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Governorrat

Das größte Hilfsprojekt

Governorrat - Das größte Hilfsprojekt
© Bernd Meidel (alle Fotos)

Bei der Sitzung des Deutschen Governorrates (DGR) im März in Landau stand der Besuch des Governors der Ukraine, Vitalii Lesko, im Vordergrund. Er appellierte an die Rotarier in Deutschland, Österreich und der Schweiz, ihre Hilfe fortzusetzen und damit zu den humanitären Grundlagen einer Lösung des Konflikts in seinem Land beizutragen.

05.04.2023

Vitali Lesko, Governor des Distrikts 2232 mit rund 70 Rotary Clubs in der Ukraine, war auf Einladung des Deutschen Governorrats nach Landau gekommen. In einer bewegenden Ansprache dankte er den Rotary-Mitgliedern in Deutschland für die Hilfsprojekte in den vergangenen zwölf Monaten. "Die Not und das Leid der Menschen, die der Krieg gegen die Ukraine verursacht hat, hat mit den Tausenden von Hilfsaktionen der Rotarier eine beeindruckende Antwort gefunden", sagte Lesko auf Englisch.

Insgesamt haben die Mitglieder von Rotary in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit Beginn des Krieges deutlich mehr als 30 Millionen Euro für die Hilfen in der Ukraine sowie für die Geflüchteten in den Nachbarländern der Ukraine und in Deutschland aufgebracht. Die Bandbreite der Hilfen reicht von medizinischen Gütern bis zur Ausstattung von Krankenhäusern in der Ukraine, von Lebensmitteln und warmer Kleidung für Geflüchtete bis hin zu Integrationshilfen für Kinder und Jugendliche in Schulen und Kitas in Deutschland.

Allein in den vergangenen Wochen haben deutsche Rotary Clubs fast eine halbe Million Euro gesammelt für den Aufbau von Notunterkünften in der zerstörten Stadt Moschtschun nahe Kiew und für die Anschaffung von Generatoren zur Stromversorgung landesweit. Lesko freute sich, dass die Rotarierinnen und Rotarier in Deutschland zusätzlich erst kürzlich 300.000 Euro an den zentralen Ukraine-Hilfsfonds der Rotary Foundation übergeben haben. "Die Unterstützung für uns in der Ukraine ist nicht nur von großer praktischer, sondern genauso auch von moralischer Bedeutung!"

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Übergab sein Amt an Walter Wever: DGR-Vorsitzender Thomas Meier-Vehring.

Der Vorsitzende des Deutschen Governorrates, Thomas Meier-Vehring, hob die überwältigende Hilfsbereitschaft der mehr als 1100 Rotary und 190 Rotaract Clubs in Deutschland hervor. Sie zeige die wichtige Rolle der Serviceorganisation: "Den Frieden zu wahren ist eine der Aufgaben, denen sich die Rotarier weltweit stellen. Daher ist der humanitäre Einsatz nicht nur die richtige zivilgesellschaftliche Antwort auf einen Krieg, sondern auch die Voraussetzung für die Gestaltung der Versöhnung und des Miteinanders in der Zukunft."  

Der Leiter der Ukraine Task Force des Deutschen Governorrates, Armin Staigis, ergänzte: "Wenn es schon nicht in unserer Macht liegt, den Frieden wiederherzustellen, dann müssen wir zumindest den Menschen in Not helfen. Und das macht Rotary derzeit mit den verfügbaren Kräften und Mitteln in einer seiner größten Hilfsaktionen."

Auf der DGR-Tagung wurden auch die Ergebnisse der Begleitforschung zur Ukraine-Hilfe der Rotarier vorgestellt. Die Ukraine-Hilfe ist aller Vermutung nach das größte Hilfsprojekt der deutschen Rotary Clubs jemals. Neun von zehn Clubs haben sich in der Ukraine-Hilfe engagiert beziehungsweise tun es noch. Von März bis Oktober 2022 haben Rotary-Mitglieder in Deutschland rund 30 Millionen Euro für Menschen in und aus der Ukraine mobilisiert.

