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Rotary International

Reorganisation rotarischer Strukturen

Rotary International - Reorganisation rotarischer Strukturen
Rotary neu organisiert — zumindest in Teilen — könnte vieles einfacher machen und eine Weiterentwicklung von Rotary ermöglichen. Deshalb werden in Australien neue rotarische Strukturen erprobt. © RI

"Erkennen, erproben, einführen – rechtzeitig!" titelte Peter Iblher vor einem Jahr in seinem Standpunkt zu neuen rotarischen Strukturen. Lesen Sie hier, was er befürwortete und was Rotary International sich vorstellt.

01.02.2023

Die Diskussion um neue rotarische Strukturen läuft schon länger. Ein Pilotprojekt in Australien sollte mehr Klarheit bringen, was wie und wann geändert werden könnte/sollte. Hier ein Info-Schreiben von PDG Peter Iblher:

Die Entwicklung des endgültigen Organisationsmodells, das erprobt werden soll, ist noch nicht abgeschlossen.

Folgende Veränderungen sind bisher angedacht:

  • Einrichtung eines Regionalvorstands, der für einige Schlüsselaspekte von Rotary in der Region verantwortlich sein wird, etwa für Kommunikation und öffentliches Image, Unternehmenssponsoring und Finanzierung auf nationaler Ebene, Koordinierung von Schulungen und größere programmatische Initiativen
  • Darüber wird angestrebt, durch eine übergeordnete regionale Führung eine straffere Unterstützung von Clubs zu erreichen.
  • Die Distrikte bleiben während des Pilotprojekts mit weniger Verantwortlichkeiten bestehen, werden jedoch die Spendenakquisition für TRF fortsetzen, DDF-Mittel managen und Clubs und Mitglieder zusätzliche Unterstützung zukommen lassen.
  • Es wird diskutiert, Distrikte auf der Grundlage von Staatsgrenzen zu größeren Einheiten zusammenzuschließen.
  • Auf lokaler Ebene sollen Clubs für sich eigene Rotary Community Leader auswählen, die sie in spezifischen Fachfragen unterstützen. Rotary Community Leader sollen auf der Grundlage ihres Fachwissens und nicht unbedingt geografisch ausgewählt werden. Beispielsweise könnten fünf Clubs alle eine/n Rotarier/in auswählen, der/die über besondere Expertise für Umweltprojekte verfügt, und diese Person wird diese Clubs dann bei den Aufgaben in diesem Schwerpunktbereich unterstützen.

Das endgültige Modell, das erprobt werden soll, soll dem RI-Vorstand im April dieses Jahres zur Genehmigung vorgelegt werden. Dieser wird dann auch entscheiden, welche finanzielle und personelle Unterstützung RI bei der Einführung des Modells leisten wird.


Bereits am 1. Februar 2022 schrieb Peter Iblher dazu:

Schon vor dem Ausbruch der Pandemie haben sich bei Rotary weltweit Probleme offenbart, die vor allem die Entwicklung der Mitgliedschaft betreffen. Nicht überall in gleicher Weise – die deutschsprachigen Länder etwa zeigten weniger Ermüdungserscheinungen als andere –, aber bei insgesamt ungünstiger Tendenz müssen wir rechtzeitig mit Strukturanpassungen entgegenwirken und zukunftsstarke Perspektiven realisieren.

Bedenklich ist vor allem, dass unsere weltweite Mitgliedschaft in den letzten Jahren stetig abgenommen hat, obwohl die Weltbevölkerung stark wuchs. Im vergangenen Jahrzehnt haben mehr als 1,3 Millionen Mitglieder unsere Organisation nach kurzzeitiger Mitgliedschaft verlassen („Drehtüreffekt“). Auch die schon lange angestrebte Geschlechterbalance hat sich noch immer nicht eingestellt. Dies spricht für ein Motivations- beziehungsweise Bindungsproblem. Übrigens treten bei unserer Jugendorganisation Rotaract derlei Probleme nicht auf.

