Panorama
Polio-Kampagne als Blaupause
Konzept für ein globales Gesundheitsmanagement
Die vergangenen 25 Wochen haben uns um 25 Jahre zurückgeworfen“ – so dramatisch fasste die Ärztin Prof. Agnes Binagwaho (Ruanda) die Auswirkung der Coronakrise auf Impfprogramme in ihrem Heimatland zusammen. Ihr Hinweis auf die kritische Lage der Gesundheitsversorgung in Afrika flankierte die Diskussionen einer Zoom-Konferenz von EU-Parlamentariern und Vertretern von RI zur Lösung globaler Gesundheitsfragen. Das Treffen, geleitet von Marlene Mortler MdEP, und RI-Präsident Holger Knaack, war zugleich die zweite Sitzung einer neuen parlamentarischen Arbeitsgruppe zu diesem Themenkomplex.
Rund 400 Teilnehmer hatten sich zu der Veranstaltung eingeklinkt, die auf ein Ziel ausgerichtet war: abzuklären, wie die EU mit Hilfe von NGOs wie Rotary ein Konzept für ein globales Gesundheitsmanagement entwickeln kann. Ein zentrales Stichwort dazu ist „pandemic preparedness“ und umschreibt einen Leitfaden, der im Krisenfall sofort und weltweit koordinierte Maßnahmen auslöst – und dessen Entwicklung nach früheren Erfahrungen, etwa mit SARS und Ebola, dringend überfällig sei. „Wir dürfen nach Covid-19 nicht wie bisher zu business as usual zurückkehren“, so Henriette Geiger von der EU-Generaldirektion für Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung.
Die Erfolge der Polio-Kampagne haben Rotary in Brüssel zu einem gefragten Ratgeber gemacht. Denn die abgestufte Systematik mit Fundraising, Advocacy, Mobilisierung von Freiwilligen, Schaffung von medizinischer Infrastruktur sowie Monitoring bietet eine Art Blaupause, wie dieses Konzept aussehen könnte. Für die EU-Kommission werde globale Gesundheitsvorsorge einen ähnlich hohen Stellenwert wie der „Green Deal“ bekommen, heißt es in Brüssel. Derzeit wirbt Rotary um einen Zuschuss der EU-Kommission von 120 Millionen Euro für die Polio-Kampagne im Zeitraum 2021 bis 2023.