Die Begleitforschung wurde vom Maecenata Institut in Berlin durchgeführt und von deren Studienleiter Ekkehard Priller vorgestellt. Bemerkenswert war, dass 62 Prozent der Clubs mehr als ein Projekt der Ukraine-Hilfe angepackt haben. 60 Prozent der Projekte richteten sich an Menschen aus der Ukraine, die sich in Deutschland aufhielten, 33 Prozent der Projekte hatten ihr Ziel in der Ukraine und fünf Prozent in Polen und anderen Nachbarländern. Medizinische Hilfe machte ein Fünftel der Hilfsleistungen aus, Ausstattung für den privaten Bereich war ebenfalls wichtig. Eine kleinere Rolle spielten Freizeitangebote, Sprachkurse und psychologische Hilfe. Transportleistungen machten nicht ganz ein Zehntel der Projekte aus.

Die aufgebrachten Mittel kamen etwa zur Hälfte aus Mitteln der Clubs und ihrer Mitglieder, die anderen Quellen waren eigener Arbeitseinsatz, Sachleistungen anderer Stellen und Nutzung von zentralen Spendenmitteln. Die Projektbeteiligten waren sehr zufrieden mit der Unterstützung in ihrem Club, drei Viertel waren zufrieden mit der Unterstützung durch ihren Distrikt und die Ukraine Task Force des DGR. Eine deutliche Mehrheit der teilnehmenden Clubs sprachen sich für Hilfsprojekte auch in künftigen humanitären Notsituationen aus. Das Design der Begleitforschung war wesentlich konzipiert worden von Past-Gov. Henning von Vieregge (1820) und Governor Armin Staigis (1880). Der schriftliche Bericht erscheint in den nächsten Wochen im Netz bei Maecenata und wird somit allen Interessenten innerhalb und außerhalb von Rotary zugänglich gemacht.

Rückblick auf Fluthilfe

Einen Abschlussbericht gab es zur Fluthilfe der Rotary-Mitglieder an Ahr und Ruhr. Seit Juli 2021 kümmern sich die Distrikte 1810 und 1900 um Hilfsprojekte nach der Flutkatastrophe infolge des Sturmtiefs Bernd. Neben vielen eigenfinanzierten Projekten der Clubs und einer zahllosen Anzahl von Einsatzstunden durch die Mitglieder konnte der Distrikt 1810 über das Spendenkonto beim Rotary Gemeindienst Deutschland Gelder zur Verfügung stellen.

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Agieren häufig abgestimmt und gemeinsam: die Governors aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Eine klare Förderrichtlinie, ein unbürokratischer Förderantrag und ein agiler Lenkungskreis hatten sichergestellt, dass die anvertrauten Gelder möglichst zeitnah den Bedürftigen in den über den ganzen Distrikt verteilten
Schadensgebieten als Geld- oder Sachspenden zukamen. Bis Ende dieses rotarischen Jahres wird der Distrikt-Spendentopf vollständig ausgekehrt worden sein. Per Ende März 2023 wurden in 29 Bewilligungstranchen 347 Einzelanträge mit 2,3 Millionen Euro bewilligt. Für ein Restguthaben von 28.000 Euro liegen bereits Anträge vor.

Im Distrikt 1900 hat der RC Hagen die Steuerung der Katastrophenhilfe übernommen. 1,2 Mio. Euro Spendengelder wurden in Südwestfalen eingesetzt. 242 Förderanträge mit einer Spendensumme von 610.000 Euro wurden bewilligt. Weitere 425.000 Euro wurden zur Prävention eingesetzt. Die verbleibenden Mittel von ca. 150.000 Euro wurden für Erholungsreisen für Flutopfer budgetiert. Zusätzlich konnten durch die Unterstützung der Firma Möbel Zurbrüggen Möbelgutscheine im Gesamtwert von 50.000 Euro in kleineren Stücklungen an die Flutopfer verteilt werden.