Unsere Führungsstruktur ist durch eine Vielfalt von Ebenen gekennzeichnet, die für Mitglieder und Clubs undurchsichtig ist und zu geringe Nutzwirkungen erbringt. Verbesserungsmaßnahmen und Dienstleistungsangebote von Rotary International dringen oft nicht bis zur Handlungsebene durch und werden trotz erheblicher Aufwendungen zu wenig genutzt. Häufig werden Führungspersonen einfach ernannt und gehen nicht aus einem qualifikationsorientierten und wettbewerblichen Wahlverfahren hervor. Und die Wahlperioden sind zu kurz, denn einjährige Ämter führen leicht zu kurzfristigen, unzusammenhängenden Handlungsperspektiven, verengen diese auf eine Innensicht und schaffen zu wenig dauerhafte Bindung und kaum ein positives Image für Mitglieder und das gesellschaftliche Umfeld. Ausgerechnet dann, wenn es um unsere humanitäre und ethische Außenwirkung geht.

Folgende Änderungen der organisatorischen Rahmenbedingungen könnten helfen:

• Regional differenzierte Gestaltung entsprechend der jeweiligen Mitgliedersituation und den gesellschaftlichen Bedürfnislagen je nach geografischen Räumen, Kultur und Sprache. In dünn besiedelten Regionen von Brasilien funktioniert Rotary anders als in deutschen oder österreichischen Großstädten.

• Verringerung der Hierarchieebenen, um Rotary beweglicher und effektiver zu machen. RI-Kommunikation und -Dienste müssen die Mitglieder direkt erreichen.

• Neudefinition von Führungspositionen, um sie transparenter, besser zugänglich, stärker fokussiert und leistbar zu machen.

• Auswahl von Führungspersonen durch demokratische Wahlen aufgrund von Fähigkeiten und Qualifikationen.

Ein erstes Organisationskonzept, wie es bisher mit dem Vorstand von RI entwickelt wurde, ist für eine Umsetzung noch zu schemenhaft. Es sieht vor, Distrikte in größere Regionen zu fassen, die von einem gewählten Vorstand geleitet werden. Solche Regionen könnten dann in Sektionen mit jeweils zehn bis 30 Rotary und Rotaract Clubs untergliedert werden. Für die Besetzung der Leitungspositionen gäbe es transparente, auf Qualifikationen gestützte und durch Wahlen legitimierte Wege. Alle Beteiligten könnten sich bei einem weltweit aktiven Beratergremium (Global Volunteer Cadre) Unterstützung für Mitgliedschaftsentwicklung, Projektorganisation, Spendenwerbung und Imagepflege einholen. Ein direkterer Zugriff auf zentrale Ressourcen würde möglich. Der Nutzen für die Mitglieder könnte sich wesentlich verbessern und unser Image intern und extern gewinnen.

Pilotverfahren ist vorbereitet

Natürlich muss ein solcher Organisationsentwurf tiefer ausgestaltet, erprobt und – nach inzwischen erfolgter Zustimmung des RI-Vorstandes – parlamentarisch durch das Council on Legislation (CoL) abgesichert werden. Vorstand und Management von RI haben deshalb einen Pilotversuch vorbereitet. Er würde in Zone 8 (Australien, Neuseeland, Papua/Neuguinea und südpazifische Inselstaaten) durchgeführt, da hier die oben beschriebenen Probleme besonders eklatant zutage treten. Das dort bereits aktiv gewordene regionale Planungs- und Umsetzungsteam will bis 2026 in evaluierten Versuchsschritten zu einem detaillierten Konzept kommen und eine regionale Reorganisation testen. Voraussetzung dafür ist, dass nicht nur das CoL in der kommenden Session vom 10.–14. April grünes Licht gibt, sondern dass auch die Gremien von Zone 8 dem Pilotverfahren zustimmen.

Wesentlich ist bei allen Überlegungen die Feststellung, dass die anvisierte Umgestaltung unsere grundlegenden Prinzipien, unsere zentralen Werthaltungen, unsere ethischen und Integritätsverpflichtungen, die Vier-Fragen-Probe und die Ziele von Rotary nicht verändert.

Peter Iblher
RC Nürnberg-Reichswald
Past-Direktor und Mitglied des Wahlprüfungsausschusses von RI


Das amerikanische Rotary Magazine widmete dem Thema ebenfalls zwei Seiten: "Is your club ready to vote on our future?" — eine Diskussion, die helfen soll, rotarische Strukturen an regionale Bedürfnisse und Verhältnisse anzupassen.

2023, RI, rotary interantional, reorganisation, rotarische strukturen
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