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Singen

40 Jahre rotarische Kleiderkammer

Wolfgang Kramer03.06.2011

Kleiderkammer nennt sich eine mit dem RC Singen assoziierte Einrichtung, die im April 2011 ihr 40-jähriges Bestehen feierte. Seit vier Jahrzehnten betreibt ein gutes Dutzend Damen der Singener Rotarier diese Einrichtung, die zu einem wichtigen Faktor in der sozial recht durchmischten Stadt Singen geworden ist, auf die die Verantwortlichen der Stadt- und Kreisverwaltung nicht mehr verzichten möchten.

Die Singener Kleiderkammer bedeutet harte Sozialarbeit an der Basis. Sie wurde gegründet, um den vielen Spätaussiedlern, die Anfang der 1970er Jahre hier ankamen, eine Möglichkeit zu bieten, sich mit Kleidung einzudecken, um, wenigstens im Äußern würdevoll ausgestattet, den schwierigen Start in die bundesdeutsche Gesellschaft meistern zu können. Doch es wurde noch mehr geboten: Die rotarischen Damen organisierten Begrüßungskaffees und Weihnachtsfeiern, unterstützten Behördengänge, besorgten Wohnungen und Praktikumsplätze und zeigten den Neuankömmlingen die neue Heimat. Auf die Spätaussiedler folgten die Asylbewerber aus aller Herren Länder, die nicht immer das „Matriarchat“ der Damen in der Kleiderkammer anerkennen wollten. Denen folgten Frauen und Männer, die aus DDR-Haft freigekauft wurden und die buchstäblich nur in Hemd und Hose in Singen ankamen, und jüdische Kontingentsflüchtlinge aus der Sowjetunion. Die meisten hatten nur ihr Handgepäck, zum Einzug in die neue Wohnung fehlte es an allem: vom Kochtopf bis zur Schere. Später wurde die Kleiderkammer, die so vieles zu bieten hat, den Angehörigen aller sozial benachteiligten Gruppen der deutschen Gesellschaft zugänglich gemacht, die an deren Rande leben. In der Kleiderkammer können sie sich heute – wenn sie von den Ämtern als berechtigt anerkannt sind – nicht nur mit Kleidern, sondern mit vielen Dingen des täglichen Bedarfs kostenlos eindecken, die man für ein einigermaßen bürgerliches Leben braucht: Geschirr und andere Küchenutensilien, Kinderspielzeug, Schuhe und vieles mehr. Natürlich arbeitet die rotarische Kleiderkammer – früher unter der langjährigen Leitung von Gudrun Wäschle und heute unter Liane Merkel – höchst effizient. An bestimmten Tagen liefern Bürger aus dem großen Bekanntenkreis der rotarischen Damen Gegenstände an, die diese Einrichtung zur Verteilung an die Bedürftigen gebrauchen kann. Jede der Damen hat ihre Aufgabe in der Kammer. Die Kleiderkammer der Singener Rotarierfrauen war längst ein Hands-on-Projekt, als dieser Begriff in der rotarischen Welt noch nicht bekannt war. Die Frauen leisten hier unmittelbare Sozialarbeit und kommen hautnah mit Menschen zusammen, die man gemeinhin bei Meetings von Rotary Clubs oder Inner Wheel nicht trifft.