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Global Grant

Umweltfreundliche Energie und tolle Erlebnisse

Global Grant - Umweltfreundliche Energie und tolle Erlebnisse
Eine von zwei installierten Solaranlagen in der Johann Ludwig Schneller Schule im Libanon © Hans Schmid

Rotary Clubs aus dem Distrikt bringen durch ihre Spenden Licht in eine libanesische Schule und die Mitglieder des Clubs sammeln Eindrücke bei Ihrem Besuch im Libanon.

24.06.2023

Im Oktober 2021 wurde auf zwei Dächern der Johann-Ludwig-Schneller-Schule im Libanon eine Solaranlage mit 110kWp Leistung eingeweiht, die über einen Global Grant mit 140.000 US-Dollar von sechs Rotary Clubs, initiiert vom Rotary Club Beirut-Cosmopolitan, drei internationalen Distrikts und der Rotary Foundation finanziert wurde.

Traugott Plieninger, Distriktbeauftragter für Global Grants im Distrikt 1830, hatte hierzu die Clubs Bietigheim-Vaihingen mit dem Partnerclub Feldbach (Österreich) sowie die Clubs Ludwigsburg, Ludwigsburg Alt-Württemberg sowie Backnang-Marbach gewinnen können.

Das Projekt hat mittlerweile Vorbildfunktion für alle libanesische Schulen. Der Libanon ist durch eine langjährige Wirtschaftskrise, eine gewaltige Inflation, fehlendes Vertrauen in die Regierung und zuletzt durch die verheerende Explosion im Hafen von Beirut in einem desolaten und bemitleidenswerten Zustand. So ist unter anderem die Stromversorgung überwiegend nicht gewährleistet, viele behelfen sich deshalb mit Dieselgeneratoren.

Die neue Solaranlage in der fruchtbaren Bekaa-Ebene gewährleistet nun eine autarke, sichere Stromversorgung aus umweltfreundlichem Solarstrom. Die Anlage dient darüber hinaus auch für die Ausbildung der Elektrotechnik-Lehrlinge. Im Winter verringert sie den Einsatz von fossiler Energie.

Die Schule hat eine lange Geschichte, die zurückgeht auf die Mitte des 19. Jahrhunderts und das „Syrische Waisenhaus“, das der schwäbischen Pionier Johann-Ludwig-Schneller im Jahr 1860 gegründet hat, indem er elf Kriegswaisen bei sich zuhause aufnahm.

Auf Einladung des Distriktgovernors George M. Azar und der ehemaligen Präsidenten Adib Mounla, Habib Saba und Sona Kourtian vom RC Beirut-Cosmopolitan machte sich eine zwölfköpfige Delegation vom RC Bietigheim-Vaihingen vom 10. bis 16. Mai zu einem Libanon-Besuch auf. Fester Programmpunkt war auch die Teilnahme an der mehrtägigen Distriktversammlung des Distrikts 2452. Es war sehr beeindruckend, wie neun weit voneinander entfernte und kulturell unterschiedliche Länder (Bahrein, Vereinigte Arabische Emirate, Dubai, Zypern, Libanon, Palästina, Jordanien, Armenien, Georgien, Sudan) einen so offenen, freundschaftlichen und herzlichen Umgang miteinander pflegten.

Begleitet war die Distriktversammlung von einem anspruchsvollen mehrtägigen touristischen Begleitprogramm. Der Libanon ist durch seine Gebirgskette landschaftlich sehr interessant, wasserreich und fruchtbar – aber touristisch noch fast unentdeckt.

Die unsicheren und nahen Grenzen zu Syrien und Israel führen immer mal wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen, insbesondere im Süden, wo die Hisbollah vorherrschend ist. Im Norden und in Beirut selbst ist die libanesische Armee, dezent sichtbar, derzeit noch ein Garant für eine gewisse "Normalität".

So konnten wir auch die berühmten Jeita-Grotten, den Beit-ed-Din-Palast im Chouf-Gebirge, die Städte Tripoli, Byblos, Saida und Batroun sowie die Tempel von Baalbek unbehelligt besuchen. Viele dieser Orte gehören zu den ältesten permanent besiedelten Orten der Erde. Ihre Hafen waren in phönizischer und römischer Zeit sowie während der Kreuzzüge im Mittelalter von besonderer Bedeutung. Überall wurden wir gastfreundlich aufgenommen, haben uns relativ sicher gefühlt und wurden durch eine hervorragende lokale Küche bestens versorgt.

Der Libanon war historisch schon immer Schauplatz und Kreuzungspunkt verschiedener Kulturen, Religionen und politischer Weltanschauungen. Leider scheinen diese immer mal wieder in einen zerstörerischen und unsäglichen Machtkampf miteinander zu verfallen. Der Verfall des libanesischen Staatswesens ist hier beispielhaft. 15 Millionen Libanesen leben zwischenzeitlich im Ausland, nur noch fünf Millionen im Land selbst, mit 1,5 Millionen Flüchtlingen im Land. Rotary International hat die Chance, den Menschen und dem Land vor Ort zu helfen. Rotary hat ein hohes Ansehen und Vertrauen bei den Menschen im Libanon.

Mit 5.000 US-Dollar haben wir uns deshalb schon letztes Jahr erneut an einem weiteren Global Grant gemeinsam mit 157 Clubs und zehn Distrikten im Libanon für medizinische Ausstattungen im Beirut Governmental Hospital Karantina beteiligt. Die solidarische Hilfe aus sieben Ländern hat insgesamt 391.000 US-Dollar zusammengebracht. Vor einigen Tagen konnten die dringend benötigten Geräte übergeben werden. "Gib der Welt Hoffnung" – das Jahresmotto 2023/24 ist, ach, so passend!

Hans Schmid
RC Bietigheim-Vaihingen