Achern-Bühl
"Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer"
Schwalben bringen bekanntlich Glück. Das Schicksal der Vögel selbst ist hierzulande allerdings weniger glücklich, denn die Bestände sind in den letzten Jahren dramatisch eingebrochen.
Noch kennen wir sie, vor allem als Flugkünstler und Sommerboten. Jahrhundertelang waren sie für uns ganz selbstverständliche Mitbewohner - nicht nur in Dörfern und auf Bauernhöfen, sondern auch in unseren Städten. Die kalte Jahreszeit verbringen sie zwar südlich der Sahara, aber wenn sie im April zum Brüten zu uns zurückkehren, kündigen sie mit ihrem fröhlichen Gesang den baldigen Sommer an.
Aber unsere Glücksbringer sind bedroht: Dass sich die Lebensbedingungen für unsere Sommerboten verschlechtern hat mehrere Ursachen: Zum einen finden Schwalben heutzutage immer seltener geeignete Nistmöglichkeiten. In Städten verschwinden Nester zum Beispiel durch Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden, häufig werden sie leider auch bewusst beseitigt.
Strenge Hygieneanforderungen
Zum anderen wird unsere Landwirtschaft zunehmend intensiviert. Höfe und Betriebe unterliegen heute strengeren Hygieneanforderungen, so dass Viehställe und Scheunen oft verschlossen sind. Feldwege, Einfahrten, Dorfplätze sind zubetoniert, so daß Schwalben immer weniger Lehm für ihren Nestbau finden. Zudem gibt es durch den Einsatz von Pestiziden immer weniger Fluginsekten. Ausgerechnet sie bilden aber die Nahrungsgrundlage unserer Sommerboten (Krefelder Entomologischer Verein).
Die besorgniserregenden Rückgänge der Schwalbenbestände veranlassen uns ein Schwalbenprojekt zu starten. Ziel ist es, für nistplatzsuchende Mehlschwalben, Rauchschalben und Mauersegler ein sog. Schwalbenhaus anzubieten. Schwalbenhäuser sind große Nistplattformen, die in luftiger Höhe auf einem Metallpfosten befestigt und mit Schwalbenkunstnestern bestückt werden. Sie fördern die Neugründung einer Brutkolonie, sichern die Bestände von vorhandenen Kolonien und bieten naturpädagogische Möglichkeiten für Kindergärten und Schulen.
Schwierige Wiederansiedlung
Die Annahme der Nistplattform durch Schwalben ist leider nicht so einfach und erfolgreich wie zum Beispiel bei einem Meisennistkasten. Sind die Schwalben einmal aus ihrem bisherigen Lebensraum verschwunden, ist eine Wiederansiedlung äußerst schwierig. Für die erfolgreiche Besiedlung eines Schwalbenhauses sind nach unseren Erfahrungen mehrere wichtige Voraussetzungen zu erfüllen:
- In der Nähe sollten aktuell Schwalben nisten
- Ein reichhaltiges Nahrungsangebot, d.h. reichliches Angebot an Insekten
- Freier Anflug zum Nest, d.h. keine Bäume im Flyway
- Schlammpfützen in der Nähe als attraktive „Baustoffquelle“
Mit diesem Wissen starteten wir in Bühl die Suche nach einem geeigneten Standort. Im Zentrum von Bühl an der Bühlot fanden wir einen erfolgsversprechenden Standort und besprachen unser Anliegen mit den Verantwortlichen der Ortsverwaltung, wo wir sofort volle Unterstützung signalisiert bekamen.
Weitere Infos zu Mehlschwalben finden Sie hier: nabu.de/schwalben.
Christian Gospos, RC Achern-Bühl