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Adolf Werner (RC Landeck-Imst)

Ein Werk der Nächstenliebe

15.12.2014

Busserl links, Busserl rechts. Adi Werner nimmt die Gäste fest in die Arme. „Schön, dass ihr wieder kimma seid.“ Die Begrüßung im Arlberg-Hospiz ist so herzlich wie in einer glücklichen Familie – kein Wunder, denn hier sind die meisten Brüder und Schwestern. So nennen sich die mehr als 15.000 Mitglieder der „Bruderschaft St. Christoph“. Der ältesten Hilfsorganisation der Welt gehören auch mehrere gekrönte Häupter, Regierungschefs, Wirtschaftskapitäne, Olympiasieger und Showstars an. Mehr oder weniger prominente Urlauber haben sich mit Einheimischen am Arlberg (Tirol) verbrüdert, um versteckte Not zu lindern.

Adolf, den alle nur Adi nennen, und Gerda Werner sind seit genau 50 Jahren Herz und Motor der Gemeinschaft. Sie haben das Hotel 1964 übernommen, die Bruderschaft wiederbelebt und mit außergewöhnlichem Einsatz zu einem einzigartigen Erfolgsmodell entwickelt. Seitdem konnte knapp 10.000 Familien mit insgesamt 14 Millionen Euro schnell und unbürokratisch geholfen werden.   

Hans Dampf am Arlberg

Die Werners heben mit dieser Initiative die Geschichte des Hauses hervor, die auf ein 1386 errichtetes Notquartier am Arlbergpass zurückgeht. Die Bruderschaft ist laut Statut ein „Werk der Nächstenliebe“, und als solches lässt sich auch das Handeln von Adi Werner zusammenfassen. Engagieren, Helfen und Dienen lautet sein Credo. Der gebürtige Wiener war jahrzehntelang Hans Dampf in allen touristischen, gastronomischen und gesellschaftlichen Gassen am Arlberg, zeitweise hatte er 16 Ehrenämter inne. Höchste Auszeichnungen sind der verdiente Lohn. Besonders stolz ist er auf die Ehrenbürgerschaft von St. Anton, sein Club ehrte ihn mit einem Paul Harris Fellow. Der Rotary-Tisch im Hospiz ist ebenfalls seit fast 50 Jahren eine Institution – und mit guter und noch dazu kostenloser Bewirtung eine schöne Tradition.


„Die Kunst der Begegnung“, so lautet der neue Hotelslogan, ist für Rotarier ganz einfach – jeden Samstag um 18 Uhr in der gemütlichen Kaminhalle. Stammgäste erzählen hier von der stolzen Entwicklung des Hospizes zu einem der besten Wintersporthotels und erinnern sich an rauschende Feste. Adi Werner nutzte den Top-Standort mit dem großartigen Skigebiet direkt vor der Haustür, investierte kontinuierlich und setzte auf anspruchsvolle Gastronomie und stimmungsvolle Unterhaltung. Die Software war im Hospiz immer am wertvollsten. Adi begeisterte als großzügiger und herzlicher Gastgeber par excellence – und nebenbei noch als brillanter Entertainer. „Wenn ich Gäste einlade, muss ich sie optimal bewirten und unterhalten“, sagt er, „den Kasperl machen inbegriffen.“

Mittlerweile hat sich der 78-Jährige aus der ersten Reihe zurückgezogen, er spricht aber täglich mit den Gästen und beobachtet mit Freude, wie sein Sohn Florian das Hospiz erfolgreich weiterführt und um einen persönlichen Schwerpunkt erweitert – die Kunst. Wie lange er noch weitermachen will? „So lange der Herrgott es mir ermöglicht“, schmunzelt er, „es gibt noch viel zu tun!“

 Joachim Heidersdorf


Zur Person:

Adolf Werner wurde am 11. März 1936 in Wien geboren

  • 1951 bis 1954 Kellnerlehre Hotel Bellevue in Bad Gastein, danach Stationen in Venedig, Bad Gastein und Mont Saint Michel (Frankreich).
  • 1959 Hotelfachschule Lausanne (Schweiz), anschließend als Manager auf den Bermudas, den Bahamas und in San Francisco.
  • Oktober 1964 Übernahme des Arlberg-Hospizes in St. Christoph; Geschäftsführer bis 1997.