Distrikt 1820
Lust auf Strategie
Edith Karos, Governorin des Distrikts 1820 im rotarischen Jahr 2021/22, möchte Lust auf Strategie machen. Distriktreporter Claus Peter Müller von der Grün sprach mit ihr über das Thema.
Die Keynote auf dem PETS am 6. März 2021 steht unter dem Titel "Lust auf Strategie". Warum möchtest Du diese Lust wecken?
Edith Karos: Mein Motto lautet "Freude an Verantwortung", und ich möchte, dass für jeden, der Verantwortung wahrnimmt, das rotarische Jahr 2021/22 ein Erfolg wird. Dafür braucht es eine Strategie.
Was ist eine Strategie?
Eine Strategie gibt Antwort auf drei Fragen:
- Wo stehen wir heute? (Ist-Analyse)
- Wo wollen wir in Zukunft sein? (Ziele)
- Wie erreichen wir diese Ziele? (Maßnahmenplan)
Die Strategie gibt mir die Möglichkeit, über den Tageshorizont hinaus zu denken und zu handeln. Langfristige Ziele kann man nur mit Ausdauer und einer sinnvollen Abfolge von Maßnahmen erreichen. Ich kann meine Handlungen immer wieder daraufhin überprüfen, ob sie der langfristigen Zielsetzung dienen oder ob ich durch einen Zick-Zack-Kurs letztlich Ressourcen verschwende. Das wäre natürlich nicht nachhaltig.
Bei Rotary ist es der jährliche Wechsel in wichtigen Ämtern, der eine längerfristige Strategie wirklich sinnvoll macht. Ob das nun die jährliche Rotation in der Club-Präsidentschaft ist oder auch der Governors an der Spitze des Distrikts. Davon unabhängig ist es immer eine gute Idee, sich zu fragen, wo man gerade steht und wo man über einen Zeitraum von mehreren Jahren hinsteuern will.
Wie erarbeite ich eine Strategie?
Eine Strategie zu erarbeiten, ist einerseits kein Hexenwerk. Auf der anderen Seite ist es durchaus ein bisschen anspruchsvoll. Ich rate dazu, sich die Latte nicht unerreichbar hoch zu legen.
Man kann beispielsweise sagen: Jetzt treffen wir uns mal und überlegen gemeinsam, was unser "Fahrplan" sein soll für die nächsten Jahre. Und vielleicht startet man auch mit der Überlegung: Was macht unseren Club unverwechselbar? Was macht die DNA unseres Clubs aus?
Ich kann nur jedem empfehlen, bei der Erarbeitung einer Strategie alle "mitzunehmen", wie man so schön sagt. Es ist ganz wichtig, bottom-up vorzugehen, und sämtliche wichtigen Player einzubeziehen. In einem Rotary Club sind das sicherlich die Vorstandsmitglieder, aber natürlich auch "normale" Mitglieder, wenn man nicht Gefahr laufen will, die Bodenhaftung zu verlieren. Am besten ist sicherlich ein Mix aus jüngeren und älteren Mitgliedern, also solchen, die erst neu und solchen, die schon länger Mitglied im Club sind.
Es ist sicher nicht praktikabel, sämtliche Clubmitglieder in die Arbeitsgruppe zu berufen. Aber es ist wichtig, über Zwischenergebnisse in Clubmeetings zu berichten und Diskussionen darüber zu führen. Am Ende sollte die Strategie sowohl vom Vorstand als auch von den Mitgliedern in ihrer großen Mehrheit getragen werden.
Gibt es einen guten Beispielfall, wie ein Club exemplarisch ein Ziel definiert, eine Strategie entwickelt und seinen Erfolg eingefahren hat?
Ich kenne noch keinen Beispielfall. Aber die Nachfrage nach Starthilfe beim Strategie-Prozess ist jetzt schon groß:
Zur DiTV 2021 haben sich mehr als 50 Teilnehmer für den Workshop "Strategische Clubentwicklung" angemeldet. Dieser Workshop wird geleitet von Isabell Huschka, die Mitglied in der Strategie-Arbeitsgruppe des Distrikts ist und als Beraterin für Organisationsentwicklung schon von Berufs wegen viel Erfahrung mit dem Thema mitbringt. Und Rotarierin ist sie auch. Dies gibt einen Hinweis, wie man sich Unterstützung holen kann. In vielen Clubs gibt es Mitglieder, die in der Unternehmensberatung tätig sind. Auch wenn nicht alle auf Strategie-Themen spezialisiert sind, so können sie doch sicher gute Tipps geben oder auch Experten vermitteln, die einem Club dabei Unterstützung zuteil werden lassen.
Vielen Dank für dieses Gespräch und viel Freude an der Verantwortung!
Claus Peter Müller von der Grün