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Distrikt

Berufsdienst spinnt roten Faden

Distrikt - Berufsdienst spinnt roten Faden
Knut Rieniets, Berufsdienst-Beauftragter im Distrikt 1900, ist sich sicher: Der Berufsdienst ist Rotarys roter Faden und der 4-Way-Test seine moralische und ethische Orientierungshilfe. © HanseArt GmbH & Co. KG

Rotary entstand 1905 aus dem Wunsch heraus, ein Gegengewicht zu den herrschenden Monopolen im Geschäftsleben Chicagos der 1900er Jahre zu schaffen. Rotary, so könnte man sagen, ist eine Berufsvereinigung, wenn auch keine berufsständische.

01.01.2021

Rotarys Gründer stammten aus Einwandererfamilien. Sie hatten unterschiedliche Berufe und Religionen, und von Beginn an spielten Vielfalt und Toleranz eine große Rolle. Es ist der Beruf, der im rotarischen Verhaltenskodex in drei von vier Punkten ausdrücklich genannt wird, und auch die einheitliche Club-Verfassung erwähnt ihn explizit in den Artikeln 5 und 6.

Kernkompetenz und Alleinstellungsmerkmal

Mehr noch: Der Beruf ist rotarische Kernkompetenz, Alleinstellungsmerkmal und Gründungsimpuls in einem. Und so kommt dem Berufsdienst, der als roter Faden durch Rotary führt, eine besondere Rolle zu. Versteht man ihn als Querschnittsfunktion, wird deutlich, dass er mehr ist als ein Synonym für Berufsinfo-Veranstaltungen. Berufsdienst bedeutet Klassifikation, Förderung junger Menschen, Austausch zwischen den Professionen und - vielleicht am wichtigsten - die Themen Ethik, Moral und Werte im Berufsleben.

Unzureichend übersetzt

Gerhard Betz vom RC Essen-Gruga beschäftigte sich jüngst mit Herbert J. Taylor und dem von ihm entwickelten 4-Way-Test. Der Test ist die moralische und ethische Messlatte aller Rotarierinnen und Rotarier — im Leben und im Berufsleben. Indes, die deutsche Übersetzung "4-Fragen-Probe" gibt das Anliegen Taylors nur unzureichend wieder. Ihm ging es nicht darum, in "bestanden" oder "nicht bestanden" einzuordnen, sondern darum, mithilfe des 4-Way-Tests Wege zu finden, den Test in Prozesse einzubinden und eine ethische Orientierungshilfe zu geben.

Fragen und Erkenntnisse

Fehler sind hierbei ausdrücklich erlaubt, erwächst aus ihnen doch die Chance zur Verbesserung. Das übliche Verständnis als 4-Fragen-Probe birgt hingegen die Gefahr, nur zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Jede Antwort schließt alle anderen Möglichkeiten aus — eine Aussage, die John Cage zugeschrieben wird — sodass eine Diskussion im Club kaum bereichernd sein kann. Demgegenüber ist die Diskussion eigener Fragen, Erfahrungen und Erkenntnisse über den 4-Way-Test für alle bereichernd und nicht verletzend. Sie kann uns Rotarierinnen und Rotariern als eine aus unseren Berufen entstandene Wertegemeinschaft nur nützlich sein.

Knut Rieniets
Rotary Club Herne