Kronberg
Aus einer Hilfsstation wird ein Hospital
Der RC Kronberg leistet am Kilimanjaro mit dem Orden der Holy Spirit Sisters erfolgreich Hilfe zur Selbsthilfe.
Seit 2008 betreut der RC Kronberg das Charlotte Health Center CHC am Fuße des Kilimanjaro. Betreiber sind die afrikanischen Schwestern des Ordens Holy Spirit Sisters, der sein Mutterhaus in der Nähe von Kronberg hat. Aus der kleinen Krankenstation ist inzwischen das Charlotte Hospital geworden. Wie konnte sich die Station so schnell entwickeln?
2019 startete der RC Kronberg ein Projekt zur Finanzierung der Ausbildung junger Ordensschwestern, neun Schwestern wurden als Medizinerinnen, Dentistinnen, Pharmazeuten und Laboranten ausgebildet. Ferner erhielten drei Schwestern ein Stipendium in Verwaltung und IT. Alle Schwestern haben dieses Studium abgeschlossen und arbeiten nun in der Klinik in Tansania.
Zur weiteren Verbesserung der medizinischen Versorgung hatte Jens Stechl eine Station für Brandwunden konzipiert. Leider konnte er die Eröffnung der Station aufgrund seines plötzlichen Todes selbst nicht mehr erleben. Bei seiner Beerdigung hatte seine Familie für sein Projekt gesammelt, das daraufhin realisiert wurde.
Schließlich ging Anfang 2019 noch ein Container mit Krankenhausbetten, medizinischen Ausrüstungen und mehreren Autoladungen Verbandsmaterial auf die Reise. Clubfreund Rainer Stoll war in Tansania, als der Container angeliefert wurde.
Die Coronapandemie verhinderte jedoch zunächst weitere Reisen. Die Kronberger Rotarier machten aber weiter. Dank einer großzügigen Einzelspende konnte ein neuer Allrad-Krankenwagen (Toyota Land Cruiser) beschafft werden. Damit war eine wesentliche Voraussetzung für die Erlangung des Krankenhaus-Status erfüllt, und die Schwestern erhielten kurz danach die Zusage der tansanischen Regierung, der Einrichtung den Status eines Distrikt-Hospitals zu verleihen. Damit wurde der Traum der Schwestern Realität.
Mit der Erlangung des Status eines District Hospitals rückte das Thema Energieversorgung erneut in den Fokus. Für das gesamte Stromnetz des Charlotte Krankenhauses wurde eine Studie erstellt, die aufzeigte, wie das lokale Stromnetz ertüchtigt werden muss, und welche Maßnahmen erforderlich sind, um eine möglichst hohe Unabhängigkeit von der öffentlichen Stromversorgung zu erzielen. Auf dieser Basis wurde das neue Solarprojekt mit Batteriepuffer definiert. Darüber hinaus wurde noch eine Solarthermie-Anlage für die Warmwasserversorgung in das Projekt integriert.
Der Solarexperte der BEGECA gGmbH (Beschaffungsgesellschaft der Caritas), Bernd Wolff, übernahm die fachliche Leitung für die Umsetzung. Da es sich bei dem Charlotte Krankenhaus um ein Leuchtturmprojekt in Afrika handelt, konnten über die BEGECA auch öffentliche Mittel für das Projekt gewonnen werden, so dass insgesamt ein Projektvolumen von 125.000 Euro realisiert werden konnte. Den notwendigen Eigenanteil in Höhe von 50.000 Euro stellte Rotary den Holy-Spirit-Schwestern zur Verfügung. Als die Finanzierung gesichert war, konnte die Ausrüstung bestellt und installiert werden.
Die Stromversorgung des Charlotte Hospitals kann jetzt über den Tag zu 100 Prozent mit Solarstrom sichergestellt werden und dank des Batteriepuffers ist auch die Nachtversorgung für vier Stunden sichergestellt. Erst wenn die Batteriespeicher leer sind, schaltet der Strom automatisch auf das öffentliche Netz um. Sollte das öffentliche Netz nicht bereitstehen, dann wird automatisch das Dieselaggregat des Krankenhauses eingeschaltet. Damit sollte die Stromversorgung des Charlotte Hospitals gesichert sein und stabil zur Verfügung stehen. Gleichzeitig wird das Krankenhaus unabhängiger von Schwankungen der Energiekosten, da ein Großteil der notwendigen Energie klimaneutral lokal erzeugt wird.
Nach fünfjähriger Pause, bedingt durch die Coronapandemie und andere Beeinträchtigungen, machte sich Anfang Februar 2023 eine Delegation von achtzehn Freundinnen und Freunden aus Kronberg samt Familie Stechl auf die Reise nach Tansania, um die Projekte im Charlotte Hospital zu besichtigen und einzuweihen.
Am 12. Februar 2023 war der große Tag gekommen. Nach einem gemeinsamen Gottesdienst im Krankenhaus wurden die neuen Einrichtungen festlich eingeweiht. Es folgte ein gemeinsames Mittagessen mit Gesang und tollen Schauspieleinlagen des Krankenhaus-Teams. Die Schwestern und Mitarbeiter des Krankenhauses hatten ein Stück einstudiert, in dem sie mit viel Humor eine Notgeburt im Krankenhaus darstellten und damit den Dank für die Beiträge des Clubs zum Ausdruck brachten.
Nachmittags eröffnete sich die Gelegenheit, mit jenen Schwestern zu sprechen, deren Studium die Rotarier in den vergangenen fünf Jahren unterstützt hatten. Die Schwestern machten einen hochmotivierten Eindruck und das bestätigte den Club darin, dass die Investition in die Fähigkeiten der Schwestern die beste Investition ist, die die Freunde dort vornehmen können. Alles, was bereits installiert wird, muss von den Schwestern mit Leben erfüllt werden. Nur so werden ihre ambitionierten Ziele erreicht. Die Reisegruppe beschloss nach Besprechungen mit den begleitenden Ärzten, dem RC Kronberg vorzuschlagen, neben ergänzenden Investitionen, drei ausgewählte Schwestern bis zur Erlangung des Medical-Officer-Titels weiterhin finanziell zu unterstützen. So sollte sichergestellt sein, dass die Einrichtung ihre Bestimmung erfüllt. Mit den Heilig-Geist-Schwestern hader Club verlässliche Partnerinnen, die in Tansania großartige Arbeit leisten.
Rolf Crux und Dr. Thomas Rüschen
RC Kronberg