Der ehrenamtliche Einsatz der Rotary-Mitglieder kam auf mehr als 3.300 Stunden. Der DGR hat beschlossen, dass eine Arbeitsgruppe "Rotary Krisen- und Katastrophenhilfe" ein Konzept mit dem Ziel erstellt, zukünftig bei Krisen- und Katastrophenfällen besser vorbereitet zu sein und lagebezogen angemessen reagieren zu können.

Neue Wege in der IT

Bei der Governortagung wurde auch über die Weiterentwicklung der Rotary-IT gesprochen. Die Verantwortung für dieses Arbeitsfeld geht im Sommer 2024 vom Rotary Verlag auf eine neue Gesellschaft über, die von einem Verein der Distrikte in Deutschland gegründet und beaufsichtigt wird. Projektleiter Cornelius Neufert stellte die neuen Strukturen und die nächsten Schritte vor. Eine bemerkenswerte Neuerung wurde bereits erreicht. Die Anmeldedauer für die RO.App wurde in Abstimmung mit dem Rotary Verlag auf einen Monat verlängert. Einloggen ist also erst nach 30 Tagen wieder nötig.

Gerd Beckmann, Vorsitzender des Gemeindienst-Ausschusses des Deutschen Governorrats, richtete einen Appell an alle Clubs, am 13. Mai 2023 mit kreativen Projekten und Hands-on-Einsätzen die Arbeit von Rotary in der lokalen Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Jan Mittelstaedt, Leiter Ausschuss Onlinesynergien  des DGR, stellte die Webseite www.rotaryprojekte.de vor. Hier werden beispielhafte Projekte von Clubs vorgestellt, die gerne von anderen Clubs kopiert werden können. Vorschläge für Einträge auf dieser Seite gehen ganz einfach an vorschlag@rotaryprojekte.de.

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Dank an den langjährigen Polio-Zonenkoordinator Urs Herzog

Urs Herzog, seit 16 Jahren Polio-Beauftragter, übergibt diese Funktion an Christian Schleuss, RC Hagen. Herzog zog eine Bilanz der großen Anstrengungen der Rotarier für den Kampf gegen Polio. Die Impfstrategie hat sich so weit verfeinert, dass die letzten Vorkommen des Wildpolio-Virus lokal sehr genau einzugrenzen sind. Insofern ist es vorstellbar, dass auch es immer weniger Fälle geben wird. In den drei Monaten bis Ende März hatte es weltweit nur noch einen neuen Wildpolio-Fall gegeben. Die Leiterin der Rotary-Polio-Verbindungsstelle in Berlin, Anne von Fallois, danke den Rotariern in Deutschland für die nachhaltige Unterstützung. Dank der Leistungen von Rotary sei es möglich gewesen, die Bundesregierung zur Fortsetzung der Polio-Hilfe aus dem Bundeshaushalt zu gewinnen. Für die kommende Förderperiode seien 37 Millionen Euro jährlich zugesagt worden.

Ein wichtiger Termin sollte für alle Rotarier der Welt-Polio-Tag sein. In Deutschland wird er am 21. und 22. Oktober 2023 mit einer großen Veranstaltung in Chemnitz begangen. Sabina Gaertner-Nitsche, DGE 1880, wird dazu demnächst weiter informieren.

Hans-Hermann Kasten folgt auf Urs Klemm in der Funktion des RI-Direktors für die Zonen 15 und 16, in denen die Distrikte in Deutschland und der Schweiz zusammen gefasst sind. Die Gemeinschaft der Rotarier in Deutschland und Europa will er mit einem Europa-Treffen am vom 30. August bis 1. September in Bonn stärken.

Die Vorsitzende von Rotaract Deutschland, Hanna-Laura Grotepass, präsentierte Rotaract als eine eingeständige Organisationsform innerhalb der rotarischen Familie. Ihr Nachfolger wird ab Juli 2023 Julian Seethaler sein. Neuer Rotary-Beauftragt für Rotaract und Interact wird Ulrich Heucken, der die Nachfolge von Susanne Jork antritt.