fliegender Holländer", er weiß allerdings noch nichts davon. Die letzte Etappe, der erste Tag war in drei Etappen eingeteilt, möchte ich besser zurechtkommen. Am Rad habe ich bei der Gangschaltung von Automatik auf manuell umgestellt, was viel besser klappt. Ich schließe mich Thomas und Andreas Jaklitsch sowie Elisabeth Ostwald an. Die drei sind mit Rennrädern unterwegs. Die können mich jetzt in ihrem Windschatten zum Ziel des Tages bringen.

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Wer solche starken Radelfreunde hat, braucht keinen Anstieg zu fürchten.
Das waren am ersten Tag gleich mehrere Herausforderungen: ordentlich Höhenmeter, jede Menge Kurven, die Tages-Streckenlänge...

Und in der Tat. Wir erreichen gegen 17.30 Uhr Ried im Oberinntal. Ich gönne mir sofort nach dem Check-In eine Dusche. Die brauche ich nach 1460 erklommenen Höhenmetern.

Am Abend spreche ich mit Tiziano Rosani vom RC Meran. Er radelt mit und freut sich, den rotarischen Freundinnen und Freunden morgen seine Heimat zeigen zu können. Im Gespräch mit mir verrät er, was die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tour morgen erwartet. So viel sei schon verraten: Es wird sportlich: Der Reschenpass ruft. Hier das Video:


28. Mai 2025

Am Anfang steht immer die Anreise. Ich, Florian Quanz, Redakteur des Rotary Magazins, habe mich von Hamburg aus nach Süden aufgemacht, um dabei zu sein. Im Gepäck ein Fahrrad, das einer Alpentour standhält. Hier erste Eindrücke:

Die Entscheidung, dass ich dieses Jahr daran teilnehmen wird, fiel bereits im vergangenen Jahr. Auf der Distriktkonferenz von 1920 lud mich Gerti Gruber (RC Gastein) zum Mitradeln ein. Ihre Begeisterung für die Friedensradler übertrug sich auf mich. Nun warte ich gespannt auf die erste Etappe. Ob ich gut vorbereitet bin? Das wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Aber erst einmal geht es nun auf Schloss Neuschwanstein und zum Gruppenfoto. Eine bessere Kulisse hätten sich die Friedensradler nicht aussuchen können. Ich werde ihren Startort Füssen im Allgäu auf jeden Fall in bester Erinnerung behalten. Doch schon auf dem Weg zum Schloss zeigt sich, was einem schönen Gruppenfoto einen Strich durch die Rechnung machen wird. Es regnet ununterlassen. Ich  beschließe auf ein Gruppenfoto vor dem Schloss zu verzichten. Wir können ja im Schlossinneren eins machen, denke ich. Doch wieder wird mir ein Strich durch die Rechnung gemacht. Im Inneren des Schlosses dürfen keine Fotos gemacht werden.

Fotos von der Tour und alle Videos: Florian Quanz