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Bad Soden/Königstein

Die Blätter kannst Du essen!

Bad Soden/Königstein - Die Blätter kannst Du essen!
Das DeutschSommer-Team 2021 — von links: Sinja Baier, Theaterpädagogin; Ümmügül Akay, Sozialpädagogin; Ingrid Krumnikl, Team- und Kursorganisatorin; Dana Bevilacqua, Teamassistentin; Ute Malek, Deutschpädagogin; Karin Auch, Familiencoach; Herbert Meyer, Projektleiter des Rotary Clubs; Rainer Hoffmann-Alfke, Leitstelle Integration des Hochtaunuskreises II © RC Bad Soden-Königstein (2 Fotos)

DeutschSommer an der Grundschule Am Urselbach in Oberursel

07.08.2021

Interessiert, aber etwas ratlos scharten sich etwa 50 Gäste um ein exotisches Buffet, das im Foyer der Grundschule Am Urselbach in Oberursel aufgebaut war. 14 Grundschülerinnen und -schüler im Alter von 8 bis 11 Jahren erklärten, was es zu Essen gab. Es waren Spezialitäten aus sieben verschiedenen Ländern, darunter Iran, Korea, Marokko, Afghanistan, die die Eltern der Kinder zubereitet hatten.

Nun sind Bezeichnungen für das Essen zuweilen speziell und nicht das erste, was man in einer fremden Sprache lernt. Aber mit viel Sprachwitz und -gewandtheit erklärte ein Schüler, dem die genaue Bezeichnung gerade fehlte, selbstbewusst: "Die Blätter kannst Du essen!" So war's – und es schmeckte!

Und diese Empfehlung ist zugleich der Beweis für den Erfolg des DeutschSommers 2021. Der Rotary Club Bad Soden-Königstein hatte die ursprünglich von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft in Frankfurt geborene Idee des DeutschSommers im Jahr 2018 erstmals in den Main-Taunus-Kreis nach Bad Soden, im Jahr darauf nach Hofheim und nun – nach einem Corona-Aussetzerjahr – ebenfalls erstmals in den Hochtaunuskreis nach Oberursel getragen.

Es geht darum, die Sprachkompetenz in Deutsch von Kindern in der Regel aus den dritten Grundschulklassen in einem dreiwöchigen Intensivkurs in den Sommerferien zu fördern. Nutznießer sind in erster Linie Kinder mit migrantischem Hintergrund, aus geflüchteten, Zuwanderer- oder internationalen Gastfamilien. So trafen sich dieses Mal Kinder aus sechs verschiedenen Oberurseler Grundschulen an der gastgebenden Schule Am Urselbach.

Die Teilnahme wurde über die Ansprache der Eltern durch die Klassenlehrer organisiert.

Der Kurs hat viele Module: Er beginnt mit dem Kennenlernen und der Vorstellung. Tägliches Vorlesen, Lesen, Nachsprechen, spielerisches Umsetzen, Rollenspiele sind feste Bestandteile. Grammatik, Betonung, Ausdruck, Bewegung, Körpersprache sind schon die anspruchsvolleren Teile. Sich verstehen und sich verständlich machen, und zwar nicht nur über die Sprache, sondern über die Wirkung der Persönlichkeit, wobei Haltung, Sprechen und Handeln eine runde Botschaft vermitteln, sind die Ziele des Unterrichts.

Aber alles geht spielerisch, mit viel Spaß voran. Nicht, dass das immer einfach wäre: Die Pädagoginnen waren wohl zuweilen vom Chaos überwältigt. Aber gemeinsame Aktionen sorgten immer wieder dafür, dass sich alle neu auf ein Thema konzentrieren konnten.

So zum Beispiel der Tennis-Schnupperkurs, dankenswerterweise ermöglicht vom Rotary Club Oberursel. Oder der Ausflug zu den Burgfestspielen in Bad Vilbel, Anschauungsunterricht für das eigene Theaterspiel.

Am Ende kommt heraus, dass die Kinder ihre Unsicherheit verlieren, unbefangen "drauflosschwätzen", sich dadurch spielerisch in der Sprache üben und lernen.

Die DeutschSommer-Kinder präsentieren das Spezialitätenbuffet: Lecker!!!

Das Theaterspiel macht ihnen bewusst, dass Auftritt und Sprache für das, was man zum Ausdruck bringen will, eine möglichst überzeugende Einheit bilden müssen. Und dann kommt so ein herzerfrischendes "Die Blätter kannst Du essen!" dabei heraus – egal, wie das Essen heißt. Alles zusammen hilft den Kindern hoffentlich fürs Leben, und zwar zuerst einmal in der weiteren Schulkarriere.

So ein DeutschSommer-Kurs benötigt zwischen fünfzehn- und zwanzigtausend Euro. Aufgrund der Hygiene-Anforderungen lagen die Kosten dieses Jahr eher am oberen Ende der Skala. Das Geld fließt in die Vergütung der Unterrichtenden, die Verpflegung, das Material und die Aktionen. Die Finanzierung hat im Wesentlichen der Rotary Club Bad Soden-Königstein unter namhafter Beteiligung des Rotary Club Oberursel getragen, aber in Summe von gut 2000 Euro auch eine Vielzahl von Spendern, die über die "Taunacrowd", die Crowdfunding-Plattform der Stadtwerke Oberursel, mobilisiert wurden.

Die letzte Veranstaltung war ein voller Erfolg. Das meinten unter den Theaterbesuchern – gegeben wurde "Ronja Räubertochter" - nicht nur die anwesenden Rotarier aus Bad Soden, Königstein und Oberursel, sondern allen voran die Pädagoginnen, die ihre Schülerinnen und Schüler für die ausgezeichneten Fortschritte lobten und mit Urkunden und Buchgeschenken auszeichneten, aber auch die anwesenden Vertreter der Stiftung Polytechnische Gesellschaft und der Vertreter der Leitstelle Integration des Hochtaunuskreises. Es wäre sträflich zu unterschlagen, dass auch die Eltern der Kinder einen glücklichen Eindruck machten, zumal ihre Beiträge zum Buffet großes Lob erhielten. Vor allem aber dürften der Lernfortschritt der Kinder und ihre Erfahrungen, die sie in ihre Familien tragen, insgesamt einen positiven Einfluss auf eine gelingende Integration haben.

Altfried M. Lütkenhaus