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Mülheim-Uhlenhorst

Stolpersteine dürfen nicht verblassen

Mülheim-Uhlenhorst - Stolpersteine dürfen nicht verblassen
Gegen das Vergessen: Die Rotarier säuberten die Stolpersteine im gesamten Stadtgebiet von Mülheim. © Frank Oppitz

Die Mitglieder des Rotary Clubs Mülheim-Uhlenhorst reinigten 168 Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig für die Opfer des NS-Regimes im gesamten Stadtgebiet.

15.03.2021

Der RC Mülheim-Uhlenhorst hat durch eine publikums– und pressewirksame Putzaktion der so genannten Stolpersteine in der Stadt auf die Opfer des Nationalsozialismus aufmerksam gemacht.  Die Rotarier reinigten mit Unterstützung ihrer Familien in einer großangelegten Aktion die seit 2004 in Mülheim verlegten 168 Stolpersteine für 166 Opfer des NS-Regimes an den 92 Stellen im gesamten Stadtgebiet. 

Stolpern mit Kopf und Herz

Der Künstler Günther Demnig erinnert mit seiner Aktion der "Stolpersteine" an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing in den Gehsteig eingelassen hat.  Inzwischen sind in 1265 Kommunen Deutschlands und in 21 Ländern Europas Stolpersteine verlegt worden.  In Mülheim wird nicht nur an Verfolgte jüdischen Glaubens, sondern an sämtliche Opfer des NS-Regimes, wie politisch Verfolgte, behinderte Menschen oder Wehrmachtsdeserteure mit Stolpersteinen gedacht. "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", zitiert Gunter Demnig den Talmud. Mit den Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst dort wohnten. Durch seine Aktion gibt der Künstler den Menschen, die durch das Regime in den Lagern auf eine Nummer degradiert wurden, wenigstens in der Erinnerung ihren Namen zurück. Dem Künstler geht es dennoch nicht um ein wirkliches Stolpern. "Man stolpert nicht und fällt hin, man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen", so Demnig. Dankenswerterweise stellt das Stadtarchiv der Stadt Mülheim auf seiner Homepage biographische Informationen über die Opfer zur Verfügung (stadtarchiv-mh.de). 

Inspiriert wurde der Club zu der Aktion durch die ehemalige Präsidentin Melanie Bolks, die einen besonderen persönlichen Bezug zu den Stolpersteinen hat. Ihr Großvater wurde im christlichen Widerstand gegen Hitler ermordet und erhielt zu seinem Gedenken in Nordhorn ebenfalls einen Stolperstein, der regelmäßig auch städtisch gereinigt wird. Umso trauriger war Melanie Bolks, als sie in Mülheim immer wieder sah, in welchem verschmutztem Zustand sich dort die Stolpersteine befanden. Mit ihrer Idee, die Stolpersteine wieder glänzen zu lassen, lief sie bei ihren 42 rotarischen Freunden offene Türen ein. "Gerade in der aktuellen politischen Zeit, da auch bei uns extreme und menschenverachtende Ideologien in Teilen der Bevölkerung wieder Anklang finden, müssen wir ein Zeichen setzen", sagte Präsident Robert Gerlach. Der RC Mülheim-Uhlenhorst trete durch seine Aktion dem Verblassen der Erinnerung an die grausamen Taten der NS-Zeit entgegen.