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Achern-Bühl

Der Garten als Oase für bedrohte Vögel

Achern-Bühl - Der Garten als Oase für bedrohte Vögel
Blaumeise und Bergfink an Bad und Tränke © Christian Gospos, RC Achern-Bühl (alle Fotos)

Seit 1800 ist der Vogelbestand in Deutschland um 80 Prozent zurückgegangen – dafür verantwortlich sind diverse Faktoren.

01.11.2019

Bereits im 19. Jahrhundert führte der Ornithologe Johann Friedrich Naumann diese Entwicklung auf folgende Gründe zurück: Die Ausräumung der Landschaft, das Trockenlegen von Feuchtgebieten, die Intensivierung der Landwirtschaft und die Industrialisierung. Dadurch wurde die "strukturierte Mosaiklandschaft" als optimaler Lebensraum für Vögel zunehmend zurückgedrängt. 2009 gab es in Europa ca. 421 Millionen Vögel weniger als vor 30 Jahren. Das bedeutet einen Rückgang von 20 Prozent in drei Jahrzehnten.

2019, blaumeise
Blaumeisen an der Futterstelle

Der Verlust an Lebensraum und Nahrungsgrundlage der Vögel ist multifaktoriell bedingt: Neben der fortschreitenden Urbanisierung mit ihren Folgen spielt die intensive Landwirtschaft mit dem Einsatz von Pestiziden dabei eine Hauptrolle. Herbizide und Insektizide vernichten gezielt Sämereien und Insekten als Nahrungsgrundlage der Vögel. Die Biomasse an Fluginsekten nahm in Europa in 25 Jahren um 75 Prozent ab. Eine australische Studie von 2018 bestätigt, dass die Bedrohung unseres Insektenbestandes ein weltweites Phänomen ist. Jedes Jahr gehe die Biomasse der Insekten um 2,5 Prozent zurück. Des Weiteren bedrohen Infektionskrankheiten den Bestand einzelner Vogelarten: Bakterielle Infektionen von Grünfinken mit Trichomonas gallinae  an Wasser- und Futterstellen oder auch direkten Kontakt der Tiere untereinander. Auch stellt das Usutuvirus eine tödliche Gefahr für Amseln deutschlandweit dar.

Was helfen könnte
• Biotopverbund: Bereits 1988 hat Prof. Dr. Peter Berthold (damals Leiter des Max Planck-Instituts für Ornithologie) ein neues Naturschutzkonzept publiziert, das den Artenrückgang stoppen und sogar die Wiederbelebung von Diversität ermöglichen soll. Sein Ziel: Die Wiederherstellung von naturnahen Lebensräumen für artenreiche Lebensgemeinschaften durch Renaturierung von 10 bis 15 Prozent der Bundesfläche in allen politischen Gemeinden Deutschlands, sozusagen ein bundesweiter Biotopverbund von Oasen aus Menschenhand. Die wenig ergiebigen Flächen sollen für die Renaturierung zur Verfügung stehen, so könnten sich stabile Populationen mit ausreichend hoher genetischer Biodiversität ausbilden.

2019, vögel, tränke, blaumeise
Blaumeise und Bergfink im Regen

• Naturnahe Gärten: Da unsere Gärten vier Prozent der Fläche Deutschlands ausmachen, könnten sie Ersatzlebensraum für Millionen von Vögeln bieten. In naturnah gestalteten Gärten finden Insekten, die als Nestlingsnahrung unentbehrlich sind, ausreichend Nahrung.

• Ganzjahresfütterung: Ein ganzjähriges Füttern der Vögel in unseren Gärten würde zum einen deren Überleben im Winter gewährleisten und zum anderen den hohen Energiebedarf der Brutvögel während der Brutzeit abdecken.

Christian Gospos
RC Achern-Bühl