Konstanz
Sextett mit Hindernissen
Mehr als 500.000 Euro hat die Geigerin Alina Pogostkina in den vergangenen 20 Jahren mit dem RC Konstanz-Rheintor durch Benefizkonzerte erwirtschaftet. Zum Dank veranstaltete der Club trotz Corona auch in diesem Jahr seine Rotary Classic Night.
Der Lockdown ist längst vorbei, doch an Auftritte ist für viele Musiker noch nicht zu denken. Insbesondere für freie Künstler ist die Krise existenziell. Auch die international bekannte Geigerin Alina Pogostkina hatte seit März kaum ein Konzert. In Japan hätte sie zwar auftreten können. „Das wäre fast mein Jahreseinkommen gewesen.“ Aber mit Kind wochenlang in Quarantäne sei eben nicht zu machen.
Feste Größe im Programm
Seit mehr als 20 Jahren tritt Alina Pogostkina bei der Rotary Classic Night des RC Konstanz-Rheintor auf. Die Musikerin ist dem Club verbunden, seit er dem Wunderkind einen seiner ersten Auftritte ermöglicht hat. Doch wegen Corona wollte der Club das Benefizkonzert 2020 absagen. Zu viel Aufwand für so wenig Zuhörer.
Die Argumente lieferten die Kulturschaffenden. „Musiker müssen auftreten, und wenn es nur vor fünf Leuten ist. Sonst fehlt ihnen die Perspektive“, sagte Alina Pogostkina. Auch die Clubfreundin Insa Pijanka, Intendantin der Südwestdeutschen Philharmonie, betonte, dass für das Fortbestehen der Kulturszene jedes Konzert wichtig sei. Kurzerhand wurde die Classic Night 2020 den Musikern gewidmet. Die Kirche hatte bereits ein Hygienekonzept und der Club musste nur noch das Formular ausfüllen. Der Sitzplan wurden nachvermessen und auch Desinfektionsmittel war da. Aufwändiger war das Ticketing, da alle Mailadressen erfasst werden mussten. Aber da ohnehin nur rund 70 Tickets zur Verfügung standen, gingen alle Karten an Clubfreunde und deren Gäste. Die Besucher bekamen den Sitzplan zugeschickt und beim „Einweisen“ half der Roteract Club Konstanz-Kreuzlingen.
Generöse Unterstützung
Am Ende gab es riesigen Applaus für ein virtuoses Brahms-Sextett. Das Konzert war aber nicht nur kulturell ein Gewinn. Auch finanziell hat es sich gelohnt. Zum Ausgleich für ausgefallene Sponsoren wurden die Clubmitglieder gebeten, je 200 Euro zu spenden. So reichte das Geld nicht nur für großzügige Gagen, sondern auch die Fortsetzung mehrerer Hilfsprojekte.
Kerstin Konz
Kontakt: Andreas Görwitz: agoe@business-analyst.eu